Nubia Z70 Ultra im Test

Das Nubia Z70 Ultra bietet 144 Hz, ein Display ohne Notch, eine variable Kameralinse, einen großen Akku und viel Power – wird aber heiß. Ob das Smartphone dennoch ein Geheimtipp ist, zeigt der Test.

Mär 25, 2025 - 18:10
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Nubia Z70 Ultra im Test

Das Nubia Z70 Ultra bietet 144 Hz, ein Display ohne Notch, eine variable Kameralinse, einen großen Akku und viel Power – wird aber heiß. Ob das Smartphone dennoch ein Geheimtipp ist, zeigt der Test.

Ein Top-Smartphone muss über 1000 Euro kosten? Das trifft nicht auf das exotische Nubia Z70 Ultra zu. Schon der Vorgänger überzeugte als spannende und preiswerte Alternative. Das neue Modell bietet jetzt die volle Power des Snapdragon 8 Elite und erstmals auch eine variable Hauptkamera neben Ultraweitwinkel- und Telelinse. Auch optisch macht der kantige Klotz etwas her und bietet wieder einen riesigen Akku mit Kohlenstoff-Technologie.

Bei Aliexpress kostet es sogar nur 575 Euro. Ob es eine echte Alternative zu Samsung, Xiaomi und Co. ist, klären wir in diesem Testbericht.

Design

Das Nubia Z70 Ultra knüpft nahtlos an das Design des Vorgängers an und setzt sich erfrischend von der Masse ab. Während viele aktuelle Android-Smartphones auf große, runde Kameraelemente setzen, bleibt Nubia seinem markanten Look treu. Mit seinem kantigen Aluminiumrahmen erinnert das Z70 Ultra an ein Pixel 9 Pro – allerdings in einer schlankeren Version. Die Rückseite besteht aus seidenmatt gefärbtem Glas, das erstaunlich resistent gegen Fingerabdrücke ist. Eine beige Silikonhülle liegt bei.

Die Kameralinsen auf der Rückseite wurden neu angeordnet: Die große, runde Linse mit rotem Metallring sitzt nun oben, darunter folgen die beiden übrigen Sensoren und der runde LED-Blitz. Das kantige Design wirkt auffällig und erinnert an Sci-Fi-Filme der 80er-Jahre – wie schon beim Z60 Ultra. Mit Abmessungen von 164,3 × 77,1 × 8,6 mm bleibt es ein stattliches Smartphone, ist aber mit 228 g indessen knapp 20 g leichter als sein Vorgänger.

Der Bildschirm bietet erneut schmale Ränder und verzichtet auf eine Notch – die Frontkamera ist unsichtbar darunter verborgen, sodass die Bildschirmfläche ununterbrochen bleibt. Rechts ist der Power-Button unterhalb der Lautstärkewippe wieder auffällig rot gefärbt. Rechts unten gibt es eine separate Kamerataste, während der programmierbare Schieberegler jetzt auf der linken Seite ganz nach oben gewandert ist.

Die ab Werk aufgebrachte Displayschutzfolie mit ihren scharfkantigen Rändern schmälert etwas den hochwertigen Gesamteindruck. Das Nubia Z70 Ultra ist erneut staub- und wasserdicht – dieses Mal sogar nach IP69, was Schutz vor Hochdruckwasser und Dampfstrahlreinigung bietet.

Display

Dank schmaler Ränder kommt das OLED-Display auf eine stattliche Diagonale von 6,85 Zoll. Nubia hat sowohl die Bildwiederholrate als auch die Auflösung weiter gesteigert: Die Anzeige löst indessen mit 2688 × 1216 Pixeln auf, was einer Pixeldichte von rund 431 PPI entspricht. Die Bildwiederholrate passt sich automatisch zwischen 60 und maximal 144 Hz an – das sorgt für flüssige Animationen, geschmeidiges Scrollen und eine bessere Spielerfahrung, erhöht aber auch den Stromverbrauch.

