Polestar 3 & 4 im Alltag: Reicht das Elektro-Duo aus?

Letztes Jahr konnte ich den Polestar 2 mehrere Monate im Alltag testen und es ist zwar ein gutes Elektroauto, aber preislich doch sehr teuer und auch das einzige Modell im […]

Mär 30, 2025 - 18:09
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Polestar 3 & 4 im Alltag: Reicht das Elektro-Duo aus?
Polestar 4 Header

Letztes Jahr konnte ich den Polestar 2 mehrere Monate im Alltag testen und es ist zwar ein gutes Elektroauto, aber preislich doch sehr teuer und auch das einzige Modell im Lineup, daher rutsche die Geely-Marke leider auch durchaus stark ab.

In diesem Jahr gibt es Hoffnung, denn der Polestar 3 und Polestar 4 erweitern das Lineup und ich konnte mir jetzt beide direkt hintereinander anschauen. Da sie sehr ähnlich sind, habe ich beide zusammengefasst und mir hier den allgemeinen Stand von Polestar für 2025 angeschaut. Reichen die neuen Modelle für ein Comeback?

Bei beiden Modellen habe ich mir die Long Range-Version mit voller Ausstattung im Alltag angeschaut, beim Polestar 3 liegen wir bei fast 100.000 Euro, der Polestar 4 von mir lag bei fast 80.000 Euro. Das Performance-Paket fehlte aber bei beiden.

Polestar 3 & 4: Meine 20 Stichpunkte

  • Das Design ist und bleibt mein Highlight des Polestar 2, eines der schönsten Elektroautos für mich. Der Polestar 4 gefällt mir auch sehr gut, wenn auch nicht in dem Blauton, den ich hier habe. Ich habe ihn schon in Schwarz gesehen, sehr schön. Der Polestar 3 ist hingegen nicht mein Fall, vor allem die Front, und das Feedback in meinem Umfeld war auch nicht gut. Und was bei Polestar bis heute fehlt, was der neue Designchef aber ändern möchte, ist eine etwas sportlichere und aggressivere Optik, jedenfalls bei den Top-Modellen oder dem Performance-Paket, diese Version könnte sich mehr abheben. Doch ein zweites Design pro Modell wäre wohl aktuell zu teuer.
  • Die Qualität und Materialwahl ist gemischt. Auf der einen Seite ist es wieder sehr clean, mit viel Stoff und hier und da sehr hochwertig, aber es gibt auch einige Elemente, die mir weniger zusagten. Und auf gänzendes Plastik in Schwarz verzichtet Polestar leider auch nicht. Ein negatives „Highlight“ gab es aber noch, denn das…
  • … Lenkrad war in beiden Fällen mit das schlechteste, was ich bisher genutzt habe. Im P3 gibt es gar keine Elemente auf dem Lenkrad, beim P3 gibt es noch ein paar, aber rund um das Steuerkreuz auch keine. Das liegt daran, dass sich die Funktion der Tasten ändert und man auf dem Fahrerdisplay sieht, wofür welche Taste gerade steht. Aber das sieht man dort nicht immer. Google Assistant im P3 aktivieren? Ihr dürft einfach mal die Taste erraten. Und die Druckpunkte der Touch-Tasten sind, vor allem im P4, überhaupt nicht gut. Diese Bedienung war die schlechteste, die ich seit Monaten in einem Auto genutzt habe und ist weit vom Polestar 2 entfernt.
Polestar 3 Innen Polestar 4 Innen
  • Das Platzangebot ist okay, aber es sind lange und breite Autos. Man merkt, dass die Plattform des Polestar 3 von Volvo noch nicht perfekt für Elektroautos ausgelegt ist, ein Model Y bietet beispielsweise mehr Platz und ist kürzer. Der Polestar 4 ist da besser aufgebaut, aber es ist eben eine Limousine, deren Platzangebot jetzt nicht im Fokus steht. Es reicht aber und…
  • … beide Modelle haben auch einen Frunk für dreckige Ladekabel.
  • Bei der Leistung geizt Polestar nicht und das ist hier nicht anders, es geht bei beiden bei fast 300 PS los und es gibt über 500 PS in der Top-Version. Diese habe ich getestet und das macht natürlich Spaß. Es ist nur seltsam, dass der P4 mehr Power als der P3 in der Top-Version hat, dabei ist der deutlich günstiger. Man merkt den Unterschied kaum, aber es ist dennoch eine seltsame Entscheidung.
  • Bei der Fahrdynamik hat sich einiges getan, der P3 kommt sogar mit aktiver Luftfederung daher. Doch eins stimmt nicht, er fährt sich nicht „wie ein Sportwagen“, damit wirbt Polestar auf der Webseite ganz am Anfang. Beide sind sehr weich abgestimmt und sehr bequem im Alltag, eine ganz andere Liga als beim Polestar 2, aber beide sind sehr weich. Beim P3 verstehe ich das noch, beim P4 hätte ich mir mehr gewünscht, vor allem ab 160 km/h fand ich das Auto auf der Autobahn doch etwas „schwammig“. Der P2 war mir oft zu hart, der P3 ist gut und passend abgestimmt, der P4 ist mir zu weich.
Polestar 3 Seite Polestar 4 Seite
  • Beide bieten One Pedal Driving bis zum Stillstand, bei beiden kann man mehrere Stufen wählen, beide lassen euch auf Wunsch auch kriechen und beide merken sich, was ihr bei der letzten Fahrt eingestellt habt. Und in beiden Fällen ist es ein sehr angenehmes One Pedal Driving. Fand ich schon beim P2 gut, ist hier nicht anders.
  • Die Reichweite liegt bei bis zu 700 km beim P3 und bis zu 620 km beim P4. Meine Versionen hatten etwas weniger, weil sie mit zwei Motoren ausgestattet waren. Und sie sind beide keine extrem effizienten Elektroautos, beide lagen eher bei ca. 400 km im Alltag. Es ist okay, aber beide erkaufen sich das mit 100 kWh großen Akkus, das ist schon gewaltig. Der P3 kommt sogar mit 111 kWh daher. Vor allem der P4 müsste eine ganze Ecke effizienter sein, ein Tesla Model 3 hat einen kleineren Akku und kommt weiter.
  • Geladen wird mit bis zu 200 kW (P4) bzw. 250 kW (P3), aber die 2 sieht man eher selten, bei 50 Prozent kann man auch bei unter 150 kW landen. Beim P4 wären 800 Volt schön gewesen, beim P3 aber Pflicht, denn Volvo hat gezeigt, dass das mit dieser Plattform möglich ist. Und der P4 kann optional mit 22 kW an der Wallbox laden, der P3 nicht, da bleibt es bei 11 kW.

