Buchclub liest einen so schwierigen Roman, dass sie 28 Jahre für die Diskussion brauchen
„Finnegans Wake“ von James Joyce gilt als eines der schwierigsten Werke des 20. Jahrhunderts. Ein Buchclub hat 28 Jahre benötigt. Der Beitrag Buchclub liest einen so schwierigen Roman, dass sie 28 Jahre für die Diskussion brauchen erschien zuerst auf Mein-MMO.de.


„Finnegans Wake“ von James Joyce gilt als eines der schwierigsten Werke des 20. Jahrhunderts. Ein Buchclub hat 28 Jahre benötigt, um es zu lesen. Doch auch andere Buchclubs brauchen viele Jahre, um das Werk abzuschließen.
Um welches Buch geht es? „Finnegans Wake“ ist das letzte Werk des irischen Autors James Joyce und entstand zwischen 1923 und 1939. Der Roman zählt zu den am schwersten verständlichen Werken der Literatur des 20. Jahrhunderts, was unter anderem auch an der Sprache liegt, die Joyce verwendet hat: Denn er bildet eine eigene Sprache, indem er englische Wörter neu zusammengesetzt oder mit anderen Sprachen gemischt hat.
Ein US-amerikanischer Buchclub hat sich die Aufgabe gemacht, „Finnegans Wake“ gemeinsam zu lesen. 1995 begann man und beendete die Lesung nach 28 Jahren im Oktober 2023.
28 Jahre für ein einziges Buch
Was ist das für ein Club? Gerry Fialka, ein Experimentalfilmer aus Venice, Kalifornien, gründete 1995 einen Buchclub, um gemeinsam mit anderen Menschen „Finnegans Wake“ zu lesen. Der englischsprachige The Guardian sprach mit Fialka zum Abschluss des Romans.
Jeden Monat traf sich eine Gruppe zwischen 10 und 30 Personen in einer örtlichen Bibliothek, um jedes Mal 2 Seiten des Buches zu lesen. Doch das Ziel war so ehrgeizig, dass sie es schließlich auf eine einzige Seite pro Monat reduzieren mussten. Der Roman von Joyce hat insgesamt 628 Seiten, entsprechend lange dauerte die Lektüre.
Die kalifornische Lesegruppe hat übrigens länger mit der Lektüre von „Finnegans Wake“ verbracht als Joyce mit dem Schreiben: Der Autor brauchte 17 Jahre, um den 628-seitigen experimentellen Text zu vollenden.
- Joyce, James(Autor)
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Die Mitglieder des Clubs besprachen anschließend die Wörter und diskutierten über Bedeutungen und allgemeinere Themen. Niemand behauptete, alles zu verstehen, aber Fialka sagt, das Schöne an der Lektüre von „Finnegans Wake“ auf diese Weise sei, dass die Leser einfach durch die Lektüre hindurch einen Hauch von Ahnung erfahren, was Joyce wohl gemeint haben könnte (via npr.org).
Die letzte Lesung: Für die Lesung der letzten Seite eröffnete Fialka ein Zoom-Treffen und bat die 15 Teilnehmer, „gemeinsam einen bewussten Atemzug zu nehmen“, um ihre Bemühungen zu unterstützen. Dann ließ er sie ein Gedicht von Lawrence Ferlinghetti rezitieren, bevor die Mitglieder abwechselnd genau zwei Zeilen des Textes lasen.
Doch zu Ende ist das Buch eigentlich gar nicht, betont Fialka, denn der Roman endet offiziell gar nicht:
Wir haben nicht aufgehört. Der letzte Satz des Buches endet mitten im Satz, und dann geht es am Anfang des Buches weiter. Es ist zyklisch. Es endet nie.
Mittlerweile hat der Club wieder von vorne angefangen. Fialka, der die Gruppe mit Anfang 40 gründete, ist jetzt 70 Jahre alt. Nach dem zweiten Durchgang dürfte Fialka dann fast 100 Jahre alt sein. Im November 2023 hat man bereits 3 Seiten des Romans geschafft.
Andere Buchclubs benötigen Jahre für das vielleicht schwerste Werk des 20. Jahrhunderts
Sind andere Buchgruppen schneller? Nein, der englischsprachige The Guardian hat einmal genauer geprüft, wie lange andere Buchclubs mit dem Werk beschäftigt sind.
- Die „Wake“-Gruppe in Dublin von Sam Slote, ein Joyce-Experte am Trinity College in Dublin und einer der Herausgeber von How Joyce Wrote Finnegans Wake, setzt sich aus einem Dutzend Joyce-Forschern zusammen. Sie brauchen nach aktuellen Schätzungen etwa 15 Jahre.
- In Zürich hat ein Buchclub das Werk von Joyce in fast 40 Jahren dreimal gelesen und befindet sich derzeit in ihrem vierten Zyklus. Ihre erste Lesung dauerte 11 Jahre.
Slote, ein Joyce-Experte, erklärte, dass sich das Werk von Joyce für Buchclubs anbieten würde:
Man muss sich damit abfinden, dass niemand das Buch wirklich versteht, und genau hier kann die Idee des gemeinschaftlichen Lesens ansetzen.
Eine Teamarbeit kann auch bei der Entschlüsselung von Joyces zahlreichen Anspielungen helfen, die von Verweisen auf die irische Politik des 19. Jahrhunderts beginnen und über französische Literatur bis hin zum ägyptischen Totenbuch reichen.



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