Die Entscheidung von EA, das MMO Anthem sterben zu lassen, sieht heute noch schlechter aus als 2021
Im Februar 2021 wurde die Entwicklung des MMOs Anthem endgültig eingestellt. Wenn wir heute Bilanz ziehen, ist sie katastrophal. Der Beitrag Die Entscheidung von EA, das MMO Anthem sterben zu lassen, sieht heute noch schlechter aus als 2021 erschien zuerst auf Mein-MMO.de.


Das Action-MMO Anthem wurde 2019 für PS4, PC und Xbox One veröffentlicht. Doch nach nur wenigen Monaten wurde die Entwicklung auf Eis gelegt. Eigentlich sollte das Spiel in BioWare Austin neu aufgelegt und als Anthem Next oder Anthem 2.0 weiterentwickelt werden. Doch EA entschied sich im Februar 2021 dagegen. 4 Jahre später und nach Dragon Age: The Veilguard wissen wir: Das war ein schwerer Fehler, sagt MeinMMO-Autor Schuhmann.
Das war eigentlich der Plan für Anthem: Der Plan sah vor, dass BioWare Edmonton das Grundgerüst des MMOs entwickelte und das Team danach zu Dragon Age: The Veilguard wechselte. Die Weiterentwicklung des MMOs sollte nach BioWare Austin gehen. Das Team dort hatte vorher an Star Wars: The Old Republic gearbeitet. Eine Roadmap sah früh einige wichtige Inhalts-Updates vor.
So lief es dann wirklich: Anthem kam in einem so desolaten Zustand heraus, dass BioWare die eigentlichen Content-Pläne früh abbrach und sagte, Anthem brauche eine grundlegende Überarbeitung. Diese Überarbeitung sollte in eine Art Relaunch des Spiels, in ein Anthem 2.0, münden.
Der wichtigste Mann, der diese Überarbeitung leitete, war Christian Dailey, der sich zuversichtlich zeigte, er und sein Team in Texas bekämen das hin. Im Wesentlichen wollte man die Systeme für den Spieler-Fortschritt, die Items und die Belohnungs-Struktur, die nicht funktionierten, durch etablierte MMO-Systeme ersetzen.
Doch Christian Dailey wurde schon im Dezember 2020 von Anthem 2.0 abgezogen: Bei Dragon Age waren personelle Lücken entstanden, die er füllen musste. Ohne Dailey entschied EA dann im Februar 2021, die Entwicklung von Anthem einzustellen.
Viele Fans bedauern bis heute diese Entscheidung: Denn Anthem hatte einen funktionierenden und faszinierenden Gameplay-Loop. Zudem überzeugte das Spiel mit seinem grundlegenden Design, der Spielerfahrung und dem Flair. Allgemein glauben vielen: Mit besseren MMO-Systemen hätte Anthem funktionieren müssen.
EA zieht Chef von Anthem ab, schickt ihn zu Dragon Age, doch da bleibt er nicht
Warum ist das so bitter? Die Entscheidung von EA mündete letztlich in einer Lose-Lose-Situation. Denn Dailey, der wichtigste Mann für die Rettung von Anthem, blieb nicht lange bei Dragon Age. Kaum ein Jahr nach seiner Versetzung zu Dragon Age verließ er BioWare ganz.
Heute wissen wir, dass die Einstellung von Anthem nicht die Ressourcen freimachte, die dazu führten, dass Dragon Age: The Veilguard der finanzielle Erfolg wurde, den sich EA davon versprochen hatte.
Das Spiel blieb deutlich unter den Verkaufserwartungen von EA und BioWare wurde in der Folge ausgehöhlt, viele Mitarbeiter wurden entlassen.
Die Mitarbeiter, die EA eigentlich auf Dragon Age: The Veilguard schicken wollte, sind da offenbar nicht lange geblieben.
Dailey und seine Crew machen neues Studio auf, nach dem Ende von Anthem
Was macht Dailey heute? Dailey und viele seiner ehemaligen Mitarbeiter haben mittlerweile in Austin, Texas, ein eigenes Studio gegründet: Skeleton Key. Hinter dem Studio steckt „Wizards of the Coast“, die Lizenzinhaber von Spielen wie Magic: The Gathering und Dungeons and Dragons.
Woran das Studio arbeitet, ist nicht bekannt. Es sollen AAA-Games sein.
Wenn man sich die LinkedIn-Seite von Skeleton Key anschaut, sind dort vor allem auf der Führungsebene viele Mitarbeiter, die bis 2022 bei BioWare gearbeitet haben. Ein Senior Character Artist war sogar 22 Jahre bei BioWare (via linkedin).



Ende von Anthem läutete das Ende von BioWare ein
Das wissen wir heute, was wir nicht damals nicht wussten: Die Entscheidung, Anthem einzustellen, brachte strategisch keine Vorteile für EA. Denn die Entwickler, die man abzog, blieben nicht in der Firma, sondern gründeten ein eigenes Studio.
Letztlich war die Entscheidung, Anthem so früh zu schließen und damit viel Vertrauen zu verspielen, in jeder Hinsicht ein Verlust auf allen Ebenen für EA.
Es bleibt nicht nur das Potenzial von Anthem verschwendet, man hat mit der Entscheidung das Ende von BioWare, wie wir es kennen, eingeleitet:
- Wir wissen nicht, was dabei herausgekommen wäre, hätte man Dailey und sein Team Anthem 2.0 entwickeln lassen
- Aber wir wissen, dass die Entscheidungen, die EA getroffen hat, dazu geführt haben, dass Dragon Age: The Veilguard ein finanzieller Flop wurde und dass man ein funktionierendes und erfolgreiches Studio in Austin praktisch an die Konkurrenz verschenkt hat
- EA, die jetzt an einem Tag 20 % an Börsenwert verloren haben, weil ihnen ihr Goldesel FIFA schlapp machte, könnte derweil die Einnahmen eines Live-Service-Games wie Anthem gut brauchen
Ob heute noch viele Leute bei BioWare Austin arbeiten, ist nicht bekannt. 2023 hat man dort die Entwicklung des MMORPGs Star Wars: The Old Republic eingestellt und an ein anderes Studio übergeben.
Es scheint, als wäre der Kern des Studios in Austin zum neuen Studio Skeleton Key gewechselt. Auch beim MMORPG Star Wars: The Old Republic, das lange bei BioWare Austin entstand, lief die Zusammenarbeit mit EA offenbar nicht zur Zufriedenheit von BioWare: Ex-Chef des MMORPGs zu Star Wars sagt, Spiel wurde von BioWare und EA vernachlässigt, obwohl es „Berg an Geld“ verdiente
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