Zendure Solarflow 800 im Test
Zendure bietet mit Solarflow 800 einen effizienten Wechselrichter mit Akku-Anschluss, der über einen Smart Meter auch eine Nulleinspeisung bietet. Wie gut das Balkonkraftwerk in der Praxis funktioniert, zeigt der Test.
Zendure bietet mit Solarflow 800 einen effizienten Wechselrichter mit Akku-Anschluss, der über einen Smart Meter auch eine Nulleinspeisung bietet. Wie gut das Balkonkraftwerk in der Praxis funktioniert, zeigt der Test.
Im Grunde handelt es sich beim Solarflow 800 um die kleinere Ausgabe des Zendure Hyper 2000 (Bestenliste). Anders als dieser bietet der Solarflow 800 aber nur zwei MPP-Tracker (Maximum Power Point Tracking, MPPT). Das Gerät unterstützt also den direkten Anschluss von zwei Solarmodulen. Dabei kann die Solarleistung bis zu 1200 Watt betragen. Bei einer Parallelschaltung der Panels sind auch vier möglich. Über einen integrierten Batterieanschluss können die Zendure-Speicher AB1000, AB1000S, AB2000 und AB2000S mit einer maximalen Speicherkapazität von 11,5 kWh mit dem Wechselrichter verbunden werden, wobei nach unserer Erfahrung der Einsatz von maximal zwei AB2000S mit 3,8 kWh sinnvoll ist – dazu später mehr.
Neben dem Batterieanschluss bietet Zendure Solarflow aber noch zwei weitere Besonderheiten: Mit einer Eingangsspannung von 14 Volt wandelt er schon früher Sonnenenergie in Strom um als Modelle, die erst bei 16 Volt oder höher die Energiegewinnung starten. Außerdem unterstützt der Wechselrichter bidirektionales Laden. Man kann also die daran angeschlossene Batterie, wie eine Zendure AB2000S, auch mit Strom aus der Steckdose betanken. Das ist aber nur bei Nutzung von dynamischen Stromtarifen sinnvoll: Wenn etwa zu bestimmten Zeiten der Bezug von Strom günstig ist, lädt man den Akku per Netzstrom und wenn der Strom teuer ist, entlädt man die Batterie und kann dadurch die Stromkosten etwas senken.
Bei Zendure fast schon Standard, ist die Möglichkeit, die Einspeiseleistung über einen Smart Meter wie Shelly Pro 3EM oder Eco Tracker an den tatsächlichen Bedarf zu knüpfen. Mit einer sogenannten Nulleinspeisung (Ratgeber) wird der selbst produzierte Strom effizient im eigenen Haushalt genutzt und landet nicht unvergütet im Netz des Lieferanten.
Für den Test hat uns Zendure den Wechselrichter Solarflow 800, zwei bifaziale Solarpanels mit je 430 Watt, einen AB2000S-Akku mit 1,92 kWh sowie ein Shelly-Smart-Meter zur Verfügung gestellt. Wie gut das Balkonkraftwerk mit Speicher und Nulleinspeisung funktioniert, zeigt der Test.
Solarflow 800: Welche Varianten gibt es?
Zendure bietet den Wechselrichter Solarflow 800 einzeln oder in Kombination mit einem Speicher und/oder mit Solarpanels an. Für letztere stehen bifaziale Varianten (Ratgeber) mit 430 Watt und 500 Watt zur Auswahl. Und für Camper gibt es auch vier flexible Varianten mit je 230 Watt.
Der Wechselrichter besteht aus einem aus Aluminium gefertigten Gehäuse, das 27,4 × 23,1 × 4,7 Zentimeter misst, 5 kg auf die Waage bringt und grau lackiert ist. Am Gehäuse befinden sich insgesamt fünf Anschlüsse. Dazu gehören zwei MPP-Tracker für den Anschluss der zwei Solarpanels. Ein Batterieanschluss für Zendure-Akkus, einen Anschluss für die mitgelieferte kleine Antenne sowie einen Anschluss für das Schuko-Kabel, das den Wechselrichter mit dem Stromnetz verbindet.
Solarflow 800: Aufbau und Einrichtung
Der Aufstellort der Solarpanels entscheidet darüber, ob die im Lieferumfang befindlichen Anschlusskabel ausreichend dimensioniert sind. Wechselrichter und Speicher müssen immer nah beieinander stehen, da das Verbindungskabel zum Anschluss des Akkus relativ kurz ist. Erfolgt die Montage an einem Balkongeländer und ist die Steckdose nicht weit entfernt, kann man den Wechselrichter Solarflow 800 und den Speicher AB2000S in der Nähe der Solarpanels aufstellen, sodass die relativ kurzen Kabel der Panels und das 3,2 Meter lange Schuko-Kabel zur Inbetriebnahme ausreichen.
