Absturz mit Ansage: Tesla-Prophezeiung bewahrheitet sich
Seit Jahren prophezeien es die Analysten: Mit Tesla kann es so nicht weitergehen. Dass der Absturz nun aber so schnell kommt, hätten sie sich wohl kaum in ihren Alpträumen ausgemalt. Elon Musk ist längst zu weit mehr als einem Klotz am Bein für Tesla geworden.Ein Kommentar von Felix Gräber

Seit Jahren prophezeien es die Analysten: Mit Tesla kann es so nicht weitergehen. Dass der Absturz nun aber so schnell kommt, hätten sie sich wohl kaum in ihren Alpträumen ausgemalt. Elon Musk ist längst zu weit mehr als einem Klotz am Bein für Tesla geworden.
Ein Kommentar von Felix Gräber
Musk dreht am Rad: Twitter-Probleme waren nur Vorgeschmack
Seit US-Präsident Donald Trump zurück an der Macht ist und mit ihm auch Elon Musk im Weißen Haus Einzug gehalten hat, geht es in den USA drunter und drüber – und der Rest der Welt kriegt es auch längst zu spüren. Neben der allgemeinen Verunsicherung und der Frage, die sich viele stellen: „Was bitte ist in diese Menschen gefahren?“, dürfte aber auch eine ganz spezielle – wenn auch nicht kleine – Gruppe am Tesla-Chef ernste Zweifel haben: die Aktieninhaber.
Denn wovor schon seit Jahren von vielen Analysten gewarnt wird, tritt gerade ein: Elon Musk ist vom charismatischen Aushängeschild Teslas zu einem der ärgsten Probleme geworden, die der E-Auto-Pionier nun irgendwie beackern muss.
Wie ernst es ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen von Tesla: In Europa haben die Verkäufe extrem nachgegeben. Die Neuzulassungen von Tesla-Fahrzeugen sind um 45 Prozent eingebrochen. In Deutschland sieht es sogar noch drastischer aus: 41 Prozent minus verzeichnete Tesla bereits im ganzen Jahr 2024. Im Januar folgte der nächste Crash: 59 Prozent unter dem Vorjahreswert – immerhin im Land mit dem einzigen europäischen Tesla-Produktionsstandort.
Das ist für Tesla nicht nur ein extremer Einbruch. Es ist der erste Rückgang der Verkaufszahlen überhaupt in den vergangenen 10 Jahren (Quelle: Welt). Das zeigt sich längst auch beim Aktienkurs: Gut 40 Prozent Unternehmenswert hat Tesla seit seinem bisherigen Höchststand zum Jahreswechsel verloren.
Und der Grund? Turnusmäßige Fluktuation, in Folge geringerer Output an den Gigafactories – das spielt nur eine minimale Rolle. Es ist der Tesla-Chef, der seinen Konzern mit aller Macht in die Katastrophe steuert – und nicht nur den.
Der Tesla-Chef ist längst auf einer politischen Mission
„Teslas größte Herausforderung im Jahr 2025 ist nicht die Technologie, sondern die Wahrnehmung“, zitiert Welt Jacob Falkencrone, Analyst und Chefstratege der dänischen Bank Saxo. „Elon Musks politischer Ballast belastet inzwischen den Absatz, die Markentreue und das Vertrauen der Anleger.“
Woraus dieser Ballast besteht, braucht man nicht mehr lang und breit erklären, deswegen nur eine kleine, mit Sicherheit unvollständige Liste:Politische und finanzielle Unterstützung des wiedergewählten US-Präsidenten Donald Trump im Wahlkampf Musks neue Rolle als Chef von DOGE – der Behörde, die Verschwendung im US-Haushalt bekämpfen soll, dabei kein Fettnäpfchen auslässt und praktisch täglich neue Horrorszenarien gebiert: Massenentlassungen Ungeplanter Zugriff auf Staatsgeheimnisse Zugriff auf persönliche Daten von US-Bürgern Macht und Aufsicht über Finanzsysteme
Aber Elon Musk wäre ja nicht Elon Musk, wenn ihm das reichen würde. Außerhalb der USA mischte er munter bei den deutschen Bundestagswahlen mit. Er unterstütze auf X (ehemals Twitter) mit diversen Posts, mutmaßlich künstlich gepusht in ihrer Reichweite, und einem persönlichen (!) Interview die in Teilen gesichert rechtsextreme AfD, die auch in Gänze vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall angesehen wird. Auch bei deren Wahlkampfveranstaltung ließ er sich live zuschalten.Link
Ähnlich greift der (noch) reichste Mensch der Welt auch in UK ein, protegiert die Konservativen und unterstützt so als politischer Dilettant mit riesiger Reichweite gerade die Strömungen und Parteien, die fast alles auf sich nehmen, um Elektroautos wie die von Tesla zu verbannen oder zumindest so schlecht zu machen, wie es irgendwie geht.
Mal abgesehen von meinem persönlichen Unverständnis für Musk – für die Tesla-Investoren ist er auf dem Weg, zum Totalausfall zu werden. Das hat man kommen sehen:
Schon seit Musk Twitter erworben hat, kritisieren Experten und Shareholder gleichermaßen, dass der Mann nicht unendlich viele Unternehmen führen kann. Hier also die nächste Liste, Elon Musk ist derzeit Chef von:Tesla (inkl. SolarCity) DOGE X (Twitter) SpaceX xAI Neuralink The Boring Company
Spätestens seit dem Kauf von Twitter, das er inzwischen zu einer mehr als fragwürdigen Propagandamaschine umgebaut hat, kommt immer wieder die Frage auf, wann er Posten abgibt. Bisher legt er sich nur immer wieder neue zu.
Mit seiner Nähe zur US-Regierung und der Stärke, die seine neue Behörde bereits nach wenigen Woche erlangt hat, ist es eher eine Frage, ob und wie lange er sich überhaupt noch irgendjemandem zu rechtfertigen braucht.
E-Autos egal: Musk braucht Tesla nicht mehr
Musk selbst hat seine Marke Tesla seit Jahren so sehr mit seiner Person verschränkt, dass Kunden das eine praktisch nicht mehr ohne den anderen wahrnehmen (können). Wer heute einen Tesla kauft, kann das Werk kaum noch vom Macher trennen – das Wort Künstler geht mir hier nicht über die Finger.
Was Musk tut, führt längst nicht mehr nur dazu, dass sich Tesla-Fahrer kleine Sticker gönnen mit der schönen Aufschrift „I bought this before Elon went crazy“ – Ich habe das gekauft, bevor Elon verrückt wurde.Link
In den USA gibt es nicht immer friedliche Protestaktionen vor Teslas Verkaufsstellen. Musk-Gegner warfen seine verdächtig an den Hitlergruß erinnernde Armgeste als Mahnung an die Gigafactory bei Berlin. Mit klarer Botschaft: Seht euch genau an, wem ihr euer Geld gebt, wenn ihr einen Tesla kauft.
Das wirklich Perfide an Musks Vorgehen: Er wird es wohl leider verschmerzen können, wenn Tesla die Kunden in Scharen davonlaufen. Während seine Unternehmen sich marktwirtschaftlicher Realität wahrscheinlich nicht gänzlich entziehen können, ist Elon Musk selbst schon so gut wie too big to fail. Der Abstieg von Tesla jedenfalls macht ihm bisher offenbar so gar nichts aus.LinkElon Musks Unternehmen: Das sind die größten Projekte des Tesla-Chefs