Statt DeepSeek-Durchbruch droht Manus der Clubhouse Crash: KI-Hype zwischen Marketing und Realität
Manus wird als bahnbrechende KI-Plattform gefeiert, doch erste Tests zeigen erhebliche Schwächen. Während die Exklusivität den Hype antreibt, bleibt die technologische Leistungsfähigkeit fraglich.

Kaum ein KI-Tool hat in den vergangenen Tagen so viel Aufmerksamkeit erhalten wie Manus. Die neue „agentische“ Plattform wird als bahnbrechender Fortschritt in der Mensch-Maschine-Zusammenarbeit beworben und hat bereits eine riesige Community um sich versammelt.
Innerhalb weniger Tage wuchs der offizielle Discord Server von Manus auf über 138.000 Mitglieder an. Während der Head of Product bei Hugging Face Manus als „the most impressive AI tool I’ve ever tried“ bezeichnet, werden Berichten zufolge Zugangscodes auf chinesischen Plattformen für Tausende von US-Dollar gehandelt. Diese Exklusivität treibt den Hype zusätzlich an.
Auf Social Media nutzt Manus gezielt virale Strategien, um Aufmerksamkeit zu generieren. In einem aktuellen LinkedIn Post hebt das Unternehmen hervor, dass ein User die KI-Agents von Manus für eine detaillierte Analyse des britischen Immobilienmarktes eingesetzt habe.
Die KI recherchierte aktuelle Markttrends, bewertete Investitionsmöglichkeiten und lieferte konkrete Handlungsempfehlungen – und das allein durch eine natürliche, dialogbasierte Interaktion. Solche Anwendungsfälle sollen zeigen, dass Manus über klassische KI-Chatbots hinausgeht und als eigenständiger, analytischer Agent fungieren kann. Doch bleibt die Frage, ob diese Leistung in realen Nutzungsszenarien zuverlässig und konsistent reproduzierbar ist.
Claude 3.7 und Code:
Anthropic-KI, die mitdenkt und programmiert
Exklusivität und virales Marketing als Erfolgsfaktoren
Ein wesentlicher Treiber der Popularität von Manus ist die künstliche Verknappung. Der limitierte Zugang über Einladung erzeugt ein hohes Interesse. In chinesischen Medien wird das Tool als „die Zukunft der heimischen KI“ gefeiert, während Influencer auf Social Media spektakuläre Anwendungsfälle präsentieren – einige davon entpuppen sich jedoch als übertrieben oder irreführend.
Dieses Muster erinnert an den Hype um Clubhouse: Die exklusive Audioplattform erlebte 2021 einen kometenhaften Aufstieg, weil sie nur per Einladung zugänglich war. Doch die Begeisterung ebbte schnell ab – überzogene Erwartungen und technische Einschränkungen führten zu einem raschen Rückgang der Nutzer:innenzahlen. Auch bei Manus könnte sich ein ähnliches Szenario wiederholen. Solange das Tool nicht durch konsequente Weiterentwicklung überzeugt, besteht die Gefahr, dass die anfängliche Euphorie dem Realitätscheck nicht standhält.
DeepSeek:
Chinas KI-App überholt ChatGPT in den Charts und fordert Tech-Elite heraus
Manus zwischen technologischer Innovation und überhöhten Erwartungen
Hinter Manus steht das chinesische Unternehmen The Butterfly Effect. Die Plattform kombiniert Berichten zufolge existierende KI-Modelle wie Claude von Anthropic und Qwen von Alibaba, um Aufgaben wie das Erstellen von Forschungsberichten oder die Analyse von Finanzdokumenten zu automatisieren.
In einem viralen Video, das das Unternehmen auf X präsentierte, bezeichnet Yichao „Peak“ Ji, Research Lead bei Manus, den Agent als leistungsstärker als OpenAIs Tools und als wegweisend für eine neue Ära autonomer KI-Tools. Nachdem das Video Spekulationen und Kritik ausgelöst hatte, stellte Ji klar, dass es die tatsächlichen Fähigkeiten des Tools nicht korrekt widerspiegelte.
Introducing Manus: the first general AI agent.
Try Manus today and see the future of human-machine collaboration: https://t.co/IKBPiiHsta pic.twitter.com/z3C8fUK3eN— ManusAI (@ManusAI_HQ) March 5, 2025
Positive Einschätzungen und Potenzial
Der AI-Experte Philipp Schmid hob in einem Beitrag auf X einige Stärken von Manus hervor. Er betont, dass der Aufbau leistungsfähiger KI-Produkte nicht zwangsläufig die Entwicklung eigener Basismodelle erfordert. Vielmehr könne durch die richtige Kombination vorhandener Modelle und Tools bereits ein hohes Maß an Funktionalität erreicht werden.
Diese Einschätzung unterstreicht, dass Manus auf bestehenden Technologien aufbaut und durch geschickte Integration verschiedener Tools beachtliche Leistungen erzielen kann. Auch der Derya Unutmaz, Professor für Biomedizin und Immunologie am Jackson Laboratory, äußerte sich positiv und beschrieb Manus als ein Tool, das sich in Qualität OpenAIs Deep Research annähere – wenn auch mit Defiziten bei der Zitierweise.
Wow! At first glance, it seems Manus AI is quite close to OpenAI’s Deep Research in quality! I’ll need to read both reports more carefully, though. Also, Manus AI is missing the Deep Research-style citations & references, which are important.
Just started running my first test! https://t.co/OynGJbu3gW— Derya Unutmaz, MD (@DeryaTR_) March 8, 2025
Kritische Stimmen und Schwächen
Erste Nutzer:innen berichten jedoch von erheblichen Problemen. Alexander Doria, Mitgründer des KI-Startups Pleias, beschreibt seine Erfahrungen auf X als frustrierend: Fehlermeldungen, endlose Verarbeitungsschleifen und mangelhafte Quellenangaben häufen sich.
After experimenting with it, I do like the UI. But it's fundamentally a workflow like Devin, not an actual agent (at least nothing really beyond the built-in agentic capacities of Claude)— Alexander Doria (@Dorialexander) March 9, 2025
Andere Berichte zeigen, dass Manus grundlegende Aufgaben nicht zuverlässig erledigen kann. Der X User Teortaxes kritisierte, dass Manus vor allem für virale Inhalte optimiert sei, aber bei technisch anspruchsvollen Aufgaben wie STEM-Recherche oder Programmierung hinter den Erwartungen zurückbleibe. Ähnlich äußerte sich der User Xeophon, der darauf hinwies, dass Manus bei Datenanalysen Fehler machte und grundlegende Informationen nicht korrekt referenzierte.
after giving Manus a spin I conclude it's a product devilishly optimized for influencers, which is why it exploded so much. Generating threadboy content, trip plans and such general interest
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