Assassin's Creed Shadows: Ubisoft, wir müssen reden

Nach mehreren Verschiebungen ist Assassin’s Creed Shadows nun endlich aus dem Schatten getreten. Aber hat sich die verlängerte Wartezeit gelohnt? Wir verraten euch in unserem Test der PS5-Version, wie gut AC Shadows wirklich geworden ist.

Mär 18, 2025 - 18:14
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Assassin's Creed Shadows: Ubisoft, wir müssen reden

Nach mehreren Verschiebungen ist Assassin’s Creed Shadows nun endlich aus dem Schatten getreten. Aber hat sich die verlängerte Wartezeit gelohnt? Wir verraten euch in unserem Test der PS5-Version, wie gut AC Shadows wirklich geworden ist.

Fazit zu Assassin's Creed Shadows

Assassin’s Creed Shadows ist … nun ja… weiterhin Assassin’s Creed. Die typische und altbackene Ubisoft-Formel wird dieses Mal auf ein zauberhaft gestaltetes Japan des 16. Jahrhunderts angewendet. Optisch sehr schön, storytechnisch leichtverdauliche Kost, die unterhält. Das Setting und die Charaktere bieten viele Möglichkeiten, die allerdings nur angekratzt werden. Yasuke ist ein facettenreicher Charakter, wohingegen Naoe eher eindimensional ausgefallen ist.

Im Gameplay bieten beide spielbaren Charaktere ihre jeweiligen Stärken und Schwächen. Hervorhebe möchte ich, dass das Stealth-Gameplay in Shadows besser geworden ist als in den vergangenen Spielen. Die Kämpfe bieten unterhaltsame Action, die aber manchmal von der Kamera zurückgehalten wird.

Wenn ihr die letzten Assassin’s Creed Spiele gespielt habt, wisst ihr eigentlich schon, worauf ihr euch in Shadows einlasst. Es ist die Hassliebe, die wahrscheinlich jeder kennt. Das Gameplay ist repetitiv und altbekannt, aber auf hohem Niveau umgesetzt. Ich fühle mich mit AC Shadows wie in einer fad gewordenen Liebesbeziehung: vertraut, aber mit wachsender Sehnsucht nach Veränderung. Ich weiß, warum ich die Beziehung eigentlich aufrechterhalten möchte und welche Vorzüge und positiven Aspekte sie mir bietet, aber der Wunsch nach einer Veränderung der Dynamik ist spürbar. Als ob man sich selbst über die Jahre hinweg verändert und weiterentwickelt hat, der Partner (in diesem Fall Assassin’s Creed) allerdings nur wenig. Es muss endlich Mut zur Entwicklung und Veränderung gezeigt werden, die die Bindung auf ein höheres Niveau heben. Es ist eine solide Beziehung, aber die Sehnsucht nach mehr ist so groß, dass das gebotene Engagement kaum noch ausreicht, um mich zu halten. Letzte Chance! Hiernach muss sich etwas verändern, ansonsten bin ich weg.Stealth-Mechaniken sind besser als zuvorKampf ist actiongeladen, mit vielen unterschiedlichen Fertigkeiten und WaffenUnglaublich schönes und bezauberndes SettingYasuke bietet charakterlich eine interessante GeschichteStory hat jeder gefühlt schon tausendmal gespielt oder gesehenFülle an Map-Markern fühlt sich nach Arbeit und nicht nach Spaß anKamera fungiert manchmal als größter FeindFast keine Veränderung oder Weiterentwicklung der bekannten Ubisoft-Formel8/10Link

Mehr vom Gleichen in neuem Setting

Die Geschichte versetzt euch in das von Machtkämpfen gezeichnete Japan des 16. Jahrhunderts. Das Land befindet sich in einer unruhigen Periode, die durch Schlachten, Korruption und ausländische Einflüsse gezeichnet ist. Zuerst spielt ihr als Naoe, eine Shinobi-Assassinin aus der Provinz Iga. Nach circa 8 bis 10 Stunden bekommt ihr Zugriff auf Yasuke, den zweiten spielbaren Charakter.

Naoes Motivation und auch später Yasukes Antrieb sind sehr leicht zu beschreiben: Rache, Stolz und Ehre. Das sind die drei Leitmotive der beiden Figuren. Die Einzelheiten lasse ich raus, weil ich nichts spoilern möchte. Aber eigentlich kann die Story wie folgt heruntergebrochen werden:

Eine Mischung aus der Serie Shogun und altbekannten Elementen der letzten AC-Spiele. Kurzum: Es ist wieder mal dasselbe. Naoe erfährt einen Schicksalsschlag und daraufhin müssen 12 Mitglieder eines gewissen Verbundes getötet werden. Durch gewisse Umstände schließt sich Yasuke der Mission zu einem späteren Zeitpunkt an. Von da an wollen beide die gesuchten Mitglieder ausschalten.

