Smarten Nistkasten selber bauen: Vogelhaus mit Kamera, WLAN & Solar im Test

Wer die heimischen Vögel nicht nur im Garten beobachten, sondern auch deren Nachkommen beim Aufwachsen zusehen will, braucht einen smarten Nistkasten mit Kamera. Wir zeigen, was die DIY-Variante für knapp 50 Euro kann.

Feb 27, 2025 - 16:33
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Smarten Nistkasten selber bauen: Vogelhaus mit Kamera, WLAN & Solar im Test

Wer die heimischen Vögel nicht nur im Garten beobachten, sondern auch deren Nachkommen beim Aufwachsen zusehen will, braucht einen smarten Nistkasten mit Kamera. Wir zeigen, was die DIY-Variante für knapp 50 Euro kann.

Bereits seit knapp zehn Jahren gibt es Vogelhäuser, Nistkästen und Futterhäuschen mit integrierter Kamera zur Tierbeobachtung. Seitdem hat sich technisch zwar einiges zum Positiven verändert, die aus unserer Sicht überzogenen Preise für fertige Systeme sind aber vergleichbar geblieben. Die beste Alternative lautet deshalb: Selber machen!

In diesem Testbericht zeigen wir, was man für den Selbstbau braucht und welche Punkte man beim smarten Nistkasten beachten sollte.

Ausstattung DIY-Nistkasten

Statt der Bildübertragung in PAL-Auflösung per AV-Kabel an den Fernseher nutzen die meisten kommerziellen Kamera-Vogelhäuser hochauflösende WLAN-Kamera und Smartphone. Das ursprüngliche Hauptproblem, das Bild ins Hausinnere zu bekommen, entfällt somit. Dank der mittlerweile günstigen Außenkameras mit Akku und Solarpanel funktionieren zwar bisher nicht alle, aber schon sehr viele smarte Vogelhäuser komplett kabellos.

Exakt das wollen wir auch für unsere DIY-Variante, denn nur dann ist die Platzierung wirklich flexibel und ohne weiteren Aufwand möglich. Wer den Nistkasten ohnehin in der Nähe einer Außensteckdose platzieren wollte, kann natürlich auch zur Außenkamera ohne Akku und Solarpanel greifen und so in der Regel etwas Geld sparen. Groß ist der finanzielle Unterschied aber nicht. Wir nutzen bereits seit Sommer 2014 die WLAN-Kamera von Peeipm für 36 Euro. Die in Schwarz und Weiß erhältliche Kamera mit externem Solarpanel ist wasserdicht, hat Nachtsicht an Bord und erlaubt Aufzeichnungen auf einer Speicherkarte und in der Cloud. An der Bildqualität der FHD-Kamera gibt es nichts auszusetzen, für unseren Zweck sind Auflösung, Schärfe und Kontrast ausreichend. Im Zweifel könnte man die Kamera auch öffnen und den Fokus der Linse per Hand verstellen – wirklich nötig ist das aber nicht. Die Stromversorgung via Panel und Akku funktioniert trotz harter Wetterbedingungen zuverlässig seit rund einem halben Jahr – der Ladezustand betrug in dieser Zeit nie weniger als 70 Prozent.

Kompakte Kameras mit vergleichbarer Ausstattung gibt es aber reichlich auf etwa Amazon, und so sollte man regelmäßig nach guten Angeboten suchen. Das sehr ähnliche Modell von Hiseeu ist mit 40 Euro beispielsweise etwas teurer als die WLAN-Kamera von Peeipm. Ebenfalls für 40 Euro, aber mit 2K-Auflösung, gibt es das Modell von iegeek. Vor dem Kauf sollte man sich mit eventuellen Zusatzkosten für ein Cloud-Abo auseinandersetzen. Bei der Kamera von Peeipm ist die kostenlose Cloud-Variante zwar eingeschränkt, aber voll nutzbar. Einzelne Clips sind zumindest eine ganze Zeit abrufbar – das ist leider nicht bei allen Kameras so!

