Garmin Dash Cam X310 im Test

Das Flagship der neuen Dashcam-Serie von Garmin bietet erstklassige Bildqualität, bequeme Bedienung und zahlreiche smarte Zusatzfunktionen. Ob sich der hohe Preis in der Praxis auszahlt, zeigt der Test.

Feb 9, 2025 - 08:56
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Garmin Dash Cam X310 im Test

Das Flagship der neuen Dashcam-Serie von Garmin bietet erstklassige Bildqualität, bequeme Bedienung und zahlreiche smarte Zusatzfunktionen. Ob sich der hohe Preis in der Praxis auszahlt, zeigt der Test.

Die X310 von Garmin ist das neue Premium-Modell der aktuellen Fahrzeugkameras. Neben sehr hoher Bildqualität in 4K mit bis zu 120 FPS, Touchscreen- und Sprachbedienung lockt die Dashcam auch mit ihren integrierten Assistenzsystemen. Einen Teil davon bieten allerdings auch die günstigeren Modelle Dash Cam Mini 3, X110 und X210, wo genau liegt also der Unterschied. Wir haben es getestet.

Die Nutzung der mittlerweile gut bekannten Dashcams ist hierzulande zwar umstritten, unter Einhaltung gewisser Voraussetzungen ist die Nutzung aber auch in Deutschland zulässig. Kommt es trotz aller Vorsicht zu einem Unfall, helfen die gesicherten Aufnahmen, den Ablauf zu rekonstruieren, um so die Schuldfrage zu klären.

Für die Zulässigkeit der Aufnahmen dürfen aber nur relevante Daten gesichert werden – Videos ohne Aussagekraft dürfen also nicht dauerhaft gespeichert werden. Die Garmin-Kameras nutzten dazu die sogenannte Loop-Funktion, bei der ältere Aufnahmen automatisch mit aktuellen Videos überschrieben werden. Nur Unfallvideos und solche, die der Fahrer per Knopfdruck markiert, landen in einem separaten Ordner, um nicht überschrieben zu werden.

Die Garmin Dash Cam X310 filmt aber nicht nur das Geschehen vor dem Fahrzeug in 4K. Sie bietet ferner Assistenzsysteme, wie einen Abstands- und einen Spurhalteassistenten. Obendrein kann sie per Sprache gesteuert werden und erlaubt eine Live-Übertragung zum Handy und hat einen Park-Guard und eine Zeitrafferfunktion an Bord. Ob die zahlreichen Sonderfunktionen in der Praxis einen Mehrwert bieten und ob sich der stattliche Preis von fast 400 Euro lohnt, zeigt unser Test.

Design

Garmin setzt bei seiner X-Serie auf ein ähnliches Design, trotzdem sticht die X310 etwas heraus. Grund hierfür sind die nur zwei Bedientaster wegen des integrierten 2,4-Zoll-Touchscreens und das markante Objektiv im Metallic-Look. Das ragt knapp einen Zentimeter aus dem ansonsten schlichten schwarzen Gehäuse hervor. Die Abmessungen sind mit der X210 identisch und betragen 70 × 42 × 20 Millimeter. Mit einem Gewicht von 78 g ist sie zwar etwas schwerer, aber trotzdem noch schön kompakt. Bei vernünftiger Platzierung beeinträchtigt somit auch nicht das Sichtfeld. Dem gehobenen Preis entsprechend ist die Verarbeitungsqualität sehr hoch und so gibt es hier nichts zu kritisieren.

Das Top-Modell der Dashcam-Reihe bietet 4K-Auflösung mit einem Blickwinkel von 140 Grad und einer Bildwiederholfrequenz von bis zu 120 FPS. Für verbesserte Bildqualität bei schwierigen Lichtverhältnissen sorgt die Garmin Clarity-HDR-Optik, während der integrierte Polfilter tagsüber Spiegelungen reduziert. Das Kameraobjektiv auf der Vorderseite ragt etwa einen Zentimeter aus dem schlichten schwarzen Gehäuse hervor. Die Verarbeitung und die Druckpunkte der Tasten geben keinen Anlass für Beschwerden. Dem gehobenen Preis entsprechend, gibt es hier eine erstklassige Verarbeitungsqualität.

