Balkonkraftwerk Speicher nachrüsten: Nur solche Modelle solltet ihr kaufen
Speicher für Balkonkraftwerke helfen dabei, den Eigenverbrauch zu erhöhen. Dennoch solltet ihr nicht zum erstbesten greifen. Denn mit einigen Modellen macht ihr ein Verlustgeschäft. Wir erklären, worauf ihr beim Nachrüsten achten müsst.

Speicher für Balkonkraftwerke helfen dabei, den Eigenverbrauch zu erhöhen. Dennoch solltet ihr nicht zum erstbesten greifen. Denn mit einigen Modellen macht ihr ein Verlustgeschäft. Wir erklären, worauf ihr beim Nachrüsten achten müsst.
Balkonkraftwerk mit Speicher nachrüsten: Warum sollte ich das tun?
Dass sich ein Balkonkraftwerk lohnt, steht außer Frage. Klassische Modelle mit zwei Modulen und einer Leistung von 900 Wattpeak gibt es bereits ab 300 Euro ohne Gestell. Da es aber jährlich 100 bis 200 Euro an Stromkosten einspart, hat man seine Investition, bei optimalen Bedingungen, nach spätestens drei Jahren wieder drin. Danach laufen sie aber noch Jahrzehnte weiter, dafür garantieren die Hersteller mit Leistungsgarantie von bis zu 30 Jahren. Selbst wenn man den Wechselrichter nach etwa 15 Jahren tauschen muss (Kostenpunkt: 100-200 Euro), bleibt die Bilanz mehr als positiv.
Doch Balkonkraftwerke liefern immer nur Strom, wenn die Sonne scheint. Tagsüber sind die Hausbewohner aber zumeist unterwegs und sie können ihn nicht verbrauchen. Die Energie fließt dann ohne eine Einspeisevergütung ins Netz und man hat nichts davon.
Abhilfe bringen Stromspeicher. Mittlerweile gibt es zahlreiche Modelle, die man an sein bestehendes Balkonkraftwerk nachrüsten kann. Der Stromüberschuss fließt dann nicht ins Netz, sondern in die Batterie. Am Abend beim Kochen, Fernsehen oder einfach für das Licht kann man ihn dann abrufen und freut sich über den Strom ohne zusätzliche Stromkosten.
Denn kostenlos ist er leider nicht, da der Speicher ja auch Geld kostet und zudem viel teurer als das Balkonkraftwerk selbst ist. Damit er sich dennoch rechnet, müsst ihr auf ein paar wichtige Dinge achten.
Balkonkraftwerk Speicher nachrüsten: Darauf müsst ihr beim Speicher achten
Welche Balkonkraftwerke kann ich mit einem Speicher nachrüsten? Das ist wohl die beste Nachricht: Fast alle Hersteller nutzen den standardisierten MC4-Stecker, um Solarmodule mit Wechselrichter und Speicher zu verbinden. Auch ältere Modelle lassen sich so problemlos aufrüsten. Lediglich bei EcoFlow gibt es Einschränkungen. Wer deren Speicher nutzen möchte, muss auch deren Wechselrichter EcoFlow PowerStream nutzen, der als Energiemanager dient.
Moderne Speicher verbauen oft den Wechselrichter auch im Speicher. Das ist praktisch, weil man dann weniger Kabelsalat auf dem Balkon hat. Wer bereits ein Balkonkraftwerk hat, kann seine Solarmodule weiter nutzen, aber für den alten Wechselrichter gibt es keine Verwendung mehr. Den kann man als Reserve behalten oder verkaufen.
Wie groß sollte ein Balkonkraftwerk Speicher sein?
Es gibt eine wichtige Regel bei Balkonkraftwerk-Speichern: Mehr ist nicht besser. Denn Speicher sind das teuerste Element bei einer Solaranlage. Wenn man ihn nicht voll bekommt, hat man Geld für zu ungenutzte Speicherkapazität verbrannt.
Um die richtige Speichergröße zu ermitteln, muss man viele Aspekte wie die eigene Stromproduktion, den individuellen Verbrauch, das Modell und das Energiemanagement berücksichtigen. Das ist für Einsteiger nur schwer machbar. Daher gibt es eine gute Faustformel: Pro Solarmodul benötigt ihr eine Kilowattstunde Speicherkapazität.
Für ein Balkonkraftwerk mit zwei Modulen wären also 2 kWh ausreichend, für ein 4-moduliges Modell eignen sich 4 kWh. Da sich die meisten Stromspeicher nachträglich auch aufstocken lassen, sollte man hier sowieso niedrig starten und später einfach noch ein weiteres Batteriepack kaufen – sofern man es benötigt.
Was kostet ein Balkonkraftwerk-Speicher zum Nachrüsten?