Die Bildqualität überzeugt auf ganzer Linie und liefert satte Kontraste mit tiefstem Schwarz und kräftigen Farben. Wer es besonders leuchtend mag, kann eine bunte Farbpalette wählen, während die Option „Soft“ sanftere Farbtöne bietet. Der Bildschirm ist zudem hell genug, um auch im Freien gut ablesbar zu bleiben. Laut Nubia erreicht das Display im HDR-Modus kurzzeitig bis zu 2000 Nits.

Kamera

Das Setup der Kamera erinnert mit einer Haupt- und Weitwinkelkamera sowie einer Telelinse mit 64 Megapixel weitgehend an den Vorgänger. Allerdings bietet das Hauptobjektiv mit dem Sensor Sony IMX906 jetzt eine variable Blende von f/​1.59-4.0. Eine optische Stabilisierung (OIS) weist das Hauptobjektiv sowie die Telelinse (Omnivision OV64B) mit 2,4-fachem Zoom und f/​2.48 auf. Die Ultraweitwinkelkamera (Omnivision OV50D) muss darauf verzichten und bietet eine Blende mit f/​2.0. Für Selfies kommt unter dem Bildschirm ein Objektiv mit 16 Megapixeln zum Einsatz.

Drückt man den Kamera-Button länger, startet die Kamera-App. Zum Auslösen reicht dann ein kurzes Drücken. Zusätzlich zum Standard-Modus stehen auch ein Street-Modus und ein Pro-Modus zur Verfügung.

Etwas ungewohnt ist die Handhabung. So wählt man keine Zoom-Stufen aus, sondern Brennweiten. Die Hauptkamera bietet hier 35 mm an, für Weitwinkel kommen 18 mm zum Einsatz und für den Zoom 85 mm. Tippt man nochmals auf den jeweiligen Button im Interface, kommt eine weitere Zoom-Stufe mit anderer Brennweite zum Tragen. Optional drückt man länger auf die Brennweiten, um dann wie gewohnt Zoom-Stufen zu erhalten.

Die Hauptkamera liefert richtig gute Aufnahmen mit natürlicher, aber ausgeprägter Farbgebung. Die Bilddetails und Schärfe sind deutlich, Kontraste gut abgestimmt und der Dynamikumfang ist stimmig – könnte aber im Vergleich zu Xiaomi, Samsung oder Honor noch etwas besser sein. Bei Schärfe und Kontrast hilft die Software meistens gelungen nach. In der Nacht ist das Ergebnis etwas wechselhaft. Bei einigen Aufnahmen gelingt das Aufhellen im Modus „Milchstraßen-Nacht“ ausgezeichnet, manchmal ist es fast zu hell, dann wieder viel zu dunkel.

Die Telelinse liefert am Tag einwandfreie Aufnahmen bei 85 mm – wirkt dabei minimal heller als mit 35 mm. Auch digital verstärkt mit 140 mm sieht das Ergebnis richtig gut aus. Selbst bei zehnfachem Zoom (350 mm) weisen die Bilder nicht zu viel Bildrauschen auf. Bis zu 50-fache Vergrößerung ist möglich, dann sollte man sich aber nicht über Pixel wundern. Bei Nacht lässt die Telelinse jedoch deutlich nach und neigt zu einem Grünstich.

Die Weitwinkellinse mit 18 mm Brennweite liefert gute Aufnahmen, kann aber mit den beiden anderen Linsen wenig überraschend nicht mithalten. Bilder wirken etwas dunkler und haben weniger Details, trotz ähnlicher Auflösung. Bei Dunkelheit ist dieses Objektiv nicht mehr wirklich zu benutzen. Der Makromodus schaltet sich bei Bedarf automatisch dazu.