Während der Reise treten noch allerhand weitere kleine Ereignisse auf, die weitere böse Gruppen aufdecken, die es wieder zu erledigen gilt. Es ist seichte Unterhaltung, bei denen die meisten Twists schon meilenweit zu sehen sind.

Zudem kommt es vor, dass manche Entscheidungen innerhalb des Spiels gar keine Auswirkung auf die Story geschweige denn sonstige Konsequenzen haben. Manche von ihnen führen sogar zum selben Ergebnis, egal, wie ihr euch entscheidet.

Und da wäre wieder das Beziehungsproblem: Von meinem Partner erwarte ich mir keine falschen Versprechungen und mehr Substanz.Die Rachemission startet.Die Rachemission startet.

Immer der gleiche Ablauf

Die Vorgehensweise, um die gesuchten Personen aufzuspüren, bleibt über den gesamten Spielverlauf gleich. Ihr erhaltet einen Hinweis, in welcher Region sich euer Ziel befindet. Auf eurer Map schickt ihr Späher los, um einen Quest-Marker zu bekommen. Danach wiederholt sich das Spiel mit den Spähern für zwei bis vier weitere Missionen, um daraufhin den Aufenthaltsort der besagten Zielperson zu kommen. Diese Vorgehensweise ist übrigens auch bei allen anderen Neben-Tötungszielen identisch. Eintönigkeit und Vorhersehbarkeit können einer Beziehung auch schaden.

Zwischen den Missionen könnt ihr euer eigenes Versteck bauen, erweitern und verbessern. Hierdurch könnt ihr weitere Gameplay-Vorteile freischalten und euer individuelles Zuhause schaffen.

Selten können die Entscheidungen innerhalb des Spiels tatsächlich überraschen. Denn wenn ich doch mal jemanden verschone, können daraus weitere Quests entstehen. Ab und zu kannst du mich anscheinend doch mit einer Date-Night überraschen und die Monotonie brechen, liebes Assassin's Creed.Euer Versteck könnt ihr individualisieren und nach euren Wünschen ausbauen.Euer Versteck könnt ihr individualisieren und nach euren Wünschen ausbauen.

Verschenkte Chancen

Es ist zwar schön, dass Yasuke auf einer wahren Person basiert und auch sonst wieder mal viele wichtige historische Persönlichkeiten vorkommen, aber die Story profitiert davon leider gar nicht. Es fühlt sich über den kompletten Spielverlauf so an, als ob ihr die Geschichte schon unendliche Male bereits gehört oder gesehen hättet.

Yasuke rettet eindeutig die Show in Bezug auf die beiden Charaktere. Naoe ist eindimensional und einzig und allein von Rache getrieben. Sie weist ein typisches Schwarz-Weiß-Denken auf und ist in ihren Ansichten vorhersehbar.

Bestes Beispiel: Selbst nachdem Naoe eine eigentlich einschneidende Erfahrung mit einem der Nebencharaktere erfährt, die jede andere Person womöglich dauerhaft prägt, ändert sie nur kurz etwas an ihrer Denkweise. Diese kurze Veränderung dient lediglich dazu, dass Naoe daraufhin mit Yasuke zusammenarbeitet und es in der Story Sinn ergibt, warum sie nun gemeinsame Sache machen.

Yasuke hingegen betrachtet die Dinge oftmals aus unterschiedlichen Blickwinkeln, kann durchaus differieren und ist facettenreicher als Naoe. Er versteht, dass die Welt nicht immer nur gut oder böse ist und dass Begebenheiten auch Graustufen aufweisen.Warum immer so böse, Naoe?Warum immer so böse, Naoe?

Die Unterschiedlichkeit der beiden Charaktere hätte durchaus das Potenzial, dass beide Personen einen Austausch über ihre Handlungen und deren Auswirkungen haben könnten. Vielleicht sogar, dass sie voneinander lernen und an den geteilten Erfahrungen wachsen. Aber das geschieht nicht. Vor allem stellt sich manchmal die Frage, warum ihre eigene Rache „richtig“ ist und das Betrügen und Ermorden von anderen Personen als „falsch“ eingestuft wird, obwohl diese Personen ja eigentlich aus deren Sicht auch das Richtige tun. Diese Doppelmoral wird im Storyverlauf von circa 30 bis 40 Stunden 2-mal angerissen, mehr aber auch nicht. Eigentlich ist das Spiel sich dieser Doppelmoral bewusst, aber das Konzept wird leider nie weiterverfolgt. Um nochmal den Beziehungsvergleich zu bemühen: Ich wünsche mir von meinem Partner mehr Selbstreflexion.