Neben der Kameralinse sitzt der bewegliche Befestigungsarm, mit dem die Dashcam an die Innenseite der Windschutzscheibe geklebt wird. Genaugenommen klebt hier aber nicht die ganze Kamera, sondern nur eine kleine Metallplatte an der Scheibe. An dieser haftet der magnetische Arm der Kamera – das funktioniert zuverlässig, selbst bei starker Bremsverzögerung. Damit die Klebestelle auch wirklich zuverlässig hält, muss man die Klebestelle unbedingt vorher von Schmutz und Fett befreien und bei moderaten Außentemperaturen arbeiten. So befestigt hält die Dashcam dann wirklich zuverlässig – auch bei Erschütterungen und Temperaturwechseln. Bei der Befestigung mit einem Saugnapf wäre der Halt erfahrungsgemäß weniger zuverlässig. Einziger Nachteil der starken Klebe-Pads: Das rückstandsfreie Entfernen ist aufwendig.

Der Schacht für die benötigte microSD-Karte befindet sich auf der Unterseite – eine Speicherkarte gehört trotz des saftigen Preises leider nicht zum Lieferumfang. Für den Einsatz in einer Dashcam mit hoher Auflösung empfiehlt sich auf jeden Fall eine microSD-Karte mit hoher Lese- und Schreibgeschwindigkeit. Die Geschwindigkeitsklasse sollte mindestens den Faktor 10 betragen. Worauf Käufer noch achten sollten, erklären wir im Ratgeber Speicherkarten: Die richtige Karte für Handy, Kamera oder Drohne finden. Nach dem Einlegen der Speicherkarte wird diese zunächst formatiert. Man muss der Formatierung zwar erst zustimmen, andere sollte man trotzdem gleich im Vorfeld sichern.

Ausstattung

Der Lieferumfang der X310 ist mit den kleineren Modellen vergleichbar. Im Paket liegen die Dashcam, ein rund vier Meter langes USB-A-auf-USB-C-Kabel und ein USB-Netzteil für den Zigarettenanzünder. Die Speicherkarte ist wie bereits erwähnt nicht dabei.

Die großzügige Länge des flexiblen Ladekabels macht eine einigermaßen versteckte Verlegung im Innenraum auch für Laien möglich. Wichtig bei der Montage: Das Kabel muss das Sichtfeld freilassen und darf sich keinesfalls in Pedalerie, Blinkerhebel oder Gurt verheddern. An welchen Stellen der Windschutzscheibe die Kamera befestigt werden darf und welche Platzierungen nicht zulässig sind, erklärt die ausführliche, mehrsprachige Anleitung.

Zur Stromversorgung kommt ein zeitgemäßer USB-C-Anschluss zum Einsatz. Zwar hat die Dash Cam X310 theoretisch sogar einen kleinen Lithium-Ionen-Akku integriert, der hat aber nur eine sehr geringe Kapazität. Für längere Aufnahmen ist er auch gar nicht gedacht. Der Akku ist für Notfälle vorgesehen und ermöglicht es trotz Verbindungsabriss der Stromversorgung für einige Minuten weiter zu funktionieren. Das ist wichtig, damit bei einem heftigen Unfall die letzten Aufzeichnungen tatsächlich gespeichert werden. In den Tests zeichnet die Dash Cam X310 auch ohne angestecktes USB-Kabel noch etwa weitere 15 Minuten auf, bevor sie sich abschaltet. Ein weiterer Vorteil der internen Stromquelle: Die Kapazität reicht aus, um bequem Videos außerhalb des Autos kabellos über die Garmin Drive App auf dem Smartphone anzusehen oder herunterzuladen – kommuniziert wird per Bluetooth und WLAN.

