Ein Strategie-Spiel auf Steam erfindet die Geschichte neu, verärgert stolze Chinesen

Das Strategie-Spiel Hearts of Iron IV stellt einen neuen DLC vor und verärgert damit chinesische Spieler aufs Schlimmste. Der Beitrag Ein Strategie-Spiel auf Steam erfindet die Geschichte neu, verärgert stolze Chinesen erschien zuerst auf Mein-MMO.de.

Feb 18, 2025 - 16:35
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Ein Strategie-Spiel auf Steam erfindet die Geschichte neu, verärgert stolze Chinesen
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Das Strategie-Spiel Hearts of Iron IV (Steam) plant eine neue Erweiterung. Einmal mehr wird man die Weltgeschichte neu schreiben können. Der neue DLC konzentriert sich auf Iran, Irak, Indien und Afghanistan und soll Anfang März 2025 erscheinen. Doch die Bevölkerung eines Landes hat damit schon jetzt groß Probleme: Chinesen laufen Sturm gegen die Veränderung.

Um was geht es in Hearts of Iron IV? Hearts of Iron IV ist eigentlich als eine Simulation des 2. Weltkriegs gestartet. Der Spieler kann jedes Land der Welt in den Jahren 1936 oder 1939 übernehmen und die Geschichte neu schreiben.

Hearts of Iron IV erschien 2016, ist aber heutzutage auf Steam beliebter als je zuvor. Mit einem Deutschland-DLC im November 2024 erreichte Entwickler Paradox neue Rekord-Spielerzahlen auf Steam.

Der anhaltende Erfolg des Strategie-Spiels liegt daran, dass sich Hearts of Iron IV im Laufe der letzten 8 Jahre zu einem „Was wäre wenn?“-Simulator entwickelt hat. In neuen Erweiterungen kamen immer neue Szenarien dazu, in denen Länder auf „nicht-historische Pfade“ abbogen. Wie hätte sich die Welt entwickelt, wenn in Deutschland nicht an Faschisten an die Macht gekommen wären, sondern Demokraten oder die Monarchie Bestand gehabt hätte? Wie wäre die Welt geworden, hätte Nazi-Deutschland die USA erobert?

Für viele Spieler sind solche alternativen Geschichts-Pfade spannend. Doch mit einer neuen Erweiterung verärgert Paradox jetzt einige stolze Spieler in China.

Neue Erweiterung konzentriert sich auf Iran, Indien, Irak, Afghanistan

Das ist die neue Erweiterung: Paradox hat vor ein paar Tagen die Erweiterung „Graveyard of Empires“ vorgestellt (via steam). Die Erweiterung fokussiert sich auf den Iran, Indien, Irak und Afghanistan.

Das Paket soll am 4. März 2025 erscheinen und wird aktuell auf Steam für 37 € gelistet. Das ist aber wohl ein Anzeigefehler von Steam und entspricht dem Preis für den Season-Pass, nicht nur für die neue Erweiterung.

Westliche Spieler kritisieren Preis und Gier

Das war die Kritik: Die auf Englisch geäußerte Kritik am DLC war ungefähr sowas wie:

  • Der DLC sei zu teuer für eine Region, die nichts mit dem 2. Weltkrieg zu tun hat
  • Ein Spieler regte sich furchtbar auf, dass Iran dadurch stärker als die Türkei wurde, was ja gar nicht gehe
  • Andere ärgerten sich über „Unrealistische Cartoon-Pfade“ für die Region

Review-Bombing aus China

Das war die Kritik von China: Aber richtig Ärger handelte sich Paradox offenbar mit chinesischen Spielern ein, die sich durch die Ankündigung in ihrem Nationalstolz verletzt sehen. Vor allem neue a-historische Pfade für Indien sind ihnen ein Dorn im Auge.

Denn eine Möglichkeit für Indien ist es nun, einen alternative historischen Pfad einzuschlagen, indem man Indien in „Das Reich der Seidenstraße“ verwandelt. Und das geht in den Augen der Chinesen gar nicht. Ist die „Seidenstraße“ doch etwas, das historisch eng mit China verwurzelt ist. Sogar ein neues Projekt der Partei, die „Neue Seidenstraße“ ist seit 2013 in Arbeite.

Außerdem kontrollierte Indien in dieser alternativen Geschichte auch noch Tibet – ein ganz sensibles Thema für die Chinesen. Seit 4 Tagen hagelt es jetzt negative Reviews zu Hearts of Iron auf Steam.

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Ein Spieler mit 3.000 Stunden rechnet mit Paradox ab

So zeigt sich der Ärger: Eine negative Review auf Steam mit 600 Likes, die auf Chinesisch verfasst wurde (via steam), kommt von einem Spieler mit 2.700 Stunden. Er sagt, er spiele seit 2019 und habe Paradox immer unterstützt. Sogar als es zu Fehlgriffen kam, habe er die Kritik runtergeschluckt, denn Hearts of Iron IV sei ein magisches Spiel und er sei bereit, ihm einiges durchgehen zu lassen. Doch jetzt ist offenbar das Maß voll.

Der Spieler wirft Paradox vor, an dem Ast zu sägen, auf dem sie sitzen. Oder, wie er formuliert, in den Topf zu spucken, aus dem man isst. Er hatte gehofft, China sei ein so großer Markt, dass Paradox dem Reich der Mitte mehr Inhalte und eine „mächtige Spielerfahrung” gewähren werde.

Aber jetzt verbinde man Indien mit der Seidenstraße und verknüpfe auch noch Indien mit Shanghai. Das gehe alles gar nicht. Offenbar ist für ihn die koloniale Macht, die Großbritannien auf China hatte, noch immer ein Reiz-Thema.

Der Spieler wird dann persönlich: Da man den Season-Pass auch nicht rückerstatten könne, fühle sich das alles wie eine „Vergewaltigung“ der chinesischen Spieler an. Nur weil Schweden und Indien eine hohe Vergewaltigungsrate hätten, heiße das nicht, dass man einfach die Spielerfahrung von Spielern schänden dürfe.

Der Spieler scheint dann Paradox damit zu drohen, die sollten nicht vergessen, wer sie seien. Immer hielten chinesische Firmen 5 % an ihrer Firma.

Ein anderer Spieler mit 1.700 Stunden schreibt in seinem chinesischen Review: Er wisse ja, dass die USA und Europa „Anti-China“ sei, doch sogar Anti-chinesischen Spieler hätten ja ein Hirn und müssten sehen, was das alles für ein Schwachsinn sei. Er spricht immer wieder davon, dass Paradox mit dem DLC den „Tiger“ geweckt habe. Er jedenfalls werde keine Produkt mehr von Paradox kaufen und sei sehr enttäuscht, nachdem Paradox im „Reich der Seidenstraße“ lebe.

Das steckt dahinter: Im Westen wird „Hearts of Iron IV“ nicht so ernst genommen und eher als Meme-Generator betrachtet. Sogar äußerst heikle Themen, wie der „Deutschland-DLC“ wurden eher mit einem Schmunzeln bedacht. In China scheint man da eine ganz andere Sicht auf das Spiel und seine Implikationen zu haben.

Bei Hearts of Iron IV scheint die Stimmung ganz schön aufgeladen zu sein. Im Vergleich dazu war die Kritik am „Deutschland-DLC“ zu Hearts of Iron IV aus unserer Ecke schon sehr milde: Experte weigert sich, den Deutschland-DLC eines Kriegsspiels auf Steam zu besprechen

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