Von „Face with Bags Under Eyes“ bis Sark: Was Apples neue Emojis über unsere digitale Kultur verraten

iOS 18.4 bringt neue Emojis mit kultureller und politischer Tiefe, Apple Intelligence auf Deutsch und neue Marketing-Chancen durch Systemöffnung.

Apr 1, 2025 - 09:57
 0
Von „Face with Bags Under Eyes“ bis Sark: Was Apples neue Emojis über unsere digitale Kultur verraten

Mit iOS 18.4 führt Apple nicht nur Apple Intelligence auch auf Deutsch ein – sondern erweitert auch die Emoji-Tastatur. Und zwar um neun neue Symbole, die weit mehr sind als visuelle Gimmicks. Die kleinen Icons spiegeln Zeitgeist, kulturelle Trends und sogar geopolitische Feinheiten – und sind damit hochrelevant für Markenkommunikation, digitales Storytelling und UX-Design.

Grafik mit den acht neuen Emojis aus iOS 18.4: erschöpftes Gesicht mit Augenringen, Fingerabdruck, lila Farbspritzer, Radieschen, kahler Baum, Harfe, Schaufel und die Flagge von Sark.
Neue Emoji für iOS 18.4, © Emojipedia / Apple

Denn: Emojis sind längst Teil der digitalen Sprache – und wie Emojipedia schreibt, ist es bemerkenswert, wie präzise Apple über solche Updates gesellschaftliche Nuancen in das Systemdesign integriert.

Das Emoji Update kommt nicht allein: Mit iOS 18.4 startet Apple die KI-Plattform Apple Intelligence offiziell in Europa – auf Deutsch, mit smarter Siri, ChatGPT-Integration und neuen Optionen zur Personalisierung. Damit verschiebt sich der Fokus von reinem Device-Design hin zu einer software-getriebenen, KI-basierten Nutzer:innenkultur. Wer Apples Designstrategie besser verstehen will, findet dazu Einblicke in unserem Artikel.


visionOS-inspiriert:
Steht uns das größte Apple-Design-Update seit iOS 7 bevor?

Apple
© hussam3bd via Unsplash


Das ist neu: 9 frische Emojis mit Tiefgang

Die neuen Symbole wurden mit dem zweiten Beta-Release von iOS 18.4 aus dem Unicode Update Emoji 16.0 übernommen – und sind bereits über die Tastatursuche auffindbar, auch wenn sie in den Kategorien (noch) nicht angezeigt werden. Hier die Neuzugänge im Überblick:

  • „Face with Bags Under Eyes“ steht für digitale Erschöpfung und Selbstironie – ein Emoji, das die Realität vieler Nutzer:innen trifft.
  • „Fingerprint“: Fingerprint verweist auf digitale Identität, Datenschutz und individuelle Präsenz im Netz.
  • „Splatter“ ist laut Emojipedia bewusst vielseitig interpretierbar – als Farbe, Chaos, Kreativität oder expressive Geste – visuell auffällig und offen für kreative Einsätze.
  • „Bare Tree“ und „Radish“ spiegeln Themen wie Nachhaltigkeit, Ernährung und Saisonalität – Werte, die viele Marken aktiv in ihrer Kommunikation bespielen.
  • „Harp“ symbolisiert Klang, Kultur und Kreativität – ideal für Event-, Musik- und Kunstkontexte.
  • „Shovel“ visualisiert Arbeit, Wandel und Transformation – auch im übertragenen Sinn etwa für Rebranding- oder Change-Kampagnen.
  • „Flag of Sark“ bringt geopolitische Tiefe ins Emoji-System – und zeigt, wie Apple auch kleinere kulturelle Identitäten sichtbar macht.
  • Flag: Syria (Redesign): Das Syrien-Emoji wurde in der Beta ebenfalls aktualisiert und zeigt nun die neue De-facto-Flagge.

Der Journalist Qusay Noor aus Syrien kommentierte die aktualisierte Syrienflagge auf X; er hatte Apple zuvor um eine Korrektur gebeten.

Wie Emojipedia in einem aktuellen Beitrag analysiert, spiegelt die neue Auswahl Trends zwischen Mental Health, Digital Identity und visueller Selbstverortung. Gerade für Markenkommunikation bietet das kreative Potenzial – etwa in Bezug auf Tonalität, Identifikation und Community-Nähe.

Warum die Sark-Flagge (und das Syrien-Emoji) Emoji-Geschichte schreiben

Die Aufnahme der Flagge von Sark in die Emoji-Tastatur ist kein gewöhnliches Update – sondern ein bemerkenswerter Sonderfall in der Emoji-Welt. Denn das Unicode-Konsortium, das alle Emojis standardisiert, hatte bereits 2022 beschlossen: Neue Flaggen-Emojis soll es nicht mehr geben – zu politisch, zu konfliktanfällig, zu schwer global zu standardisieren. Eine einzige Ausnahme bleibt: Wenn ein Gebiet einen offiziellen ISO-3166-1-Code erhält – also eine international anerkannte Länderkennung wie „DE“ für Deutschland oder „FR“ für Frankreich –, dann darf dafür ein Emoji entstehen. Und genau das ist im Fall von Sark passiert: Die britische Kanalinsel erhielt den speziell reservierten Code „CQ“. Damit wurde sie automatisch für ein Flaggen-Emoji qualifiziert, ganz ohne formellen Antrag oder politische Diskussion.