Zur exakten Ortsbestimmung sind GPS- und Galileo-Empfänger integriert. Die Aufnahme der Videos startet dank des empfindlichen Erschütterungssensors automatisch, sobald sich das Fahrzeug in Bewegung setzt. Der Sensor hat aber noch eine weitere wichtige Aufgabe. Er registriert starke und plötzliche Verzögerungen, etwa bei Bremsmanövern oder einem Unfall. Wenn das passiert, landet das Video in einem geschützten Ordner auf der Speicherkarte. Dann wird es von der Loop-Funktion nicht automatisch überschrieben und eventuell wichtige Beweise bleiben erhalten. Das automatische Überschreiben alter und rechtlich nicht relevanter Videoaufzeichnungen ist für den Gebrauch der Dashcams in Deutschland vorgeschrieben.

Garmin bietet hier zwei Optionen. Bei Methode Eins erstellt die Kamera so lange einzelne Clips mit einer Länge von jeweils einer halben Minute, bis die microSD-Karte voll ist und überschreibt dann jeweils die älteste Aufnahme. Alternativ nimmt die X310 immer nur ein Video von 30 Sekunden auf und überschreibt dieses dann sofort. Ausgenommen sind Clips, bei denen der G-Sensor reagiert hat. Diese Videos sind geschützt. Wir empfehlen aus Gründen des Datenschutzes die zweite Möglichkeit. Zusätzlich sollte man regelmäßig im geschützten Bereich abgelegte Videos auf Relevanz überprüfen und löschen, wenn sie nicht von Interesse sind.

Bedienung

Im Praxistest empfinden wir die Bedienung und Steuerung der Dash Cam X310 selbsterklärender Menüs und Touchscreen-Bedienung als intuitiv und unkompliziert. Die Berührungen der Finger werden zuverlässig erkannt und umgesetzt, was uns zumindest bei der Nutzung außerhalb des Fahrzeugs gut gefällt. Die Auflösung von 480 × 272 Pixeln sorgt für eine ausreichend gute Darstellung.

In der Regel hängt die Kamera aber im Auto, und hier kommt es schnell mal vor, dass man etwas zu fest auf das Display tippt und so das Sichtfeld der Kamera verstellt. Hinzu kommen immer deutlich zu erkennende Fingerabdrücke auf dem Bildschirm. So sexy die Touch-Bedienung auch sein mag, sehen wir hier die X110 und die X210 mit den seitlichen Bedientasten im Vorteil. Gut, dass Garmin zumindest die Taste zur manuellen Speicherung von Videoclips beibehalten hat. Hier kann man den Touchscreen außen vor lassen.

Sollte man während der Fahrt das Bedürfnis haben, eine Situation in Video oder Foto festzuhalten, gibt es aber eine deutlich sichere Methode als den Griff zur Speichern-Taste. Hier kommt der integrierte Sprachassistent zum Zuge, der sich mit dem Ausspruch „okay, Garmin“ aktivieren lässt. Zur Wahl stehen dann die Optionen „Video speichern“, „Bild aufnehmen“, „Ton aufzeichnen“ und „Zeitraffer starten“. Letztere Funktion nennt Garmin „Travelapse“. Hier nimmt die Dashcam ein Zeitraffervideo der gesamten Fahrt auf – spannend, etwa bei langen Fahrten in den Urlaub – aus Datenschutzgründen aber nur für den privaten Gebrauch zulässig. Die Funktion beeinflusst die eigentliche Aufzeichnung ansonsten nicht.

Sonderfunktionen

Das Premium-Modell der Dash-Cam-X-Serie hat zusätzlich zum Sprachassistenten und der Zeitrafferfunktion noch Fahrassistenzsysteme integriert. Dazu gehört etwa ein Losfahralarm, der den Fahrer etwa im Stau darauf aufmerksam macht, wenn das davorstehende Fahrzeug anfährt. Zusätzlich gibt es noch den Spurhalteassistenten und die Kollisionswarnung bei geringem Sicherheitsabstand. Trotz verschiedener Anpassungsmöglichkeiten der Assistenten blieb es bei uns nur bei einem kurzen Test – insbesondere die ständigen Warnungen bei eigentlich von uns beabsichtigten Spurwechseln haben mehr gestört als geholfen.

