3D-Drucker Elegoo Centauri Carbon im Test

Der Centauri Carbon schlägt sich im Test extrem gut und ist derzeit zum Hammer-Preis von gerade einmal 330 Euro vorbestellbar. Für Anfänger und Hobbyisten gilt: Besser und günstiger geht es nicht.

Mär 21, 2025 - 15:48
 0
3D-Drucker Elegoo Centauri Carbon im Test

Der Centauri Carbon schlägt sich im Test extrem gut und ist derzeit zum Hammer-Preis von gerade einmal 330 Euro vorbestellbar. Für Anfänger und Hobbyisten gilt: Besser und günstiger geht es nicht.

Moment mal – Centauri Carbon? Bei dem Namen müssen wir direkt an den X1 Carbon von Bambu Labs denken, dem wir vor etwa 1,5 Jahren das Prädikat „Der beste 3D-Drucker der Welt“ verliehen haben. Er trägt diesen Titel noch heute – vollkommen zu Recht. Beim X1 kommt der Name Carbon vom Material: Die Stangen, auf denen die Gleitlager der X-Achsen laufen, sind aus Karbon gefertigt. Beim Elegoo Centauri Carbon hingegen sind die Führungen aus Stahl. Will sich da jemand im Licht eines großen Sterns sonnen?

Kurz und knapp: Egal, aus welchem Material die Stangen gefertigt sind – zum aktuellen Vorbestellerpreis von 330 Euro, die Auslieferung erfolgt im August, ist er ein geniales Angebot. Er ist gut für Einsteiger geeignet, da er Out-of-the-Box ohne langwierigen Aufbau und mit schneller Inbetriebnahme ohne manuelles Zutun seine ersten Ergebnisse produziert. Und wer bereits einen offenen – oder langsameren – 3D-Drucker besitzt, bekommt hier ein günstiges Upgrade. Der Centauri Carbon verarbeitet mit seinem großen Temperaturbereich, dem geschlossenen Bauraum und seinem Direct Extruder eine riesige Auswahl an Kunststoffen – und er druckt schnell. Der Preis ist zwar ein gutes Stück höher als bei unserem bisherigen Preis-Leistungs-Sieger A1 Mini von Bambu Labs. Der wechselt den Besitzer für 199 Euro, ist weiterhin perfekt für Anfänger geeignet – bietet aber mangels Gehäuse eine kleinere Materialauswahl und hat einen deutlich kleineren Bauraum. Da der Centauri Carbon so viel mehr zu bieten hat, wird er unser neuer Preis-Leistungs-Sieger. Auf Platz 2, gleich hinter dem fast 1000 Euro teureren Bambu Lab X1 Carbon. Und wo wir schon mal dabei sind: Per E-Mail hat uns Elegoo bestätigt, dass sie nicht vorhaben, den Preis anzuheben. Das ist eine Ansage.

Aufbau

Der Elegoo Centauri Carbon kommt in einem kompakten Karton bei uns an. Der Inhalt ist gut geschützt. Nach dem Öffnen entnehmen wir etwas Schaumstoff und sehen den vollständig zusammengebauten Drucker. Andere Hersteller erleichtern das Entnehmen: Beim Qidi Plus4 gibt es im Gerät versenkte Tragegriffe zum Herausheben, bei anderen Druckern haben wir schon Aufkleber auf der Schutzfolie gesehen, die zeigen, wie man den Drucker an der Schutzfolie aus seinem Karton zieht. Beim Centauri Carbon gibt es weder das eine noch das andere, also greift ein Kollege nach dem Entfernen des Schaumstoffs mit den Fingern tief in die Kiste und zieht nach oben, während ein anderer Kollege den Karton nach unten drückt. Alleine ist es eine gewisse Herausforderung, das Gerät aus der Verpackung zu bekommen.

Nach dem Entfernen der Folie und der leider etwas zu gut klebenden Streifen, die die Tür sichern, montieren wir den Filamenthalter und das Touchscreen-Display. Das dauert wenige Minuten; die gedruckte Anleitung (in englischer Sprache) lässt keine Fragen unbeantwortet. Dabei fällt die Materialauswahl positiv auf. Das komplette Gehäuse besteht aus Metall statt aus Plastik, die Scheiben an der Vorder- und auf der Oberseite sind aus echtem Glas statt aus Plexiglas. Das sorgt für einen sehr hochwertigen Eindruck und fühlt sich gut an. Dass die rechte Metallplatte mit dem montierten Filamentrollenhalter dabei etwas überfordert wirkt und bei Einwirkung von Druck etwas wackelt – geschenkt.