Das ist deshalb historisch, weil es das erste Mal seit Einführung von Emoji 1.0 im Jahr 2015 ist, dass auf diesem Weg eine neue Flagge zum offiziellen Emoji wird. Ein kulturtechnisch spannender Moment, der zeigt: Auch in einer global standardisierten Emoji-Welt finden kleinere Regionen Sichtbarkeit. Doch Sark ist nicht die einzige Flagge, die mit iOS 18.4 für Aufmerksamkeit sorgt. Auch das Syrien-Emoji wurde aktualisiert – und zwar mit einer politischen Dimension. In der Emoji-Tastatur erscheint jetzt nicht mehr die offizielle Staatsflagge Syriens unter Präsident Assad, sondern die grün-weiß-schwarze Fahne mit drei roten Sternen – ein Symbol, das international mit der syrischen Opposition verbunden wird.

Diese sogenannte De-facto-Flagge wird seit Jahren in sozialen Medien, bei Protesten und von der syrischen Diaspora verwendet – auch wenn sie politisch nicht von der syrischen Regierung anerkannt ist. Apple trägt mit dieser Änderung der Realität Rechnung, dass visuelle Symbole im digitalen Raum oft anders funktionieren als auf diplomatischer Ebene: Sie spiegeln, was viele Menschen tatsächlich benutzen und womit sie sich identifizieren. Beide Fälle – Sark und Syrien – zeigen, dass Emojis heute nicht nur Werkzeuge der Alltagskommunikation sind, sondern auch Träger:innen politischer, kultureller und sozialer Bedeutungen. Und dass selbst eine kleine Flagge in der Tastatur eine große Geschichte erzählen kann.

Apple Intelligence: KI auf Deutsch, tief im System

Parallel zum Emoji Update schaltet Apple mit iOS 18.4 die hauseigene KI auch in Deutschland frei. Apple Intelligence kann Texte zusammenfassen, Inhalte priorisieren, die Kamera für Kontextinterpretation nutzen und über Siri (auch schriftlich) auf ChatGPT zugreifen. Das System versteht jetzt Deutsch, Französisch, Italienisch und Spanisch – ein wichtiger Schritt, um KI-Funktionalität lokal und inklusiv nutzbar zu machen.

Für Marketer bedeutet das: Touchpoints verschieben sich. KI-basierte Inhalte werden systemseitig neu gewichtet – etwa in Mail Apps oder Notification Feeds. Wer dort präsent sein will, muss Inhalte nicht nur gut, sondern auch KI-kompatibel gestalten. Mehr zur strategischen Ausrichtung von Apple Intelligence findest du im Deep Dive zur iOS-18-KI.


Smarte Features, günstiges iPhone
– Apples KI-Offensive nimmt Fahrt auf

iPhone 15 Pro, in vier Farben, Air Pods Generation 2 mit USB-C-Kabel
© Apple via Canva


Systemöffnung durch Standard-Apps: WhatsApp wird offiziell

iOS 18.4 bringt ein weiteres Novum: Nutzer:innen können erstmals Apps wie WhatsApp oder Google Maps als Standardanwendungen auf dem iPhone festlegen – zumindest innerhalb der EU. Die Systemöffnung basiert auf regulatorischen Vorgaben, zeigt aber, wie Apple seine Plattform dynamisch weiterentwickelt. Besonders für Messenger- und Navigationsdienste entstehen neue Chancen für Sichtbarkeit und Nutzung direkt aus dem System heraus.

Das verändert auch das Spielfeld für Marketing-Maßnahmen. Unternehmen sollten prüfen, wie sie systemnahe Kommunikation (etwa via WhatsApp oder Maps-Integration) in ihre Customer Journeys integrieren.

Kleine Icons, große Strategie

Mit iOS 18.4 macht Apple deutlich, wie viel Bedeutung in scheinbar kleinen Details steckt. Emojis, KI und System-Features sind keine isolierten Funktionen – sie sind Teil einer umfassenden Plattformstrategie, die das Nutzer:innenerlebnis ganzheitlich denkt: funktional, kulturell und visuell.

Die neuen Emojis wirken dabei wie feine Stellschrauben im großen Apple-Ökosystem: Sie greifen gesellschaftliche Stimmungen auf, ermöglichen nonverbale Kommunikation und eröffnen Marken neue Räume, um subtil und zugleich wirkungsvoll in alltäglicher Kommunikation präsent zu sein. Besonders die Fälle Sark und Syrien zeigen, dass schon Flaggen-Emojis politische, kulturelle und identitätsstiftende Kraft entfalten können – und dass digitale Gestaltung zunehmend auch gesellschaftliche Realität abbildet.

Gleichzeitig öffnet Apple mit Apple Intelligence und der Möglichkeit, Standard-Apps frei zu wählen, das System stärker denn je – und schafft so neue Schnittstellen für Marketing, Content und Kommunikation. Wer diese Entwicklungen früh erkennt, kann sie strategisch, kreativ und user-zentriert für sich nutzen – nicht nur auf der Oberfläche, sondern im Kern der digitalen Kultur.


Neue Emojis für 2025:
Ist dein Favorit dabei?

Hände halten Tablet mit Emojis vor rosa Hintergrund
© Emojipedia via Canva