Hyundai IONIQ 5 im Test: Nach 3.500 Kilometer im winterlichen Alltag
Nun begleitet uns der IONIQ 5 von Hyundai, die neuste Generation mit 84 kWh Akku, schon anderthalb Monate und damit komplett durch den aktuellen Winter.… Dieser Artikel Hyundai IONIQ 5 im Test: Nach 3.500 Kilometer im winterlichen Alltag erschien zuerst auf SmartDroid.de.


Nun begleitet uns der IONIQ 5 von Hyundai, die neuste Generation mit 84 kWh Akku, schon anderthalb Monate und damit komplett durch den aktuellen Winter. Es war im Testzeitraum meistens so ca. 0 Grad, bis auf wenige Ausnahmen. Wir können nun, nach dem ersten Bericht, mehr über Reichweite und Verbrauch sagen, mehr zur Ladeleistung, zu den guten und zu den schlechten Punkten.
Hyundai bietet grundsätzlich ein starkes Elektroauto an, das aber auch die üblichen Nachteile nicht ausblenden kann. Aus den 570 km WLTP Reichweite können bei unter 0° auf der Autobahn auch nur noch 350 km werden. Im Alltag als Pendler, mit der üblichen 30 bis 40 km Strecke an Arbeitstagen meiner Frau, sind im Winter aber auch gut 450 km Reichweite drin – oder sogar mehr.
Nach über 3.700 km, davon sind ca 2.500 km Autobahn dabei, lag der Verbrauch im aktuellen Winter bei 22,9 kWh. Beim großen Akku ist das eine durchschnittliche Reichweite von rund 360 km im Winter, also 200 km unter der WLTP-Angabe. Wir hatten vorher einen kleineren EQA von Mercedes, der hat mehr verbraucht. Tatsächlich habe ich beim IONIQ 5 auch nicht mal das Gefühl, einen SUV zu bewegen.
Auf der alltäglichen Arbeitsstrecke meiner Frau liegen wir auch im Winter unter 20 kWh. Das sind dann wenigstens 400 km Reichweite mit einer Akkuladung. Ich bin auf Frühling und Sommer gespannt, da wird der Verbrauch erfahrungsgemäß erheblich nach unten fallen. Für die Autobahn ist der IONIQ 5 jedoch nicht gebaut, viel holt da nur die starke Performance am Schnelllader raus.
Laden und Akku im Alltag
Für uns ist die Reichweite im Alltag deutlich wichtiger als auf der Langstrecke. Ich mache auch ohne Kind nach gut zwei Stunden eine Pause, muss mal pinkeln gehen, da ist der IONIQ 5 tatsächlich schon wieder vollgeladen. Keine fiktive Zahl, das ist Tatsache. Der Akku hat gut 70 Prozent (von 10 auf 80) in weniger als 20 Minuten nachgeladen, konnte ich schon mehrmals prüfen.
Wir laden im Alltag ausschließlich öffentlich, deshalb ist es wichtig, dass wir mit einer Akkuladung möglichst lange auskommen. Das Netz an Schnellladern im Bereich der Einkaufsmöglichkeiten, die wir gerne aufsuchen, wird nach und nach besser. Letztens waren wir Garnelen für ein Aquarium einkaufen und haben da schon fast aus Versehen den IONIQ 5 von 25 auf 90 Prozent geladen.
Weil die Ladeleistung des IONIQ 5 so gut ist, lädt das Fahrzeug manchmal schneller als gewünscht, dabei fallen Einkäufe in der Regel eigentlich immer recht klein aus bei uns. Jedenfalls reicht ein kurzer Einkauf aus, um wirklich viel nachzuladen. Deshalb bin ich froh, dass die AC-Lader an Einkaufsläden endlich Geschichte sind und immer mehr auf DC bzw. HPC gehen.
Software, App und die wenigen Nachteile
Eigentlich hat Hyundai in meinen Augen eine bereits sehr gute Software im Angebot. Die Fernsteuerung über die Smartphone-App funktioniert tadellos, die Software im Auto ist flott und zuverlässig. Es fehlt aber ein App-Angebot im Auto. Bei den Musikdiensten wird ausschließlich Amazon Music angeboten und sonst nichts, Video-Apps gibt es gar nicht erst.
Auch das Teilen eines Standorts mit dem Auto ist möglich, jedoch nur direkt aus der Hyundai-App heraus. Ich würde gerne einen Ort, den ich auf Google Maps gefunden habe, direkt aus Google Maps heraus mit dem Auto teilen. Geht hier nicht, wäre aber für die App-Entwickler von Huawei eigentlich kein großer Aufwand.
Die Smartphone-App hat wirklich alles zu bieten, zahlreiche Einstellungen, sogar umfangreiche Statistiken zum Fahrprofil (nicht im Screenshot):