Die Vielschichtigkeit dieses moralphilosophischen Themas könnte die beiden Charaktere zu den tiefgründigsten Charakteren der AC-Historie machen. Stattdessen wird es beiseitegeschoben, nur, um den nächsten Späher ins nächste Gebiet zu schicken, um dann weitere Attentate zu vollziehen. Erst in der allerletzten Entscheidung im Epilog kommt es dazu, dass Naoe sich wenigstens ein bisschen weiterentwickelt.

Neben der Rachegeschichte gibt es noch persönliche Quests von Yasuke und Naoe. Diese beiden Storylines sind weitaus interessanter als der Hauptplot.So viele Meeting...So viele Meetings ...

Repetitives Gameplay, aber auf hohem Niveau

Wenn ihr beispielsweise Assassin’s Creed Odyssey oder Assassin’s Creed Valhalla gespielt habt, wisst ihr bereits, was euch in Shadows erwartet. Denn Shadows macht nur wenig anders, obwohl sich die beiden Charaktere unterschiedlich spielen.

Naoe ist agil, flink, kletterstark und die leise Assassinin. Der Samurai Yasuke ist die Ein-Mann-Armee: stark, robust, laut und kampferprobt. Beide Charaktere spielen sich unterschiedlich und besitzen jeweils ihre eigenen sechs Skill-Trees. Ihr könnt bei fast allen Missionen selbst bestimmen, mit welchem der beiden ihr spielen wollt. Für Infiltrierungsmissionen ist Naoe natürlich besser geeignet, aber in einer großen Schlacht solltet ihr besser Yasuke verwenden.

Wenn ihr neue Waffen findet und das Bedürfnis zur Umskillung besteht, könnt ihr kostenfrei eure Fertigkeitspunkte zurücksetzen, euch neu orientieren und neue Skills ausprobieren. Ein positiver Punkt in dieser komplexen Beziehungsgeschichte zwischen mir und Shadows: Schön, wenn der Partner die eigenen Fehler so leicht verzeiht.

Im Gameplay ist es anders als in der Story. Naoe ist eigentlich der stärkere Charakter. Wenn ihr sie richtig skillt und gut am Gamepad seid, gibt es fast nie einen Grund, Yasuke zu verwenden. Auch Naoe kann sehr gut im offenen Kampf agieren, wenn ihr mit eurem Controller umgehen könnt. Zudem könnt ihr mit ihr die Eagle-Vision einsetzen, um Feinde hervorzuheben und zu markieren. Etwas, das Yasuke nicht kann. Zwar kann er auch klettern, aber Naoe erreicht mit ihrem Kletterhaken Dächer, die dem Samurai nicht zugänglich sind. Je nachdem welchen Spielstil ihr pflegt, ist euch aber wahrscheinlich ohnehin schon klar, welchen Charakter ihr bevorzugt.Naoe kann auch im offenen Kampf mehr als nur bestehen.Naoe kann auch im offenen Kampf überzeugen.

Naoe bringt auch eine Kernstärke der Reihe zurück: durch sie kommt endlich wieder das Gefühl auf, ein Assassine zu sein. Gegner reagieren auf Geräusche, wodurch ihr auch darauf achten müsst, worauf ihr tretet oder was ihr berührt. Zudem gibt es eine Sichtbarkeitsanzeige. Wenn ihr euch im Schatten befindet, seid ihr schwerer zu erkennen. Zudem besitzt ihr jetzt die Möglichkeit euch flach hinzulegen, wodurch ihr weitere Versteckmöglichkeiten habt. Wer Stealth bevorzugt, ist mit Naoe wesentlich besser als mit anderen Charakteren aus der AC-Vergangenheit bedient.

Das größte Problem kann jedoch die Kamera sein. Da sie etwas zu nah am Charakter ist, kommt es selbst auf freien Flächen oft vor, dass ihr von Gegnern außerhalb des Bildschirms mit Nahkampfangriffen attackiert werdet, ohne reagieren zu können. Sobald ihr euch in einem Haus oder Turm befindet und ihr es mit mehreren Gegnern zu tun bekommt, verliert ihr komplett den Überblick und es herrscht völlige Verwirrung. Vor allem agiert die Kamera in solchen Momenten nicht so, wie ihr es wollt. Manchmal ist also die Kamera euer größter Feind.

Im Spielverlauf könnt ihr ebenfalls Verbündete freischalten, die sich euch eurer Liga anschließen. Durch sie erhaltet ihr weitere Unterstützung innerhalb der Missionen. Die Quests, mit denen ihr die Verbündeten freischaltet, sind mitunter die interessantesten Aufgaben des Spiels. Hierbei kann es übrigens auch vorkommen, dass ihr die falschen Entscheidungen trefft und sie sich euch nicht anschließen. Was durchaus schade sein kann, denn euch entgeht nicht nur ein Gameplay-Vorteil, sondern möglicherweise auch eine potenzielle Romanze. Interessant, liebes Assassin's Creed, dass du eine offene Beziehung vorschlägst, um frischen Wind in die abgestandene Dynamik zwischen uns zu bringen.Manche Kills werden besonders stylisch in Szene gesetzt.Manche Kills werden besonders stylisch in Szene gesetzt.