Selfies sehen ordentlich aus und bieten mit ausreichender Bildschärfe – allerdings zeigt sich ein Nachteil der unter dem Bildschirm integrierten Bauweise. Mit den Selfies der Top-Smartphones kann diese Linse nicht mithalten. Ist die Anzeige etwas schmutzig oder nass durch Regentropfen, wirkt das Bild zudem milchig. Hier ist es nötig, den Bildschirm abzuwischen. Der Beautyfilter ist standardmäßig aktiv und wirkt leider etwas unnatürlich.

Videos sind mit der Hauptkamera in 4K mit bis zu 120 FPS sowie in 8K bei 30 FPS möglich und sehen ordentlich aus, bei ausreichender Stabilisierung. Mit Samsung oder Xiaomi kann das Bewegtbild des Nubia aber nicht mithalten. Die besten Ergebnisse erzielen wir bei 4K mit 30 FPS. Selfie-Videos sind nur in Full-HD bei 30 FPS möglich.

Ausstattung

Dank des Qualcomm Snapdragon 8 Elite bietet das Nubia Z70 Ultra enorme Leistung und gehört zu den schnellsten Smartphones in unseren Tests – ideal auch fürs Gaming. Aktuell gibt es kein schnelleres SoC in einem Android-Smartphone.

Die starke Performance zeigt sich in den Benchmarks: PCmark erreicht stolze 25.000 Punkte, 3Dmark Solar Bay kommt auf 11.000 Punkte, und 3Dmark Wild Life Extreme liefert 6200 Punkte. Selbst im Stresstest von Wild Life Extreme unter längerer Volllast bleibt die Effizienz mit rund 70 Prozent solide. Allerdings wird das Gerät dabei extrem heiß – man verbrennt sich sprichwörtlich daran die Finger.

Als Speicher stehen wahlweise 256 GB oder 512 GB nach dem schnellen UFS-4.0-Standard zur Verfügung, ergänzt durch 16 GB RAM. Eine Speichererweiterung per microSD ist nicht möglich. In puncto Konnektivität ist das Z70 Ultra bestens ausgestattet: 5G, Wi-Fi 7, Bluetooth 5.4, NFC sowie ein Infrarot-Port sind an Bord. Der Anschluss bietet USB-C 3.1. Die Ortung erfolgt über GNSS-Systeme wie GPS, Glonass, Beidou, Galileo und QZSS mit einer Genauigkeit von drei Metern.

Das Smartphone unterstützt Dual-SIM, die Einrichtung einer eSIM ist aber nicht möglich. Die Sprachqualität beim Telefonieren ist gut. Der Klang der Lautsprecher ist an sich gut, wirkt zuweilen aber etwas blechern – insbesondere, wenn man darüber telefoniert. Der Fingerabdrucksensor im Display arbeitet mit einem optischen Sensor und ist zuverlässig.

Software

Nubia stattet das Z70 Ultra mit dem aktuellen Android 15 aus, ergänzt um die hauseigene Bedienoberfläche Nebula AIOS in Version 1.0. Die Nutzeroberfläche präsentiert sich aufgeräumt und übersichtlich. Icons, Schriftarten und Systemfarben lassen sich individuell anpassen, ebenso das Always-On-Display. Die deutsche Übersetzung der ursprünglich chinesischen Menüs ist größtenteils gelungen, auch wenn vereinzelt noch ungeschliffene Formulierungen auffallen.

Die KI-Funktionen fokussieren sich auf das Fotografieren sowie eine Übersetzungsfunktion bei Anrufen. Zudem gibt es eine ausziehbare Seitenleiste mit den am häufigsten verwendeten Apps und eine KI-Optimierung der 5G- und WLAN-Konnektivität. Google Gemini wird ebenfalls unterstützt. Auf unserem Testgerät waren bereits alle Google-Apps wie Maps und Gmail vorinstalliert, dazu einige sinnvolle Zusatzprogramme wie einen Taschenrechner und eine Datentransfer-App. Positiv fällt der weitgehende Verzicht auf Bloatware auf.