Als Nächstes geht es an die Transportsicherungen. Der Druckkopf ist in Pappe eingepackt und mit Kabelbindern gesichert, das Druckbett ist mit Schrauben befestigt. Einige Kabelbinder entfernen, diverses Schutzmaterial raus, dann kann man den Drucker auch schon einschalten.

Einrichtung

Nach dem Hochfahren will sich der Centauri Carbon kalibrieren. Vibrationsausgleich, Input-Shaping, automatisches Bett-Leveln. Manuelles Justieren ist nicht nötig, der Prozess läuft vollautomatisch ab. Wenn dabei das erste Mal alle Lüfter voll anlaufen, werden die Augen groß: so laut? Zum Glück haben wir diese Lautstärke im Betrieb zu keinem Zeitpunkt erreicht – das Gerät scheint einige Reserven zu haben.

Nächster Schritt ist das Einlegen des Filaments. Das ist ein bisschen fummelig, da der PTFE-Schlauch am Druckkopf eine enge Kurve zieht. Der Drucker fragt über das Display, ob man sieht, dass Filament austritt. Sieht man nicht, da der Druckkopf im Weg und das Glas sehr dunkel ist. Praktisch: Auf der Rückseite gibt es einen Auswurfschacht für überflüssiges und abgestriffenes Filament, wie wir es auch vom Bambu X1 Carbon her kennen. Dort fällt ein Filament-Knödel raus, wenn das Einziehen des Materials geklappt hat – also können wir die Frage mit Ja beantworten. Ach ja, neben der automatischen Düsenreinigung gibt es auch einen Filament-Abschneider, was das Herausnehmen des Filaments erleichtert. Die Ausstattung des neuen Elegoo-Preistipps ist wirklich gut.

Danach kann der erste Druck starten. Wie immer nehmen wir zunächst die vom Hersteller vorgesliceten und im Speicher des Druckers abgelegten Modelle für den ersten Test – zum Beispiel ein Benchy-Boot, das nach gerade einmal 15 Minuten fertig ist und sich wirklich sehen lassen kann.

Der Vollständigkeit halber installieren wir den Elegoo-Slicer. Es handelt sich dabei um eine Anpassung des bekannten, bewährten und von uns derzeit präferierten Orca Slicers. Cloud-Dienste wie bei Bambu gibt es nicht – mit allen Vor- und Nachteilen. Es gibt keine App, keine Push-Mitteilung bei Problemen, keine Möglichkeit, von Unterwegs ohne VPN und Computer einen Druck zu starten – aber dafür auch keine Fragen in puncto Datenschutz und keine Betriebsgeheimnisse wandern über chinesische Server. Das WLAN des Druckers ist nach Eingabe des Passwortes auf dem kapazitiven Touchscreen flott eingerichtet. Trägt man dann die IP-Adresse des Druckers im Elegoo Slicer ein, kann man – solange sich Computer und Drucker im gleichen Netz befinden – ohne Umweg über USB direkt vom Computer aus den Druck starten und Live-Daten einsehen. Außerdem kann man das Bild der Kamera betrachten, die den Bauraum filmt.

Filament & Materialien

Zu unserem Testgerät haben wir eine 1-kg-Spule PLA+ in Lila-Metallic bekommen. Wir haben unser übliches Test-Sammelsurium damit gedruckt, unter anderem verschiedene Benchys für die Messung der Druckgeschwindigkeit (sehr schnell), ein Slider-Puzzle als Print-in-Place mit verschiedenen Abständen zwischen den Teilen, um die Präzision des Druckers zu testen (sehr gut) sowie verschiedene Büsten und Vasen zur Bewertung der Oberfläche (gelungen).

Spiderman-Büste und Vase haben eine Oberfläche, die sich sehen lassen kann (PLA, 0,12 mm Layerhöhe).
Spiderman-Büste und Vase haben eine Oberfläche, die sich sehen lassen kann (PLA, 0,12 mm Layerhöhe).

