TikToks AI Alive macht deine Fotos zu Videos in der App

Statische Fotos werden zu animierten Story-Videos – mit nur wenigen Klicks. TikToks AI Alive bringt Creatorn neue Möglichkeiten, wirft aber auch Fragen auf.

Mai 14, 2025 - 19:20
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TikToks AI Alive macht deine Fotos zu Videos in der App

Die Entertainment-Plattform TikTok erweitert das kreative Funktionsangebot um ein KI-gestütztes Feature: Mit AI Alive lassen sich statische Fotos direkt in der App in animierte Kurzvideos verwandeln. Das Tool ist in die Story-Funktion integriert und kann beim Hochladen eines Bildes über die Kamera genutzt werden. Über einfache Texteingaben generieren Nutzer:innen daraus bewegte Story Clips – ergänzt durch visuelle Effekte, Animationen und Sound.

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Laut dem Creator-Economy-Experten Lindsey Gamble lässt sich das neue Video-Feature in TikTok Stories ganz einfach nutzen – und hat das Potenzial, viele Menschen zu erreichen. Dank der generativen KI brauchen Nutzer:innen kein Vorwissen in Schnitt oder Animation, um kreative Videoinhalte zu erstellen. TikTok macht es damit noch leichter, Geschichten via Video zu erzählen und baut die eigene Rolle als Plattform für kreative Kommunikation weiter aus.

Fotos werden zu Stories: So funktioniert AI Alive

Die Funktion ist in TikToks Story-Kamera integriert. Wer ein Foto auswählt, findet dort rechts das Icon AI Alive. Mit wenigen Klicks lässt sich dann ein Text-Prompt eingeben – etwa „Turn this into a cartoon“ oder „Make it a windy day“. Die Künstliche Intelligenz analysiert Bildinhalt und Anweisung und generiert darauf basierend eine animierte Version des Fotos. Bewegungen, Effekte und sogar Sound werden automatisch hinzugefügt.

TikTok erklärt im offiziellen Newsroom-Beitrag: Ziel sei es, mehr Menschen zu kreativen Erzählformen zu inspirieren – unabhängig davon, wie viel Schnitterfahrung sie mitbringen. AI Alive sei das erste bildbasierte KI-Feature dieser Art in der App. Es ermögliche es Nutzer:innen, Erinnerungen visuell ansprechender, atmosphärischer und immersiver zu teilen. Das Feature eigne sich etwa, um eine Sonnenuntergangsaufnahme lebendig zu machen – mit bewegten Wolken und Meeresrauschen – oder ein Gruppenfoto subtil zu animieren.

Die neue Form von Your Story – und dessen Bedeutung für Creator

TikTok hat sich bislang primär auf den For You Feed mit algorithmisch kuratierten Kurzvideos konzentriert und Stories nur am Rand unterstützt. AI Alive zielt somit auf einen Bereich, den TikTok bisher eher anderen Plattformen überlassen hat: spontane, niedrigschwellige Inhalte im Story-Format. Mit der Möglichkeit, Fotos zu animieren, schließt TikTok strategisch zu Instagram und Snapchat auf – geht aber durch die Integration von generativer KI einen Schritt weiter.

Gerade für Creator, die sich bislang nicht an Videoinhalte herangewagt haben – sei es aus Zeitgründen oder fehlender Erfahrung – bietet AI Alive einen einfachen Einstieg. Statt aufwendiger Drehs oder Schnittprogramme braucht es nur ein passendes Foto, eine kreative Idee und ein kluger Prompt. In wenigen Sekunden entsteht daraus ein animiertes Video. Auch für Marken oder kleinere Unternehmen kann das eine zeitsparende Möglichkeit sein, ihren Content schnell und wirkungsvoll zu erweitern. Wer tiefer in TikToks jüngste Entwicklungen eintauchen möchte, findet bei uns eine Analyse zur Feed-only-Funktion für Videos, die kürzlich für Diskussion sorgte.