Polestar 4 Fahrerdisplay

  • Meine Meinung zu den Displays ist sehr gemischt. Der P3 bleibt beim Hochformat, der P4 setzt hingegen auf das für mich bessere Querformat in der Mitte, da müsste man sich mal einig werden. Doch die Displays sind okay, was nicht auf das Fahrerdisplay zutrifft. Es ist kleiner und schlechter als beim P2 integriert und wirkt, vor allem mit dem ungleich dicken Rand, deutlich billiger. Das Fahrerdisplay habe ich bei Polestar und Volvo immer gelobt, hier leider nicht. Dafür gibt es jetzt endlich…
  • … ein Head-up-Display, das war überfällig. Es ist nicht das beste seiner Art, da sind andere Marken (vor allem mit AR-Funktionen) weiter, aber es ist okay und es reicht aus.
  • Was ich nicht unbedingt über den Rückspiegel im Polestar 4 sagen kann, denn es gibt keine Heckscheibe und dafür eine Kamera und ein Display oben in der Mitte. Finde ich bei Seitenspiegeln schon schlecht, ist bei einem Rückspiegel nicht anders. Die Kamera ist gut und das Display scharf, aber für mich war die Übersicht im Alltag schlechter und die Augen müssen sich ganz kurz auf das Display fokussieren, weil es bei mir sehr nah an den Augen ist. Das lenkt zu sehr von der Straße ab.