Ansonsten ist eigentlich nur wichtig, dass die Kamera über ein externes Solarpanel, einen Akku und eine WLAN-Verbindung verfügt und ins Innere des Nistkastens passt. Auch den gibt es in zig Varianten und Preisklassen als Selbstbau-Set oder fertig zusammengebaut zu kaufen. Individueller, aber teurer und zeitaufwändiger ist natürlich der Selbstbau in der eigenen Werkstatt. Dank der aus unserer Sicht mittlerweile ganz ordentlichen Qualität zum Budgetpreis sparen wir uns dieses Jahr die Holzarbeit und bestellen einen Kasten bei Amazon. Wichtig bei der Auswahl: Im Inneren muss nach oben ausreichend Platz für die Kamera sein! Viele Nistkästen mit weit oben platziertem Einflugloch kommen deshalb nicht infrage.

In unserem günstigen Kasten aus Holz sind im Bereich über dem Einflugloch bereits zwei Leisten im Inneren angebracht – hierauf legen wir ein dünnes zugeschnittenes Stück Sperrholz, auf dem wir dann die Kamera platzieren. Für das Objektiv und die IR-Beleuchtung haben wir noch ein Loch ausgeschnitten. Nach dem Einbinden der Kamera ins WLAN und dem Aufhängen von Solarpanel und Nistkasten ist das Projekt bereits fertig und es beginnt die Warterei auf die diesjährigen Bewohner – erste Interessenten gibt es schon jetzt Ende Februar.

Die im letzten Jahr gekaufte Nisthilfe für 10 Euro ist derzeit leider nicht mehr erhältlich, dafür aber inzwischen in diversen Sets enthalten. Bei Amazon finden sich aber schnell mögliche Alternativen wie die Flamingo-Nistkästen für 14 Euro, der Birdy von Windhager für 13 Euro, der Windhager Cosy für 29 Euro und der Rivanto für 17 Euro. Wer es sich besonders einfach machen will, kauft den für Kameras vorbereiteten Kasten im Arbrikadrex-Store für 47 Euro. Der Hersteller aus Bayern nutzt 18 mm starkes, unbehandeltes Lärchenholz und bietet ausreichend Platz und eine Ablage für die Kamera. Das Zurechtschneiden und Anbringen eines Brettchens sollte aber eigentlich kein Problem darstellen. Alternativ kann man die Kamera auch direkt einschrauben, einkleben oder beispielsweise magnetisch befestigen.

Testerfahrungen

Mittlerweile haben wir ein halbes Dutzend DIY-Kamera-Nistkästen gebaut und dabei einiges gelernt. So sollten die Nisthilfen generell aus unbehandeltem Holz bestehen und entweder mit unschädlichen Alunägeln oder mit einer Schlinge an Bäumen angebracht werden, um diesen nicht zu schädigen. So hübsch wir das Anmalen oder Gravieren mit dem Laser finden – der Brandgeruch, dick aufgepinselte Acrylfarben oder mit Kleber abgebrachte Glitzersteine können potenzielle Bewohner vom Einzug im Vogelhaus abhalten! Hier ist weniger oft mehr.

Wer diese Punkte beachtet, kann sich nach dem Zusammenbau und dem Einrichten der WLAN-Verbindung zur Kamera zurücklehnen und abwarten, bis das erste Vogelpaar einzieht. Dank Bewegungserkennung meldet sich der Nistkasten, sobald sich etwas im Inneren tut.

Wenn der Nestbau erst begonnen hat, dauert es auch nicht mehr lange, bis die ersten Eier im Nest liegen. Am spannendsten ist dann die Zeit, wenn die Jungvögel ausgeschlüpft sind und mit weit aufgerissenen Schnäbeln auf die nächste Futterlieferung warten. Pro Saison wurde unser Nistkasten zwei bis dreimal von verschiedenen Vögeln zur Aufzucht genutzt.