Augenweide: Eine Welt zum Staunen

Assassin’s Creed Shadows ist für mich das schönste Spiel der Reihe. Viele unterschiedliche Landschaften und Ausblicke. Zudem wechselt in bestimmten Abständen die Jahreszeit, wodurch die Gebiete immer wieder in neuem Glanz erstrahlen. Warum es im Spielverlauf jedoch zu zig Jahreszeitenwechseln kommt, aber die Story fast ausschließlich im Jahr 1579 spielt, sei mal dahingestellt.

Durch die Jahreszeiten bieten sich aber auch unterschiedliche Gameplay-Möglichkeiten. Beispielsweise dämpft der Schnee eure Schritte. Oder im Sommer ist das Gras unterschiedlich höher als im Frühling. Vor allem für Naoe kann dies durchaus die eine oder andere Mission anders gestalten. Schön, dass die Jahreszeiten nicht nur ein optischer Effekt sind.

Du bist genauso schön, wie an dem Tag als wir uns kennenlernten. Wie machst du das? Vielleicht sollte ich doch bleiben.Es gibt mehr als nur einen schönen Ausblick in AC Shadows.Es gibt mehr als nur einen schönen Ausblick in AC Shadows.

Schon wieder Open World mit der typischen Ubisoft-Formel

Die Open World ist mitunter meine größte Enttäuschung. Zwar können Landschaften und Ausblicke durchaus begeistern, aber der Aufbau der Welt entspricht der typischen Ubisoft-Formel, die in meinen Augen seit Jahren ausgelutscht ist. Die Fülle an Markierungen auf der Karte fühlt sich nach Arbeit und nach einer Checkliste an, nicht nach Entdeckung, die von Neugier getrieben ist.

Und wenn ihr an den gewünschten Orten ankommt, wartet eigentlich fast immer nur ein Quick-Time-Minigame oder eine kleine Sammelaufgabe auf euch. Ich verstehe zwar, dass die Entwickler wollen, dass die Spieler die oftmals sehr schönen Orte finden und aufsuchen, aber warum muss dafür das altbekannte und oft kritisierte Gameplay-Mittel bemüht werden?

Hm, Assassin's Creed? Ich meine, in anderen Partnerschaften klappt es doch auch, dass man aufeinander gespannt und neugierig ist. Auch nach längerer Zeit ohne, dass repetitives Arbeiten und Checklisten im Spiel sind. Vielleicht ist es doch Zeit für mich, weiterzuziehen …

Zudem fühlt sich das Reiten, was eigentlich euer schnellstes Fortbewegungsmittel sein sollte, oftmals nicht nützlich, sondern eher wie eine Krücke an. Euer Pferd bleibt häufig an unsichtbaren Gegenständen und Hindernissen hängen. Oftmals seid ihr zu Fuß besser unterwegs. Vor allem führt der Gaul oftmals Bewegungen und Richtungswechsel durch, die ihr gar nicht eingegeben habt. Wenn ihr euch auf einer breiten Straße oder in einem weitläufigen Gebiet befindet, hilft das Reiten ungemein. Aber sobald der Weg etwas schmaler ist, ist dieses Hilfsmittel plötzlich gar nicht mehr hilfreich, wodurch die oftmals doch sehr langen Wege fast unerträglich werden. Das Reiten ist durch den Day-One-Patch verbessert worden, aber weiterhin nicht wirklich zufriedenstellend. Ich wünsche mir mehr Zuverlässigkeit in einer Beziehung.

Überraschung: Weniger Bugs als erwartet?

Das in so großen Welten, die ein oder anderen Bugs und Glitches vorkommen ist normal und in meinen Augen nicht schlimm, wenn sie nicht game-breaking sind. Jeder hat seine Makel, auch ist, das halte ich dir nicht vor. Daher überrascht es mich umso mehr, dass Assassin’s Creed Shadows zumindest bei mir auf meiner PS5-Pro fast problemlos läuft. Nur im Versteck kommt es wiederholt zu FPS-Einbrüchen. Ansonsten läuft Shadows einwandfrei. Ich bin mir zwar relativ sicher, dass nach dem Launch die typischen Glitch- und Bug-Compilations im Umlauf sein werden, aber technisch hat mich Shadows auf jeden Fall überzeugt.

Das Einzige, was ich mich frage, ist, warum es zum Ladebildschirm kommt, wenn ich den Charakter wechsle? Andere Spiele schaffen es doch auch, dass der Charakterwechsel keinen Ladebildschirm benötigt.

Du brauchst zu viel Zeit zum Umziehen, Liebling ...