Gefährliches Spiel: Verändert Google mit KI die Spielregeln – oder nur die Perspektive?
AI Overviews drohen, den Traffic für Websites zu minimieren. Doch die KI-Übersichten können auch von Vorteil sein, wie unsere Umfrage zeigt. Trotzdem müssen SEOs jetzt umdenken, um Sichtbarkeit zu schaffen – und wir zeigen, wie.

Die Einführung von „Übersicht mit KI“ in der Google-Suche hat eine hitzige Debatte ausgelöst – und das völlig zu Recht. Denn was zunächst wie eine technologische Weiterentwicklung klingt, hat für viele Website-Betreiber:innen ganz reale Konsequenzen: Sichtbarkeit ohne Klicks, abrutschende Rankings und ein deutlicher Rückgang beim organischen Traffic. Die Analyse der Agentur Wordsmattr.io zeigt: Deutschsprachige Websites mussten seit der Einführung von Googles KI-Antworten im Schnitt 17,8 Prozent weniger Klicks hinnehmen.
Das bestätigt, was sich seit Monaten abzeichnet: Google verändert die Spielregeln. Wer früher mit guter SEO auf Seite eins rankte, wird heute von KI-generierten Zusammenfassungen überlagert. Die klassischen zehn blauen Links werden verdrängt, während Googles eigenes Sprachmodell Gemini die Antwort gleich mitliefert. Für Nutzerinnen und Nutzer mag das praktisch sein – für Seitenbetreiber:innen ist es eine Zitterpartie. Denn Sichtbarkeit bedeutet nicht mehr automatisch Klicks.
Nicht alle verlieren SEO-Traffic
Doch so berechtigt die Kritik an dieser Entwicklung ist: Es lohnt sich, differenziert hinzusehen. Denn es gibt auch eine andere Perspektive. Die von uns im April 2025 durchgeführte Umfrage
„KI-gestützte Suche vs. Google-Suche“ mit 150 befragten kleinen und mittleren Unternehmen liefert ein deutlich nuancierteres Bild: Zwar berichten 19 Prozent der Befragten von einem Rückgang beim SEO Traffic – aber 49 Prozent stellen keine Veränderung fest. Bemerkenswerte 16 Prozent melden sogar einen Anstieg der organischen Besucherzahlen. Die restlichen Befragten wissen nicht, ob ihr Traffic gesunken ist. Es gibt sie also noch: Unternehmen, die sich im neuen Suchumfeld behaupten oder sogar davon profitieren.
Wie kann das sein? Die Antwort liegt in der strategischen Anpassung. Wer heute noch rein auf klassische SEO setzt, läuft Gefahr, von Google und Co. überholt zu werden. Doch wer seine Inhalte gezielt auf die neue Art der Suche ausrichtet, profitiert: Strukturierte Daten, prägnante Antworten, thematische Tiefe und Markenstärke werden für KI-Suchsysteme wie Gemini, ChatGPT oder Perplexity AI zunehmend wichtiger.
Traditionelle Suche war gestern – die KI übernimmt zunehmend
Dabei ist Google nicht der einzige Akteur im Spiel. KI-gestützte Suchalternativen wie ChatGPT, Perplexity oder You.com bieten Nutzer:innen schon heute eine ganz neue Sucherfahrung: dialogisch, kontextbezogen und deutlich effizienter als das klassische Durchklicken von Links. Eine Semrush-Studie zeigt: Zwischen Juli und November 2024 hat sich die Zahl der Domains, die von ChatGPT aus angesteuert wurden, verdreifacht. Und rund 70 Prozent der Anfragen lassen sich nicht mehr den traditionellen Suchintentionen wie „informational“ oder „navigational“ zuordnen. Nutzer:innen suchen anders – und das wird sich nicht mehr zurückdrehen lassen.
Das zeigt auch unsere Studie – 86 Prozent der Befragten haben bereits KI-Suchmodelle genutzt, ein Viertel von ihnen nutzt KI-Alternativen sogar schon ausschließlich oder zumindest häufiger als Google. Diese punkten – auch bei gelegentlichen Nutzer:innen – vor allem mit der Möglichkeit, detaillierte Fragen zu stellen, gefolgt von der Verständlichkeit der Antworten und Schnelligkeit. Kein Wunder also, dass mehr als Dreiviertel derer, die KI bereits zur Suche nutzen, in Zukunft noch häufiger darauf zurückgreifen wollen.

Googles gefährliches Spiel – KI bedroht organischen Traffic in Zukunft noch mehr
Auch Google weiß das – und liefert deshalb mit Gemini nun den „Überblick mit KI“: Wer in diesen KI-Antworten nicht auftaucht, verliert Sichtbarkeit. Und künftig womöglich auch Umsatz. Besonders brisant: Google testet in den USA bereits, auch bezahlte Anzeigen in diese KI-Antworten zu integrieren. Damit könnte sich das Gleichgewicht weiter verschieben – weg von neutralen Suchergebnissen, hin zu einer Mischung aus generierter Information, KI-Kuration und kommerziellen Interessen.
So sollten Unternehmen jetzt reagieren
Für viele Unternehmen stellt sich daher die Frage: Wie sichern wir unsere Sichtbarkeit in einer Welt, in der Google zur Antwortmaschine wird? Ganz klar: Unternehmen müssen ihre digitale Strategie jetzt neu ausrichten. SEO allein reicht nicht mehr. Es braucht einen ganzheitlichen Ansatz:
- Paid Search gezielter nutzen
Da organische Treffer an Sichtbarkeit verlieren, sollten Unternehmen ihre Anzeigenstrategie überdenken. Welche Keywords lohnen sich noch für SEO? Wo ergibt Paid Search mehr Sinn? Und wie lassen sich beide Kanäle intelligent miteinander verknüpfen?
- Nischen-SEO mit Landingpages
Generische Inhalte verlieren an Relevanz. Spezialisierte Seiten, die klar auf bestimmte Suchintentionen zugeschnitten sind, haben deutlich bessere Chancen – sowohl in klassischen Ergebnissen als auch in KI-gestützten Antworten.
- Markenpräsenz stärken
KI-Modelle greifen verstärkt auf vertrauenswürdige Quellen zurück. Wer als Marke sichtbar ist – auf Social Media, in Fachmedien, in Diskussionen – wird häufiger von KI-Systemen zitiert und empfohlen.
- Alternative Touchpoints schaffen
Ob LinkedIn, Newsletter, Podcasts oder Communities: Der Aufbau eigener Reichweitenkanäle reduziert die Abhängigkeit von Google und verbessert zugleich die Signale für KI-Suchsysteme.
- Conversion-Fokus schärfen
Wenn weniger Klicks kommen, müssen diese mehr leisten. Conversionoptimierung und klares Tracking sind wichtiger denn je.
Die aktuelle Debatte um „Übersicht mit KI“ ist berechtigt – aber sie sollte nicht nur von Sorge, sondern auch von Strategie geleitet werden. Ja, Google verändert die Suche. Ja, der Wettbewerb wird härter. Aber wer sich jetzt konsequent anpasst, hat die Chance, auch in einer KI-dominierten Suchwelt sichtbar zu bleiben. Vielleicht sogar sichtbarer als je zuvor.
Google erweitert AI Mode für die Suche:
Zugriff für mehr User, Produktanzeigen und vorige Suchen als Startpunkt