Die Ladeplanung ist meines Erachtens gut und zuverlässig, aber etwas zu vorsichtig. Fast immer, wenn das System einen Stopp einplant, würde ich lieber weiter fahren und den Akku noch etwas leerer fahren. Mal schnell eine andere Ladestation entlang der Route suchen, geht jedoch sehr schnell und meines Erachtens auch recht intuitiv.
Man könnte kritisieren, dass Nokia Here Maps unterlegen ist, ich bin mit Google Maps besser bedient. Aber: Hyundai arbeitet bereits daran, die Software von Google zukünftig großflächig einzusetzen. Da passiert also etwas. Das wäre auch für die Sprachsteuerung ein Gewinn, die hat beim IONIQ 5 noch nicht so gut gefallen.
Über die App haben wir die Heizung für meine Frau konfiguriert, das klappt zuverlässig und in wenigen Minuten sind die Scheiben frei und das gesamte Fahrzeug mollig warm. Ein Grund, warum ich auf Elektroautos nicht mehr verzichten möchte. Beim IONIQ 5 ist es so, dass nach 2 bis 3 Minuten der Innenraum schon richtig warm ist, man kann auch jederzeit spontan los und muss nicht frieren.
Fast keine Schwächen am Auto, aber eine nervt besonders stark
Vom ersten Tag an sind wir begeistert, was die Qualität des IONIQ 5 betrifft. Haptik und Optik passen. Außerdem gibt es sehr viel Platz und Stauraum, für seine Fahrzeuggröße lässt sich der IONIQ 5 gut bewegen und das auch in der Stadt oder auf Parkplätzen. Schwächen hat der IONIQ 5 fast keine, aber sie sind eben doch da.
Etwa bei der Kamera hinten, die im Winter meist zu schnell verdreckt und nicht geschützt ist. Oft sieht man dann gar nichts oder zumindest wenig.

Ein weiterer Nachteil ist die ständig falsche Tempolimit-Anzeige. In Kombination mit der EU-Vorschrift, bei Tempoüberschreitung zu piepen, passiert das viel zu oft, weil das System von einer falschen erlaubten Geschwindigkeit ausgeht.
Beispiel: Bei uns ist 50, wenn wir auf unserer Straße vom Haus losfahren, es bleibt bei 50, wenn wir auf die nächste Hauptstraße abbiegen und weiterhin 50, wenn wir dann erneut auf die nächst größere Straße abbiegen. Das System denkt aber durchgängig, es ist 30. Kein Schild ist auf dem Weg, um das System zu korrigieren – und es piept daher durchgängig, weil ich 50 fahre.
Die Warnung beim Tempolimit muss ich nach jedem „Zündvorgang“ wiederholt händisch ausschalten (eine Taste gedrückt halten). Das ganze Dinge ist unheimlich nervig. Nicht nur wegen der neuen Vorschriften, sondern auch aufgrund der ständig falschen Geschwindigkeitsanzeige des Hyundai. Das war bei meinem vorherigen Mercedes besser, auch beim VW.
Fahrgefühl, Platz, Extras und Elektro-Power überzeugen
Mit dem IONIQ 5 ist man immer auf der etwas schnelleren Seite, ohne dass die vorhandene Leistung zum Rasen verleitet. Dafür müsste es dann schon der IONIQ 5 N sein. Ich fahre im Elektroauto ohnehin eher ruhig, schwimme mit, tendenziell sogar zu langsam, weil auch der IONIQ 5 im Innenraum angenehm leise ist.
Klein ist der Hyundai nicht, aber fährt sich auch nicht wie ein Panzer und schon gar nicht wie ein SUV. Dämpfung, Lenkung, Leistung – das passt alles sehr gut zueinander und wirkt schlau abgestimmt. Was auch für den Innenraum angeht, der reduziert und aufgeräumt wirkt, aber nicht zu radikal auf Touch umgewandelt. Die wichtigsten Bedienelemente im Alltag, für Klima, Sitzheizung und Co., lassen sich gut erreichen und verwenden.
Es gibt eine hohe Anzahl an USB-C-Anschlüssen vorn und hinten, der Frunk bietet tatsächlich reichlich Platz und Dinge wie Ladekabel lassen sich im Kofferraum im Zwischenboden verstecken. Die Rücksitzbank kann ich mit gut erreichbarem Hebel umlegen, außerdem nach vorne ziehen und somit den Kofferraum bei Bedarf vergrößern (in mehreren Stufen), ohne auf Sitzplätze verzichten zu müssen.


Fazit: Ein starkes Elektroauto für alle, die Platz und Freiraum lieben
Was hier an Architektur für das Elektroauto drinsteckt (800V), muss man bei deutschen Herstellern lange suchen und wird es oftmals nicht finden. Nicht auf diesem Level. Mit dem noch größeren Akku ist der IONIQ 5 für nahezu alle optimal, nur die echte Langstrecke ist nicht sein Terrain. Die Ladeleistung ist toll und hat sich im Alltag mehrmals bewährt.
Platz und Freiraum, dafür steht der IONIQ 5. Darunter leidet womöglich etwas der Kofferraum, der sicherlich größer sein könnte. Uns reicht das Angebot locker aus, wir füllen es nur selten aus. Die ersten kleinen Urlaube gingen damit schon sehr gut.

Mein erster Eindruck hat sich kaum verändert, sondern eher bestärkt: Der IONIQ 5 ist ein sehr starkes Auto und auch eine große Konkurrenz für die europäischen Marken. Hyundai bietet eine gute Verarbeitungsqualität, bleibt dabei aber schlicht und modern, ohne in irgendeine Richtung zu stark abzudriften. Wer in diesem Preisbereich schaut, muss sich auch den IONIQ 5 angucken.

Die Griffe sind gewöhnungsbedürftig und frieren im Winter auch durchaus mal etwas an. Bislang hat uns der IONIQ 5 aber jedesmal noch reingelassen, auch bei -10°.

Disclaimer: Das Fahrzeug ist in unserem Privatbesitz, kein Sponsoring oder Pressewagen, sondern komplett auf unsere Kosten.
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