Polestar 4 Spiegel

  • Der Sound ist bei beiden Modellen gut, im P3 aber noch eine Ecke besser, und man kann viel einstellen und bekommen einen tollen Sourround-Sound geboten. Was mir aber im Sport-Modus weiterhin fehlt, ist ein Fake-Sound beim Fahren, habe ich jetzt wieder beim BMW i4, das macht mir schon Spaß.
  • Bei der Software setzt Polestar auf Android Automotive mit Google, was jetzt auch endlich besser aussieht. Dazu kommt das große App-Angebot im Play Store und theoretisch auch noch Apple CarPlay als kabellose Version (folgt später). Im P4 hat es mir etwas besser gefallen, weil ich Displays im Querformat bevorzuge, aber grundsätzlich ist das eine gute Kombination.
  • Die App hat sich aber leider nicht weiterentwickelt und bietet nicht viel, nur Standort, Verriegelung und Klimaanlage. Und sie funktionierte bei mir auch nicht immer zuverlässig, der P4 wollte beispielsweise an einem Tag die Heizung nicht starten, obwohl er vollen (übrigens 5G) Empfang hatte. Ging einfach nicht, womit wir bei einem weiteren Punkt wären.
  • Beide Modelle hatten doch einige Bugs. Im P3 ging das Handschuhfach (kann man bei beiden nur über das Display öffnen) nicht auf, der Sensor für den Kofferraum funktionierte nicht, Spotify wollte nicht immer, der Drehregler für die Lautstärke pausierte die Musik bei einer Fahrt bei mir nicht und noch mehr. Es waren keine gravierenden Fehler, aber viele Kleinigkeiten, bei denen ich mir nicht alle notiert habe.
Polestar 3 Front Polestar 4 Front
  • Beim 3er setzt Polestar übrigens auf zwei NFC-Karten als Schlüssel, beim 4er ist es ein klassischer Autoschlüssel und eine NFC-Karte. Natürlich kann man den Schlüssel auch digital in der App nutzen.
  • Das neue Lineup von Polestar startet bei über 60.000 Euro, wobei es bisher nur die Long Range-Versionen der zwei Modelle gibt. Der P4 startet sogar bei fast 80.000 Euro, wenn man die aktuelle Aktion ignoriert, das ist in beiden Fällen durchaus eine Ansage. Der 3er ist also mit etwas Ausstattung komplett im Premiumbereich positioniert und zwar schon fast auf dem Level von Porsche. Der 4er bewegt sich auf dem Level von BMW, Audi oder Mercedes. Aus dem einstigen Tesla-Jäger von Volvo wurde also eine Premiummarke, da man mit der Zeit erkannt hat, dass man die Preise von Tesla nicht erreichen kann. Doch …
  • … ich sehe Polestar eher auf dem Level von Tesla und finde auch das aktuelle Lineup nicht optimal und übersichtlich. Es gibt jetzt eine Limousine (P2), eine recht große Limousine, die aber fast ein SUV ist (P4) und dann einen großen SUV (P3), der mit der passenden Ausstattung sehr teuer ist. Es fehlt sowas wie ein Pendant zum Model Y, dem weltweit meistverkauften Auto der letzten Jahre. Der 4er ist teurer und kein richtiger SUV und der 3er zu teuer. Er passt auch besser zu Volvo, der EX90 wirkt für mich stimmiger (es sind im Kern fast die gleichen Modelle). Der Polestar 2 war ein guter Start, doch jetzt habe ich den Eindruck, als ob Polestar irgendwie eine klare Linie fehlt.
Polestar 3 Heck Polestar 4 Heck

Polestar 3 & 4: Mein persönliches Fazit

Die Geely-Marke musste 2024 ordentlich Federn lassen, daher sind der 3er und 4er für 2025 und 2026 extrem wichtig. Vor allem der Polestar 4 muss liefern, denn mit dem 5er und 6er stehen in absehbarer Zeit zwei Modelle an, die noch mehr Nische als der 3er sind. Das nächste Volumenmodell dauert und wird der Polestar 7 sein.

Mit diesen beiden Modellen wird es aber vermutlich schwierig, denn sie wildern nicht nur bei BMW oder Audi, sondern auch bei Volvo, also im eigenen Konzern. Und diese ganzen Marken sind bekannt und etabliert. Polestar ist weiterhin der Underdog, möchte aber preislich auf dem Premiumlevel der Marken mitspielen.

Polestar 4 Laden

Technisch wird das schwierig, denn die beiden Modelle wirken noch nicht ganz ausgereift und es fehlen Dinge wie 800 Volt. Preislich kann man Polestar jetzt doch nicht auf Tesla-Level positionieren bei Geely, das verstehe ich, aber ich bin mir nicht sicher, ob der neue Stand reicht, um teilweise mit Porsche mithalten zu können.

Ich bin jetzt selbst gespannt, wie sich der Polestar 3 und Polestar 4 in diesem Jahr schlagen werden, es dürfte für die Zukunft der Marke viel vom Erfolg abhängen. Bei Geely gibt es viel Auswahl im Konzern und es befinden sich mittlerweile zu viele Marken auf einem Level, vor allem „nach unten“ fehlt hier langsam ein Angebot.

Schauen wir mal, aber die aktuelle Basis des Polestar 4 ist teurer als ein Tesla Model 3 Performance und man muss Elon Musk schon sehr hassen, um sich gegen Tesla und für den 4er zu entscheiden. Und selbst wenn es kein Tesla wird, dann sind da noch BMW, Mercedes und Co. und die starten jetzt auch alle neu durch.



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