Soll die Anlage jedoch im Garten montiert werden, benötigt man entweder ein Verlängerungskabel für die Steckdose oder entsprechend lange MC4-Verlängerungen für die Solarpanels, wenn Wechselrichter und Speicher weiter entfernt von den Solarpanels aufgestellt werden sollen. Zwar sind beide wasserdicht, wobei der Speicher nach IP65 und der Wechselrichter nach IP67 zertifiziert ist, man sollte aber dennoch einen vor Wettereinflüssen geschützten Ort wählen. Zudem sollten sie nicht einer direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein – was im Winter noch unproblematisch ist, könnte im Sommer zur Überhitzung führen.
Die Montage ist wie bei allen Balkonkraftwerken sehr einfach. Man kann im Grunde nichts falsch machen. Ein von Zendure veröffentlichtes Video zeigt die Vorgehensweise.
Etwas kniffliger ist die Installation des Smart Meter Shelly Pro 3EM. Dieser wird in der Hausverteilung montiert und misst anhand dreier Induktionsspulen den Strombedarf. Die Installation sollte nur von qualifiziertem Personal wie einem Elektriker durchgeführt werden. Der alternativ unterstützte Smart Meter Everhome Eco Tracker wird hingegen nicht in der Stromverteilung installiert, sondern am Hausanschluss. Da sich dieser meist im Keller befindet, sollte am Installationsort überprüft werden, ob eine Verbindung zum Funknetzwerk vorhanden ist. Diese mag in Eigenheimen noch realisierbar sein, doch in Miet- oder Eigentumswohnungen dürfte eine Funkverbindung in den meisten Fällen nicht bis in den Keller des Gebäudes reichen. Für letzteres Szenario kommen also nur die Shelly-Smart-Meter Pro 3EM oder 3EM infrage, wenn eine dynamische Einspeisung gewünscht ist.
Wer keinen Smart Meter von Shelly im Einsatz hat, kann die Einspeiseleistung auch mithilfe von smarten Shelly-Steckdosen optimieren, indem man sie für starke Verbraucher wie Heissluftfriteuse, Wasserkocher, Fernseher, Waschmaschine und Föhn installiert. Infrage kommen auch Herd und Kochfeld, wenn diese mit 230 Volt betrieben werden. Shelly-Plugs gibt es ab etwa 20 Euro. Wer sie im 5er-Set kauft, zahlt bei Ebay aktuell pro Stück nur 13 Euro.
Inbetriebnahme mit der Zendure-App
Sind Balkonkraftwerk und Smart Meter einsatzbereit, nimmt man die Anlage mit der Zendure-App in Betrieb. Um den Kopplungsmodus zu aktiveren, drücken wir drei Sekunden lang auf die Einschalttaste. Die blinkende IOT-LED am Wechselrichter signalisiert, dass sich der Wechselrichter im Kopplungsmodus befindet. Über das Plus-Zeichen in der App fügen wir anschließend den Solarflow 800 hinzu. Für die Koppelung muss Bluetooth am Smartphone oder Tablet eingeschaltet sein. Anschließend wird Solarflow mit dem heimischen WLAN über ein 2,4-GHz-Netz verbunden. Kommt eine Verbindung nicht zustande, könnte das daran liegen, dass der WLAN-Router über eine SSID 2,4- und 5-GHz-Netze bereitstellt. Da eine SSID für unterschiedliche Netze häufig die Ursache für Verbindungsprobleme für Smart-Home-Komponenten ist, sollte man die unterschiedlichen Netze mit eigenen SSIDs betreiben oder für die Inbetriebnahme das 5-GHz-Netz des Routers deaktivieren.
Bevor der Smart Meter Shelly Pro 3EM in der Zendure-App hinzugefügt werden kann, muss dieser mit der Shelly-App in Betrieb genommen und die Shelly-Cloud aktiviert werden. Anschließend klickt man in der Zendure-App unter Geräte verwalten – Zähler hinzufügen und anschließend auf Shelly Pro 3EM, Shelly 3EM und authentifiziert sich in der Shelly-Cloud.
Die App informiert auf der Startseite über alle relevanten Betriebsparameter: Dazu zählen die aktuelle Solarleistung der Panels, den Stromverbrauch, den Füllstand der Batterie, wie viel Strom in der Batterie gespeichert wird, die Einspeiseleistung und ob das Stromnetz gerade etwas liefert oder Strom abfließt. In der Betriebsart „Smart Modus“ findet dank Shelly-Smart-Meter eine dynamische Einspeisung statt. Im Idealfall wird unter Stromnetz 0 Watt angezeigt.