Wer PLA druckt, sollte entweder die Tür vorne öffnen oder die obere Glasscheibe aus dem Gehäuse nehmen, damit es im Bauraum nicht zu warm wird. Darauf weist ein entsprechender Aufkleber auf der Scheibe hin. Testweise haben wir einige PLA-Drucke mit geschlossenem Gehäuse durchgeführt – in den meisten Fällen ohne Probleme, aber bei zickigeren Modellen (dünn, lang und sehr hoch mit geringer Auflagefläche) kamen wir an die Grenzen und haben Spaghetti produziert. Wir teilen also die Empfehlung des Herstellers, PLA nicht mit vollständig geschlossenem Gehäuse zu drucken. So hatten wir keinerlei Probleme oder Fehldrucke. Interessant: Die Druckplatte des Centauri Carbon hat zwei Seiten. Eine hat eine strukturierte PEI-Oberfläche, was der aktuelle und bewährte Standard ist. Die andere Seite ist speziell für PLA gedacht und hat eine glatte Oberfläche. Obwohl der Hersteller dafür eine Druckbetttemperatur von 30 Grad angibt, sind wir mit den 60 Grad, die eigentlich für die andere Seite gedacht ist, in der Praxis besser gefahren und hatten so keine Haftungsprobleme. Der Drucker fragt beim Start des Druckauftrags, welche Seite oben liegt – beim Umdrehen muss man auf jeden Fall eine neue Abstandsmessung durchführen, die der Drucker aber standardmäßig ohnehin vor jedem Druck erledigt.

Spaghetti-Chaos mit PLA – aber wir hatten entgegen der Anweisung des Herstellers den Bauraum geschlossen. Ansonsten gab es keine Probleme beim Druck.
Spaghetti-Chaos mit PLA – aber wir hatten entgegen der Anweisung des Herstellers den Bauraum geschlossen. Ansonsten gab es keine Probleme beim Druck.

Neben verschiedenen PLA-Filamenten haben wir auch Tests mit ASA und ABS sowie TPU durchgeführt. Der integrierte Aktivkohlefilter für die Abluft macht den Aufenthalt in der Nähe etwas angenehmer (respektive etwas weniger unangenehm). Wir empfehlen aber trotz Kohlefilter keine solchen Materialien zu drucken, wenn man sich im gleichen Raum aufhält – das Zeug riecht nicht gut, führt zu Kopfschmerzen und ist gesundheitsschädlich. Also: Wer etwas anderes als PLA verarbeitet, sollte einen gut belüfteten Raum zur Verfügung haben – oder einen Raum, in dem man sich beim Druck nicht aufhält und zumindest danach gut lüften kann.

Ein Funktionsteil für den Außenbereich aus ABS: Man kann unten rechts erkennen, dass sich der Kunststoff verzogen hat (Warping).
Ein Funktionsteil für den Außenbereich aus ABS: Man kann unten rechts erkennen, dass sich der Kunststoff verzogen hat (Warping).

Druckbild & Geschwindigkeit

Die vorliegenden Druckergebnisse können sich allesamt sehen lassen. Die einzigen Probleme hatten wir beim Missachten der Anweisungen des Herstellers – eben beim Druck von PLA mit geschlossenem Gehäuse. Oberflächen sind gelungen, Abstände sind präzise, das Gesamtbild kann sich sehen lassen – und das bei vergleichsweise hohem Tempo. Die gute Ausstattung des Druckers tut ihr übriges, um Fehler möglichst auszuschließen und für ein schönes Bild zu sorgen.

Problemlösung: Fünf Layer Brim unter dem Bauteil, dann hat sich bei uns nichts mehr verzogen. Das ist kein typisches Elegoo-Problem, sondern üblich und zeigt, dass man sich trotz anfängertauglicher Drucker in manche Themen einarbeiten muss.
Problemlösung: Fünf Layer Brim unter dem Bauteil, dann hat sich bei uns nichts mehr verzogen. Das ist kein typisches Elegoo-Problem, sondern üblich und zeigt, dass man sich trotz anfängertauglicher Drucker in manche Themen einarbeiten muss.