Preise für Strompreise sind schwer vergleichbar. Denn es gibt sie manchmal mit und manchmal ohne den dazu nötigen Energiemanagern. Auch die Größen sind nicht genormt. In die Anker Solarbank 2 passen beispielsweise 1,6 kWh, in den EET SolMate 1,44 kWh und 2,24 kWh in den Hoymiles MS-A2. Um herauszufinden, wie viel man für sein Geld bekommt, rechnet man daher am besten den Preis pro Kilowattstunde aus.
Für die gängigsten Modelle wären das folgende (Stand: April 2025):
Name
Kapazität
Kaufpreis
Preis/kWh
EET SolMate
Anker Solarbank 2 E1600 Plus
Growatt NOAH 2000
Hoymiles MS-A2 2240Wh
Zendure AIO 2400
Maxxicharge 3.0
1,44 kWh
1,6 kWh
2 kWh
2,24 kWh
2,4 kWh
3 kWh
1.099 €
699 €
529 €
899 €
999 €
1.449 €
763 €
437 €
265 €
401 €
416 €
483 €
Im Schnitt könnt ihr also mit einem Preis von etwa 400 Euro pro Kilowattstunde rechnen. Beachtet dabei aber, dass die Preise nicht nur durch die Kapazität, sondern auch die Ausstattung zusammenkommen. So ist der EET SolMate in der Liste zwar am teuersten, aber seine Messtechnik ist eine der modernsten auf dem Markt.Link
Wo muss der Stromspeicher stehen?
Ganz wichtig ist auch der Standort des Stromspeichers. Denn während Solarmodule und Wechselrichter draußen am Balkon hängen, sollten die Akkus am besten drinnen stehen. Einige Modelle vertragen nämlich keinen Regen oder extreme Kälte.
Wer keinen passenden Stellplatz dafür hat oder auch keine Kabel in das Haus verlegen kann (Tipp: Es gibt PV-Flachkabel mit MC4-Stecker, die durch jedes Fenster passen.), der sollte nur Speicher mit diesen beiden Eigenschaften kaufen:Schutzart IP65, 66 oder 67: Die Speicher sind staubdicht und mindestens vor Strahlwasser wie Regen geschützt. Heizfunktion: Die Speicher besitzen eine eingebaute Heizung, die den Akku vor Temperaturen von bis zu minus 20 Grad schützt.
Modelle, die beide Eigenschaften besitzen, sind zum Beispiel:Zendure SolarFlow 800 Pro Anker Solarbank 2 E1600 AC
Wie erkennt ein Speicher den Stromverbrauch im Haushalt? (Energiemanagement)
Balkonkraftwerke sind ziemlich dumm. Den produzierten Strom leiten sie ununterbrochen in das Hausnetz ein und wenn gerade kein Verbraucher ihn benötigt, fließt er einfach ins Netz. Man verschenkt also seinen Strom.
Speicher sollen das verhindern. Doch woher sollen sie wissen, wie viel Strom gerade im Haushalt verbraucht wird? Dazu haben Hersteller unterschiedliche Systeme entwickelt, wobei die einen effizienter arbeiten als die anderen.Grundlast-Speicher: An den ersten Stromspeichern auf dem Massenmarkt musste der Besitzer die Grundlast selbst einstellen – also die Menge an Strom, die ein Haushalt durch Kühlschränke, WLAN-Router etc. ununterbrochen benötigt. Produziert ein Balkonkraftwerk in einem Moment mehr Strom als die Grundlast beträgt, wird der Überschuss im Akku gespeichert. Produziert es hingegen weniger, füllt der Speicher die Differenz zur Grundlast auf. Der Nachteil bei dem System: Andere Geräte wie ein Fernseher können technisch nicht berücksichtigt werden und sie müssen dann den teuren Strom vom Stromanbieter nutzen. Smart Plugs: Um auch andere Geräte, die nicht in die Grundlast fallen, abzudecken, gibt es bei einigen Systemen sogenannte Smart Plugs. Das sind Stecker, die man zwischen dem Stromkabel eines Geräts und der Steckdose setzt. Wenn dann das Gerät (z.B. ein Fernseher) angeschaltet wird, meldet der Smart Plug dem Speicher den Verbrauch und er speist mehr Strom ein. Der Nachteil: Man benötigt viele Smart Plugs, um die wichtigsten Geräte im Haus zu versorgen. Außerdem funktioniert das nur mit Schukosteckern. Verbraucher wie ein Herd oder die Deckenlampen kann man dadurch nicht in das System integrieren. Smarte Zähler: Die aktuell gängigste Variante sind smarte Zähler. Die kleinen Geräte werden an den digitalen Stromzähler des Haushalts gekoppelt und liest ihn ununterbrochen ab. Wenn dann Strom fließt, weil ein Verbraucher angeht, dann meldet er es dem Speicher und er speist Strom ins Netz. Dadurch werden wirklich alle Geräte erkannt. Das einzige Hindernis: Sie benötigen ein WLAN-Netz und das ist im Keller oder im Zählerschrank oft nicht vorhanden. Alternativ gibt es aber auch kabelgebundene Systeme oder Bluetooth basierte Lösungen. Plug-and-Play: Die am wenigsten verbreitete, aber mit Abstand die bequemste Methode ist der Plug-and-Play-Speicher wie der EET SolMate. Hier steckt man nur den Schukostecker des Speichers in die Steckdose und fertig. Das System erkennt selbstständig über Spannungsschwankungen im Netz, ob und wie viel Strom eingespeist werden muss – egal ob nun der Kühlschrank oder der Herd Energie benötigt. Aber auch hier gibt es einen kleinen Nachteil: Die Messung ist unpräziser als smarte Zähler und nicht alle Geräte werden immer erkannt.