Unsichtbar im Profil, viral im Feed?
TikTok rollt neues Video-Feature aus

Zwei Smartphone-Screens zeigen die TikTok-Einstellung „Don’t show on TikTok profile?“ für Branded Content unter futuristischem Grid-Hintergrund.
© Jonah Manzano via Canva


Sicherheit und Transparenz: So kennzeichnet TikTok KI-Inhalte

TikTok betont, dass auch bei AI Alive strenge Sicherheitsmechanismen gelten. Bevor ein animiertes Video online geht, wird es mehrfach geprüft. Foto, Prompt und KI-Ergebnis durchlaufen laut TikTok automatische Moderations-Tools. Erst nach der finalen Kontrolle wird das Video veröffentlicht.

Alle generierten Inhalte tragen zudem einen AI-Hinweis. Zusätzlich sind C2PA-Metadaten eingebettet. So soll auch außerhalb der App erkennbar bleiben, dass es sich um KI-Content handelt. Die Maßnahme ist Teil von TikToks Strategie für mehr Transparenz – ein Thema, das durch generative Tools immer wichtiger wird.

Innovation oder Vereinheitlichung? TikToks KI-Offensive im Storytelling

Mit AI Alive stärkt TikTok das eigene Image als Plattform für kreative Experimente. Das Unternehmen verfolgt dabei einen klaren Kurs. Einerseits fördert es spontane Inhalte wie KI-Stories. Andererseits baut es auch die Longform-Content-Strategie aus. Seit Kurzem können ausgewählte Creator Videos mit bis zu 60 Minuten Länge posten. Mehr dazu in unserer Analyse zum Longform-Update.


Vom Snack zum Streaming:
TikTok startet 60 Minuten lange Video

TiKTok Logo in Halle
© Jonathan Kemper – Unsplash


Die Richtung ist deutlich: TikTok will zur zentralen Plattform für alle Videoformate werden – egal ob spontan, KI-generiert oder dramaturgisch ausgearbeitet. AI Alive ist dabei ein weiteres Puzzleteil in einem größeren Strategiebild, das sowohl Creator als auch Marken neue Wege eröffnet, Geschichten zu erzählen.

Doch mit der Ausweitung des kreativen Toolkits stellt sich auch die Frage nach der gestalterischen Tiefe: Wenn KI-Tools wie AI Alive den kreativen Prozess übernehmen, droht die Gefahr monotoner, uniformer Inhalte. Wer ist am Ende wirklich Urheber:in? Und wie transparent ist der KI-Anteil für das Publikum? Trotz Kennzeichnungspflicht bleiben Unsicherheiten – besonders dann, wenn Inhalte weiterverbreitet oder außerhalb der Plattform genutzt werden. Auch eine mögliche algorithmische Bevorzugung von KI-generierten Inhalten wirft Fragen auf: Könnten Creator, die bewusst auf automatisierte Tools verzichten, im Ranking benachteiligt werden?

AI Alive ist damit nicht nur ein Innovationsschritt, sondern auch ein Prüfstein für Fairness, Vielfalt und Verantwortung in der Creator Economy.

TikTok wird zur Spielwiese für KI-Stories

Mit AI Alive zeigt TikTok, wie sich generative KI praxisnah in den Creator-Alltag integrieren lässt. Wer bislang vor Videoproduktion zurückgeschreckt ist, bekommt nun ein Tool an die Hand, das bestehende Inhalte aufwertet – ohne umfassendes technisches Know-how. Das senkt nicht nur die Einstiegshürde, sondern macht kreatives Storytelling für deutlich mehr Menschen zugänglich. Für TikTok ist es zugleich ein strategischer Schritt: Die Plattform positioniert sich damit noch stärker als Bühne für visuelle Inhalte – von Memes über Mini-Dokus bis hin zu KI-animierten Stories. Ob diese Offenheit zu mehr Vielfalt führt – oder am Ende nur neue Standards für algorithmischen Erfolg setzt – bleibt offen.