Ein Pluspunkt für die DIY-Variante betrifft Komfort und Bildqualität. Im Vergleich zu günstigen Fertig-Häuschen kann man hier nicht nur Aufzeichnen, sondern live per WLAN zuschauen und wird bei Bewegungen vor der Linse auf Wunsch benachrichtigt. Auch die Bildqualität der genutzten WLAN-Kameras ist billigen Futterhäuschen-Kameras deutlich überlegen. Unser aktuelles Modell schafft immerhin FHD, aber auch 2K oder 4K sind problemlos möglich. Ob die Bilder in der Cloud der Billigkamera wirklich sicher sind, ist in diesem Fall egal – bei Kameras zur Hausüberwachung und mit Blick auf den Garten würden wir das anders bewerten. Im Zweifel muss übrigens Hand an die Kamera gelegt werden, um den Fokus zu ändern. Das ist weder sonderlich kompliziert noch immer notwendig.

Der nächste positive Punkt unserer Bastelvariante ist der Zeitfaktor – zwar kostet das DIY-Projekt Zeit, wir haben sie aber mit den Kindern verbracht, die ebenfalls viel Spaß an der Umsetzung hatten. Auch in Sachen Langzeitmotivation schneitet der Nistkasten mit den verschiedenen Nistzyklen viel besser ab als das Futterhaus.

Preis

Je nachdem, was man bereits zu Hause hat und welche Komponenten zum Einsatz kommen, ist hier nur ein überschaubares Investment nötig, um ans Ziel zu kommen. Ein echter Pluspunkt gegenüber den fertigen smarten Vogelhäusern, die in der Regel zu teuer für die gebotene Technik sind. Selbst wer Nistkasten und Überwachungskamera kauft, kommt aktuell mit rund 50 Euro davon.

Für den Nistkasten sollte man etwa 15 bis 20 Euro einplanen oder selbst zu Säge und Hammer greifen. Günstige Fertigmodelle sind etwa die Flamingo-Nistkästen für 14 Euro und der Birdy von Windhager für 13 Euro. Günstige Solarkameras gibt es zwischen 35 und 40 Euro. Gute Erfahrungen haben wir etwa mit der WLAN-Kamera von Peeipm für 36 Euro gemacht. Wer bereits andere Überwachungskameras benutzt, kann zwar auch eine Solarkamera des entsprechenden Herstellers benutzen, in der Regel sind die Kosten für Markengeräte aber deutlich höher.

Fazit

Das smarte DIY-Vogelhaus überzeugt uns nach wie vor – keine kaufbare Variante ist derart günstig und trotzdem technisch überzeugend gut. Neben dem lustigen Zeitvertreib beim Basteln kommt hier auch die Langzeitmotivation bei der Beobachtung nicht zu kurz. Wer einen geeigneten Platz im Garten hat, bekommt für geringe Kosten ein spannendes Projekt, welches nicht nur Kindern langfristig Freude bereitet.

Bei Bedarf kann man die Kamera nach einer Zeit auch für andere Aufgaben weiter nutzen – solange die Nisthilfe nur hängen bleibt. Die Vögel werden es danken. Anregungen für selbstgebaute Nistkästen finden sich etwa auf der Homepage vom Naturschutzbund NABU.

Mehr zu Überwachungskameras, bei denen man sich keine Sorgen über Cloud & Datensicherheit machen muss zeigen unsere Top 10: Die besten 4K-Überwachungskameras im Test – mehr Details, optischer Zoom, Top 10: Die beste Überwachungskamera mit PTZ im Test und Top 10: Die beste Überwachungskamera mit Top-Nachtsicht im Test.

  • günstig
  • kabellos und flexibel
  • ordentliche Bildqualität
  • Benachrichtigung bei Bewegung
  • hohe Langzeitmotivation
  • eigene App und Anmeldung notwendig
  • Komponenten müssen zueinander passen
  • Zeitaufwand für DIY ist größer