Was ihr über Balkonkraftwerke wissen müsst:LinkSolarstrom vom Balkon – Lohnt sich ein Balkonkraftwerk?
Lohnt sich ein Speicher für ein Balkonkraftwerk? (Amortisation)
Damit sich ein Speicher lohnt, muss er zum einen die richtige Größe haben (pauschal ein 1 kWh pro Modul). Zum anderen muss er innerhalb seiner Garantie seinen Kaufpreis durch die gesparten Stromkosten wieder einspielen. Zwar versprechen die Hersteller deutlich längere Lebenszeiten von bis zu 20 Jahren, aber sie garantieren nicht mehr dafür. Wer also sichergehen möchte, dass seine Investition auch eine Rendite abwirft, dessen Speicher sollte sich innerhalb der Garantiezeit auch amortisieren.
Die meisten Akkus haben eine Garantie von 10 Jahren, in einigen wenigen Fällen sogar nur 5 Jahre. Wenn nun ein Speicher 1.000 Euro kostet und man damit 100 Euro im Jahr an Stromkosten spart, dann hätte man den Kaufpreis nach 10 Jahren wieder drin. Das wäre ziemlich auf Kante genäht. Wenn schließlich der Speicher im 11. Jahr kaputtgeht, hat man kaum etwas gewonnen.
Wie viel Stromkosten man mit einem Speicher sparen kann, hängt aber wieder von vielen Faktoren wie dem Wetter, dem Standort der Module und dem persönlichen Verbrauch ab. Doch auch hier gibt eine Faustformel: Ein Stromspeicher verdoppelt die eingesparten Stromkosten.
Wenn also ein klassisches Balkonkraftwerk mit zwei Modulen eine jährliche Ersparnis von 100 bis 200 Euro bringt, dann erhöht ein Speicher den Wert auf 200 bis 400 Euro im Jahr.
Hat man etwa für das Balkonkraftwerk 400 Euro inklusive Aufhängung und 1.000 Euro für einen 2-kWh-Speicher gezahlt, käme man auf Gesamtkosten von 1.400 Euro. Bei einer Stromkostenersparnis von 200 Euro im Jahr hätte sich beides nach spätestens 7 Jahren amortisiert – vielleicht auch schon früher. Damit ist der Speicher innerhalb der Garantie abgezahlt und die Investition hat sich gelohnt.
TIPP: Einige Städte, Kommunen und Bundesländer bezuschussen den Kauf eines Balkonkraftwerks mit mehreren hundert Euro. Dann amortisiert sich das Balkonkraftwerk noch schneller. Welche Balkonkraftwerk-Förderungen es gibt, seht ihr in unserer Übersicht.
Balkonkraftwerk mit Speicher nachrüsten: Muss ich ihn anmelden?
Wenn ihr ein Balkonkraftwerk anschließt, müsst ihr es im Marktstammdatenregister anmelden. Daran hat sich in den letzten Jahren nichts geändert, nur die Anmeldung beim Netzbetreiber gibt es nicht mehr.
Doch wie sieht es mit Stromspeichern aus? Auch sie müsst ihr registrieren. Das ist aber kein Hexenwerk. Auf der Website des Marktstammdatenregisters könnt ihr sowohl ein neues Balkonkraftwerk mit Speicher anmelden oder einen Stromspeicher nachträglich hinzufügen. Das ist kostenlos und schnell erledigt.Im Marktstammdatenregister könnt ihr euer Balkonkraftwerk-Speicher anmelden.
Fazit:
Ein Balkonkraftwerk mit einem Speicher nachrüsten ist eine super Sache und lohnt sich in vielen Fällen. Allerdings nicht in allen. Da die Akkus die teuerste Komponente an einer Mini-PV-Anlage sind, sollten sie nicht größer sein als nötig und sich innerhalb der Garantiezeit amortisieren.
Auch die Preisgestaltung kann verwirren, da die Speicher keine einheitliche Größe haben und teils mit Energiemanager und teils ohne verkauft werden. Daher raten wir dazu, vorher einmal die Preise zu vergleichen, das für sich passende Energiemanagement-System zu wählen und mit kleinen Speichergrößen anzufangen. Aufstocken kann man später immer noch.