Dazu gehören die automatische Düsen-Reinigung samt Filamentabschneider, die vollautomatische Druckbett-Vermessung ohne manuelles Z-Leveln, der halbautomatische Riemenspanner oder die Schwingungskompensation. Es gibt auch eine Kamera im Innenraum, die (aus dem lokalen Netzwerk) einen Blick auf den aktuellen Stand des Drucks sowie Zeitrafferaufnahmen ermöglicht. Im Gegensatz zum deutlich teureren X1 Carbon von Bambu Labs hat der Elegoo aber keine KI-Auswertung der Kamera-Bilder, die Spaghettibildung oder umgefallene Objekte erkennt; auch Lidar für die Vermessung der ersten Druckschicht sowie für die Durchflusskalibrierung fehlt – aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Fehldrucke hatten wir auch bei den etwas zickigeren Materialien nicht, aber natürlich gelingt auch dem Elegoo Centauri Carbon kein Wunder in Bezug auf Warping – also dem Verformen und Verbiegen von stabilen Kunststoffen beim Druck. In der Praxis helfen verschiedene Maßnahmen dagegen, wir haben beispielsweise mit einem Brim unterhalb des zu druckenden Objekts sämtliche Warping-Probleme in den Griff bekommen. Daran sieht man aber: Auch wenn der Elegoo noch so gut und anfängertauglich ist, ist die Lernkurve beim Thema 3D-Druck noch immer vorhanden und man sollte bereit sein, sich in die Thematik einzuarbeiten.

Insgesamt sind wir mit den Druckergebnissen mehr als zufrieden.

Aufgrund der hohen Präzision des Druckers sind alle Print-in-Place-Objekte, also Teile, die sich mechanisch bewegen lassen, aber am Stück gedruckt werden, hervorragend gelungen.
Aufgrund der hohen Präzision des Druckers sind alle Print-in-Place-Objekte, also Teile, die sich mechanisch bewegen lassen, aber am Stück gedruckt werden, hervorragend gelungen.

Preis & Alternativen

Wie schon zu Beginn gesagt: Der Preis ist eine Ansage. Komplett geschlossener Bauraum, hochwertige Materialien, Bauraum-Größe von 25,6 mal 25,6 mal 25,6 cm, hervorragende Ausstattung, Temperaturbereich bis 110 Grad (Druckbett) respektive 320 Grad (Hot End), Druckgeschwindigkeit bis 500 mm/s – da können ohnehin nicht viele andere Drucker mithalten. Na klar, der über 1000 Euro teure Bambu Lab X1 Carbon ist in (fast) allen Details noch ein Stück besser. Im direkten Vergleich sehen wir etwa den auch sehr gut bewerteten Qidi Q1 Pro, der allerdings ungefähr 100 Euro teurer ist.

Wer tiefer einsteigen möchte, sollte sich nach wie vor den A1 Mini von Bambu ansehen. Er kostet mit 199 Euro deutlich weniger, hat einen kleineren Bauraum und kein geschlossenes Gehäuse – aber wer vor allem kleine Gegenstände aus PLA drucken möchte und einen wunderbar anfängertauglichen Drucker sucht, ist dort genau richtig.

Zum Zeitpunkt des Tests ist der Elegoo Centauri Carbon beim herstellereigenen Shop am günstigsten. Er kostet dort knapp 330 Euro, zur Auswahl stehen auch weitere Sets mit mehr Filament, weiteren Druckplatten oder anderem Zubehör. Die Auslieferung soll im August aus einem europäischen Lager heraus erfolgen. Wer lieber einen Shop mit deutschem Impressum und entsprechenden Verbraucherrechten vorzieht, kann das Gerät auch für einen kleinen Aufpreis hierzulande vorbestellen.

Fazit

Der Elegoo Centauri Carbon hat uns überzeugt. Er kommt zwar nicht an den deutlich teureren Testsieger von Bambu Lab heran, aber er druckt erstklassig und schnell, ist sehr gut ausgestattet, kommt mit vielen Materialien klar und liegt mit seinem Preis ein gutes Stück unter der gesammelten Konkurrenz. Aus unserer Sicht kann man hier bedenkenlos vorbestellen und bekommt dafür demnächst einen ganz hervorragenden 3D-Drucker, auf den wir auch gerne ein paar Wochen oder wenige Monate warten würden.

  • sehr gute Ausstattung
  • Druckqualität und -geschwindigkeit auf hohem Niveau
  • hochwertige Verarbeitung
  • günstig
  • Keine App-/Cloud-Anbindung (kann man auch als Vorteil sehen)
  • keine KI-Überwachung des Drucks