Ist kein Smart Meter im Einsatz, kann man die Einspeiseleistung des Balkonkraftwerks unter Basislast und Ladeeinstellungen Zeitpläne mit entsprechenden Leistungswerten in Watt in Einerschritten festlegen.
Wie zuverlässig funktioniert die dynamische Einspeisung?
Die Reaktion von Solarflow 800 auf die vom Smart Meter Shelly Pro 3EM erfassten Stromverbrauchswerte dauert zwischen 3 und 5 Sekunden. Eine exakte Nulleinspeisung ist allerdings nur selten der Fall. Meist zeigt der Shelly einen Verbrauch von etwas über 0 Watt an bis maximal 5 Watt. Auch passiert es, dass der Solarflow minimal zu viel Strom abgibt, sodass der Shelly Minus-Werte von wenigen Watt anzeigt. Dieses Verhalten haben wir allerdings auch bei anderen Lösungen beobachtet.
Wie groß sollte der Speicher sein?
In unserem Ein-Personen-Test-Haushalt mit einem niedrigen Strombedarf von täglich 2 bis 3,5 kWh ist die Kapazität von knapp 2 kWh des AB2000S ausreichend, um diesen an einem sonnigen Tag Mitte März vollzuladen und anschließend bis zum nächsten Morgen zu entladen. Für einen Zwei-Personen-Haushalt mit hohem Stromverbrauch von durchschnittlich 10 kWh kann auch eine größere Speicherkapazität nützlich sein.
Wie effizient arbeitet Zendure Solarflow 800?
Von den 1920 Wh des Akkus haben wir im Durchschnitt etwa 1880 Watt entnommen, was einer ausgezeichneten Effizienz von knapp 98 Prozent entspricht. Beim Laden des Speichers über die Steckdose muss der Strom allerdings zweimal umgewandelt werden. Dabei haben wir Ladeverluste von etwa 18 Prozent gemessen. Wer also einen dynamischen Stromtarif nutzt, sollte das Laden der Batterie per Steckdose nur dann nutzen, wenn der Preisunterschied zwischen hohem und niedrigem Tarif größer als 20 Prozent ausfällt.
Preis: Was kostet Zendure Solarflow und wann amortisiert sich die Anlage?
Der Wechselrichter Solarflow 800 kostet 249 Euro. Doch einzeln ist er nicht empfehlenswert. Erst in Kombination mit einem Speicher wie dem AB2000S und einem Smart Meter wie dem Shelly Pro 3EM entfaltet er sein volles Potenzial. Wer dynamische Stromtarife nutzt, kann unter Umständen sogar ganz ohne Solarpanels von der Lösung profitieren. Das ist etwa der Fall, wenn man die an den Solarflow 800 angeschlossene Batterien lädt, wenn der Preis sehr günstig ist und Strom dann einspeist, wenn dieser sehr teuer ist.
Solarflow 800 in Kombination mit einem Speicher ist auch als Upgrade für bestehende Nutzer eines Balkonkraftwerks mit zwei Panels interessant, wenn bislang noch kein Speicher zum Einsatz kommt. Die Preise für Stromspeicher erreichen derzeit einen Tiefststand, sodass sich trotz einer höheren Investition ein Balkonkraftwerk mit Speicher langfristig einen größeren Gewinn erzielt. Außerdem kann man mit einem Speicher und einem Smart Meter verhindern, dass ungenutzter Strom im Netz des Anbieters gelangt. Das ist nicht nur aus Kostengründen vernünftig, sondern hält das Stromnetz stabiler. Dafür gibt es inzwischen auch eine Petition.
Die Zendure-Lösung, bestehend aus Wechselrichter, Speicher und Solarpanels, gehört nicht zu den günstigsten. Allerdings bietet die Lösung dank bidirektionalem Laden und der Integration dynamischer Stromtarife eine Zusatzfunktion, die bisher nicht weitverbreitet ist. Derzeit sind Tarife von Nord Pool und Rapid Energy in der Zendure-App integriert. Im April soll auch Tibber dazukommen.
Es folgen die Preise für Solarflow 800 in verschiedenen Konfigurationen:
- Solarflow 800 mit zwei 500-Watt-Panels für 399 Euro
- Solarflow 800 mit zwei 500-Watt-Panels und 1x AB2000S (1920 Wh) für 1049 Euro
- Solarflow 800 mit 1x AB2000S (1920 Wh) für 817 Euro
Wer hingegen ein Balkonkraftwerk mit vier Solarpanels im Einsatz hat und auf der Suche nach einem Speicher ist, wird mit dem Solarflow Hyper 2000, der über 4 MPP-Tracker verfügt, besser bedient. Dieser ist gerade im Angebot und in Kombination mit einer AB2000S-Batterie sogar günstiger als das Set mit Solarflow 800.