Bei Software-Updates hält sich Nubia traditionell zurück: Es soll lediglich ein großes Android-Upgrade geben, dazu etwa drei Jahre lang Sicherheits-Patches. Zum Testzeitpunkt Ende März 2025 waren diese immerhin noch relativ aktuell und datierten auf den 1. Januar 2025. Das ist zwar nicht gänzlich veraltet, aber auch nicht mehr ganz frisch. Insgesamt liegt die Update-Versorgung im unteren Mittelfeld.

Akku

Das Nubia Z70 Ultra setzt auf einen Akku mit Silizium-Kohlenstoff-Technologie, der trotz des vergleichsweise schlanken Gehäuses eine Kapazität von üppigen 6150 mAh bietet. Das sollte eigentlich für Akkulaufzeiten von bis zu zwei Tagen reichen.

Beim Battery Test von PCmark schnitt das Z70 Ultra jedoch überraschend schwach ab: Statt der 12 Stunden des Vorgängers hielt es nur noch rund 8 Stunden durch. Reduziert man die Bildwiederholrate, verlängert sich die Laufzeit. Bei zurückhaltender Nutzung sollte das Smartphone problemlos bis zu zwei Tage durchhalten. Nutzt man es jedoch viel am Stück oder zockt, verkürzt sich die Akkulaufzeit deutlich.

Geladen wird mit bis zu 80 Watt, ein Ladegerät liegt bei – allerdings mit chinesischem Netzstecker. Damit ist das Smartphone in etwa 45 Minuten wieder voll. Verwendet man stattdessen ein Netzteil mit Power Delivery 3.0 und 120 Watt, dauert eine vollständige Ladung rund eine Stunde. Kabelloses Laden wird nicht unterstützt.

Preis

Verglichen mit anderen Flaggschiff-Smartphones ist das Nubia Z70 Ultra ein echtes Schnäppchen. So findet man die Variante mit 256 GB bei hiesigen Händlern schon ab 800 Euro (Preisvergleich). Mit 512 GB geht es bei 980 Euro los. Neben Gelb und Schwarz gibt es eine Variante mit Sternenhimmel (Starry Night).

Noch günstiger ist es bei Aliexpress – es kostet dort derzeit nur 575 Euro. Der Versand erfolgt aus Spanien. Allerdings müssen sich Käufer hier bewusst sein, dass Richtlinien zum Käuferschutz in der EU hier nicht greifen, da der Händler aus China stammt. Mehr zu dem Thema erklären wir im Ratgeber Rückgabe, Service & Rechte: Ist Einkaufen bei Aliexpress, Temu & Co. seriös?

Fazit

Das Nubia Z70 Ultra bietet viel Leistung zu einem attraktiven Preis. Mit dem Snapdragon 8 Elite, einem hellen 144-Hz-OLED-Display ganz ohne Notch und einer variablen Hauptkamera bietet das erschwingliche Flaggschiff starke technische Details. Auch das Design sticht mit seinem markanten, kantigen Look hervor. Die Kamera liefert tagsüber beeindruckende Aufnahmen und zeigt auch in der Nacht meist gute Ergebnisse.

Allerdings wird das Gerät unter Volllast ziemlich heiß, was vorwiegend bei intensiven Gaming-Sessions unangenehm sein kann. Zudem fällt der Update-Zeitraum eher kurz aus, und auf kabelloses Laden sowie eSIM-Unterstützung muss der Nutzer verzichten. Dennoch ist das Z70 Ultra eine spannende Alternative abseits des Mainstreams mit leistungsstarker Hardware.

  • Top-Performance
  • helles Display mit 144 Hz ohne Notch
  • Hauptkamera mit variabler Blende
  • cooles Design
  • wird viel zu heiß unter Volllast
  • kurzer Update-Zeitraum
  • kein kabelloses Laden
  • ohne eSIM