Als deutlich sinnvoller empfinden wir da schon den Parkassistenten „Park-Guard“. Wenn er eingeschaltet ist, erkennt die Kamera Erschütterungen beim geparkten PKW und speichert dann einen Videoclip der Situation. Bei Parkremplern mit Fahrerflucht hat man so immerhin eine geringe Chance, den Verantwortlichen zu identifizieren. Sollte das für den Schutz des geliebten Autos nicht ausreichen, kann man aus der Ferne per App sogar ein Livebild der Dashcam ansehen. Beide Services kosten aber zusätzlich, denn sie erfordern das kostenpflichtige Vault-Abonnement für die Garmin-App.

Bildqualität

Die Dashcam erlaubt Videos in 4K mit bis zu beeindruckenden 120 FPS (Bildern pro Sekunde) – keine andere Dashcam von Garmin macht bessere Aufnahmen. Insgesamt gibt es außer den Modellen von Nextbase nur sehr wenige PKW-Kameras, die hier mithalten können. Das 140-Grad-Sichtfeld (FOV) der Kamera ist zwar schmaler als bei der älteren Dash Cam 65W, aber noch ausreichend weit winkelig und auch weniger stark verzerrt. Die Kontraste unter allen Lichtbedingungen sind ordentlich ausgeprägt und die Farben wirken natürlich. Bei Gegenlicht und sehr schwachem Umgebungslicht kommt der Dynamikumfang aber an Grenzen. Insgesamt ist die Bildqualität aber selbst unter schwierigen Lichtverhältnissen noch gut.

Bei Actioncams würden wir uns wegen des hohen Speicherbedarfs überlegen, ob 120 FPS wirklich sein müssen. Wegen der Loop-Funktion ist das bei Dashcams aber kein Problem. Dank der sehr hohen Bildwiederholrate sind selbst Standbilder bei hoher Geschwindigkeit noch ausreichend scharf und gut erkennbar. Selbst bei 60 FPS würden schnelle Bewegungen noch einigermaßen scharf aufgenommen – bei nur 30 FPS werden Details hingegen ausgewaschen und unscharf.

Preis

Die Garmin Dash Cam X310 kostet im Handel satte 400 Euro. Das sind rund 100 Euro mehr als die X210 mit 2,7K-Auflösung und 170 Euro Aufpreis zur X110 mit 1080p. Die vielen Sonderfunktionen, die tolle Bildqualität und die erfahrungsgemäß hohe Zuverlässigkeit rechtfertigen zwar einen hohen Preis, trotzdem bleibt die Dash Cam X310 kostenintensiv. Wir würden hier einen Blick auf die abgespeckten und älteren Modelle werfen, die etwas günstiger sind.

Fazit

Die Garmin Dash Cam X310 ist eine kompakte Premium-Dashcam mit hervorragender Bildqualität und zahlreichen Sonderfunktionen. Neben einer hohen Zuverlässigkeit und der kompakten Bauform sind besonders die 120 FPS bei 4K-Auflösung und die praktischen, aber kostenpflichtigen Dienste Live-Video und Park-Guard zu nennen. Im Portfolio von Garmin setzt die X310 neue Maßstäbe – eine bessere Bildqualität gab es bisher nicht.

Rein technisch überzeugt die X310 auf ganzer Linie, auch wenn wir die Bedienung per Touchscreen zumindest streitbar finden. Muss man aber so viel Geld ausgeben? Das liegt im Auge des Betrachters. Aus unserer Sicht ist die Premium-Dashcam zu teuer – bedingt durch viele in der Praxis eher unnötige Assistenzsysteme. Hier stellt sich die Frage, ob man die gebotenen Funktionen wohl überhaupt nutzt. Gute Bildqualität gibt es mittlerweile auch deutlich günstiger – hier muss man sich allerdings bei den Sonderfunktionen einschränken.

  • großartige Bildqualität dank 120 FPS und 4K-Auflösung
  • viele Sonderfunktionen
  • zusätzliche Assistenzsysteme
  • kostenintensiv
  • einige Sonderfunktionen nur im Abo
  • Verstellung des Sichtfeldes bei starker Berührung
  • Fingerabdrücke auf dem Display sichtbar