- Solarflow Hyper 2000 mit AB2000S (1920 Wh) für 749 Euro
- Solarflow Hyper 2000 mit AB1000S und AB2000S (2880 Wh) für 1098 Euro
- Solarflow Hyper 2000 mit 2x AB2000S (3840 Wh) für 1348 Euro
Einen für die dynamische Einspeisung nötigen Smart Meter von Shelly gibt es für 55 Euro (3EM) oder für 85 Euro (Pro 3EM).
Für die Amortisationsberechnung nutzen wir den Stecker-Solar-Simulator der HTW Berlin. Bei einem angenommenen Verbrauch von 4000 kWh bei einem Preis von 40 Cent pro kWh hat sich das Zendure-Balkonkraftwerk Solarflow 800 mit zwei 500-Watt-Panels bereits nach zwei Jahren amortisiert. Das gleiche System mit Speicher benötigt hingegen vier Jahre, bis es sich bezahlt hat. Über einen Betrachtungszeitraum von 15 Jahren erwirtschaftet es allerdings einen um 220 Euro höheren Gewinn.
Ist der Strombedarf niedriger, etwa in einem 1-Personen-Haushalt mit 2000 kWh, amortisiert sich das System ohne Speicher nach drei Jahren. Das Balkonkraftwerk mit Speicher benötigt dafür fünf Jahre, erwirtschaftet aber einen um 1000 Euro höheren Gewinn bei einer angenommenen Nutzungszeit von 15 Jahren.
Auf den Wechselrichter gewährt Zendure eine Garantie von 12 Jahren und für die Akkus gibt es 10 Jahre Garantie.
Integration in Smart-Home-Systeme
Zendure hat eine API veröffentlicht, über die man Daten aus der Zendure-Cloud über das MQTT-Protokoll in kompatible Smart-Home-Systeme wie Home Assistant integrieren kann. Dafür sind aber viele Einzelschritte nötig. Eine einfache Integration, wie sie etwa für Anker Solix zur Verfügung steht, gibt es leider nicht.
Inzwischen gibt es auch eine Integration, die ohne die Zendure-Cloud funktioniert. Dann ist aber eine Steuerung über die App nicht mehr möglich.
Wünschenswert wäre eine offizielle Integration von Zendure mit der Möglichkeit, Solarflow ohne Cloud lokal steuern zu können.
Fazit
Zendure Solarflow 800 arbeitet im Test zuverlässig und effizient. Wer noch kein Balkonkraftwerk in Betrieb hat, kann also gerne zum Set mit zwei 430-Watt-Solarpanels für knapp 400 Euro greifen. Das ist zwar etwas teurer als beim Mitbewerb, doch man erhält mit dem Wechselrichter Solarflow 800 ein sehr effizientes Modell, das bereits ab 14 Volt die Stromproduktion aufnimmt und einen Anschluss für Zendure-Akkus bietet. Damit lässt sich das System mit einem Speicher erweitern. Zudem integriert die App dynamische Stromtarife, sodass entsprechende Nutzer den Speicher auch dann kosteneffizient laden können, wenn die Sonne nicht scheint.
Wer schon ein Balkonkraftwerk mit zwei Solarpanels im Einsatz hat und über die Anschaffung eines Stromspeichers nachdenkt, wird mit der Lösung aus Solarflow 800 und AB2000S respektive AB1000S ebenfalls bestens bedient. Die Akkus mit „S“ am Ende der Produktbezeichnung bieten im Gegensatz zu den Vorgängermodellen AB2000 und AB1000 einen automatischen Brandschutz. Und wer an einer Nulleinspeisung interessiert ist, installiert noch einen Smart Meter wie Shelly Pro 3EM und nutzt damit den selbst produzierten Strom nahezu komplett.
Für Anwender, die sich für ein Balkonkraftwerk auf Basis von vier Panels interessieren, ist der Solarflow 800 hingegen nicht optimal geeignet. Sie können aber zum größeren Modell Solarflow Hyper 2000 greifen, das mit vier MPP-Trackern dafür besser geeignet ist.
- effizienter Wechselrichter
- Nulleinspeisung über Smart Meter wie Shelly Pro 3EM
- bidirektionales Laden (sinnvoll bei Nutzung dynamischer Stromtarife)
- Integration in Home Assistant aufwendig
- von Cloud abhängig
- App teilweise unübersichtlich