Digitale Gesundheitsakte: Viel versprochen, wenig geliefert
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat auf der IT-Messe DMEA in Berlin den baldigen Start der nächsten Phase bei der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) angekündigt. Die bisherige Modellphase soll in eine […]


Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat auf der IT-Messe DMEA in Berlin den baldigen Start der nächsten Phase bei der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) angekündigt. Die bisherige Modellphase soll in eine sogenannte Hochlaufphase übergehen, in der die Nutzung durch die Ärzte aber freiwillig bleibt.
Der Begriff „Roll-out“ wurde vom Minister vermieden. Spezifische Herausforderungen bei der Nutzung der ePA im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin sollen berücksichtigt werden, Details dazu wurden jedoch nicht genannt.
Ein verbindlicher Termin für die verpflichtende Nutzung der ePA in Arztpraxen steht weiterhin aus.
Sanktionen bei Nichtnutzung werden nicht ausgeschlossen, sollen aber nur greifen, wenn die Ursache im Einflussbereich der Praxis liegt. Lauterbach verwies auf derzeit rund 280.000 ePA-Zugriffe pro Woche in den Modellregionen.
Sicherheitsbedenken, wie sie etwa der Chaos Computer Club geäußert hatte, sind nach Angaben des Ministeriums ausgeräumt. Die Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bleibe ein zentrales Element der Sicherheitsstrategie.
Kritik und Einschätzung der Krankenkassen
Die AOK und andere gesetzliche Krankenkassen zeigen sich enttäuscht über das Fehlen eines klaren bundesweiten Starttermins. Laut AOK-Vorstand Carola Reimann seien die Vorbereitungen auf Kassenseite fristgerecht abgeschlossen worden, die neue ePA-Version stehe seit Februar zur Verfügung. Probleme beim Zugriff durch die Arztpraxen seien technisch behoben. Die Ankündigung, den Start auf unbestimmte Zeit zu verschieben und die Nutzung zunächst freiwillig zu gestalten, wird als Rückschritt bewertet.
Reimann kritisiert zudem die fehlende Verbindlichkeit bei der Integration der ePA in die Praxisverwaltungssoftware, die den Fortschritt behindere. Um die Vorteile der ePA – etwa die schnellere Verfügbarkeit medizinischer Informationen – realisieren zu können, sei eine flächendeckende Nutzung durch alle Leistungserbringer notwendig. Die AOK fordert daher klare Fristen und Vorgaben, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen konsequent voranzutreiben.
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