Smartglass Ray-Ban Meta: Dauerüberwachung im Sonnenbrillengehäuse
Wo Google Glass gescheitert ist, macht Metas »Ray-Ban Meta« jetzt weiter: Die neuen Smartglasses verkaufen sich offenbar überraschend gut – über zwei Millionen Geräte sind bereits im Umlauf, Tendenz steigend. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Fotos oder Musiksteuerung. Die Brillen werden Schritt für Schritt zu einem umfassenden Datensammler für die Hersteller – […]

Wo Google Glass gescheitert ist, macht Metas »Ray-Ban Meta« jetzt weiter: Die neuen Smartglasses verkaufen sich offenbar überraschend gut – über zwei Millionen Geräte sind bereits im Umlauf, Tendenz steigend. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Fotos oder Musiksteuerung. Die Brillen werden Schritt für Schritt zu einem umfassenden Datensammler für die Hersteller – sie sehen, hören und analysieren ihre Umgebung dauerhaft und leiten die Daten direkt an die Plattformbetreiber weiter.
Seit Ende April 2025 hat Meta in Europa die zuvor gesperrten KI-Funktionen freigeschaltet. Damit wird die Brille zu einem unheimlichen »Always-On-Aufzeichnungswerkzeug«. Die Kameras bleiben im Hintergrund aktiv, Aufnahmen lassen sich per Sprachbefehl (»Hey Meta«) starten, Inhalte werden automatisch an die Meta-Cloud übertragen – zur Analyse durch Metas KI-Systeme. Eine dauerhafte Abschaltung der Sprachaufzeichnung gibt es nicht. Wer keine Audiodaten teilen will, muss jede Aufnahme manuell löschen.
Meta verspricht Sichtbarkeit: Eine kleine LED soll auf aktive Kameraaufnahmen hinweisen. Wer sie abdeckt, kann nicht mehr aufnehmen – behauptet Meta. Ob das technisch zuverlässig umgesetzt ist, bleibt offen. Faktisch können Unbeteiligte nicht erkennen, ob sie gerade gefilmt oder analysiert werden.
Die Brille erkennt auf Zuruf Gegenstände, Texte und sogar Prominente – aber Deutsch versteht sie bisher (noch) nicht. Sprachkommandos, Systemausgabe und Übersetzungen funktionieren nur in wenigen Sprachen. Für deutschsprachige Nutzer ist das Gerät aktuell kaum sinnvoll nutzbar. Aus Datenschutzsicht spielt das allerdings keine Rolle – denn die Aufzeichnung und Übertragung der Daten an Meta erfolgt trotzdem. Ob man versteht, was die Brille tut, ändert nichts daran, dass sie ständig sieht, hört und Daten sammelt.
Auch abseits der KI-Funktionen ist die Brille neugierig: Fünf Mikrofone, zwei Lautsprecher, ständige Bluetooth-Verbindung und ein Cloud-Zwang bei zentralen Funktionen.
Unsere Einschätzung
Die Ray-Ban Meta tarnt sich als modisches Accessoire, ist aber ein tragbares Überwachungsgerät. Kamera und Mikrofone zeichnen auf, was in der Umgebung passiert – jederzeit und oft unbemerkt. Die gesammelten Daten landen bei Meta, zur Auswertung durch proprietäre Systeme. Eine lokale Nutzung ohne Cloud-Anbindung ist nicht vorgesehen.
Das eigentliche Problem ist nicht die Technik, sondern die Normalisierung. Wenn solche Geräte massentauglich werden, verlagert sich die Grenze des gesellschaftlich Akzeptierten – still, aber nachhaltig. Was früher als inakzeptabler Eingriff in die Privatsphäre galt, wird zur Alltagstechnik. Wer nicht Teil davon werden will, hat keine Wahl: Es gibt keine Opt-Out-Möglichkeit für Umstehende. Zwar enthält der EU AI Act Verbote für biometrische Echtzeiterkennung im öffentlichen Raum, und die DSGVO schreibt eine informierte Einwilligung bei personenbezogenen Daten vor – doch in der Praxis fehlt es oft an Kontrolle, Durchsetzung und Bewusstsein.