DNS4EU: Die EU startet eigenen DNS-Resolver-Dienst mit optionalen Filtern

Die EU bietet mit DNS4EU einen eigenen DNS-Resolver-Dienst an, um mehr digitale Unabhängigkeit von US-Anbietern wie Google oder Cloudflare zu schaffen. Nutzer können zwischen mehreren Varianten wählen:

• ungefilterte Auflösung
  • IPv4: 86.54.11.100/86.54.11.200
  • IPv6: 2a13:1001::86:54:11:100/2a13:1001::86:54:11:200
  • DNS over TLS: unfiltered.joindns4.eu
  • DNS over HTTPS: unfiltered.joindns4.eu/dns-query
• Schutz vor Malware und Phishing
  • IPv4: 86.54.11.1/86.54.11.201
  • IPv6: 2a13:1001::86:54:11:1/2a13:1001::86:54:11:201
  • DNS over TLS: protective.joindns4.eu
  • DNS over HTTPS: protective.joindns4.eu/dns-query
• Schutz vor Malware und Phishing + DNS-basierter Werbeblocker
  • IPv4: 86.54.11.13/86.54.11.213
  • IPv6: 2a13:1001::86:54:11:13/2a13:1001::86:54:11:213
  • DNS over TLS: noads.joindns4.eu
  • DNS over HTTPS: noads.joindns4.eu/dns-query
• Schutz vor Malware und Phishing + Jugendschutzfilter
  • IPv4: 86.54.11.12/86.54.11.212
  • IPv6: 2a13:1001::86:54:11:12/2a13:1001::86:54:11:212
  • DNS over TLS: child.joindns4.eu
  • DNS over HTTPS: child.joindns4.eu/dns-query
• Schutz vor Malware und Phishing + Jugendschutzfilter + Werbeblocker
  • IPv4: 86.54.11.11/86.54.11.211
  • IPv6: 2a13:1001::86:54:11:11/2a13:1001::86:54:11:211
  • DNS over TLS: child-noads.joindns4.eu
  • DNS over HTTPS: child-noads.joindns4.eu/dns-query

Die (Werbe-)Filter beruhen auf öffentlichen Listen wie GoodbyeAds. Sollte es durch die Filterung zu Problemen mit bestimmten Apps oder Websites kommen – etwa weil Domains nicht aufgelöst werden und dadurch Inhalte nicht laden –, können Nutzer diese über ein bereitgestelltes Formular melden. Damit reagiert der Dienst auf mögliche Fehlfunktionen, etwa durch aggressives Overblocking.

Das Projekt wirbt damit, datenschutzkonform zu arbeiten: Die IP-Adressen der Nutzer würden laut eigener Aussage bereits vor der Protokollierung vollständig anonymisiert. Es würden keinerlei personenbezogene Daten gesammelt, und man halte sich vollständig an die DSGVO sowie andere europäische Datenschutzvorgaben. Die Daten sollen also bei den Nutzer bleiben – so zumindest das Versprechen. Details dazu finden sich in der öffentlich einsehbaren »Resolvers Policy«.

Der Dienst funktioniert über klassische DNS, DoH und DoT – auch IPv6 wird unterstützt. DNS4EU richtet sich an Privatpersonen, perspektivisch aber auch an Unternehmen und Behörden. Langfristig ist eine Kommerzialisierung des Projekts geplant.

Meine Einschätzung

Die Einführung eines EU-eigenen DNS-Dienstes ist grundsätzlich positiv zu bewerten – sie bietet eine europäische Alternative zu US-Anbietern wie Google und Cloudflare und fördert damit digitale Souveränität. Doch dass der Dienst ab Ende 2025 kommerzialisiert werden soll, wirft Fragen auf: Wird sich dadurch die Ausrichtung ändern? Warum betreibt die EU DNS4EU nicht dauerhaft selbst – als öffentliche, nicht gewinnorientierte Infrastruktur, ähnlich wie andere kritische Dienste?

Eine staatlich betriebene, gemeinwohlorientierte Lösung könnte transparenter und demokratisch kontrollierter sein, auch wenn das nicht automatisch alle Sorgen, etwa in Bezug auf Überwachung, beseitigen würde. Dennoch wäre sie im Zweifel vertrauenswürdiger als privatwirtschaftliche Alternativen von Google und Co.

Derzeit scheint DNS4EU keine Zensur auszuüben. Doch bleibt das so? Die Zukunft des Projekts ist in dieser Hinsicht offen – gerade mit Blick auf politische Entwicklungen wie die geplante Chatkontrolle. Ein EU-Dienst kann Vorteile bieten, aber auch Risiken bergen, wenn er zum Werkzeug für Kontrolle und Überwachung wird. Die Richtung, die DNS4EU einschlägt, bleibt daher genau zu beobachten.

Aktuell gibt es von mir keine Empfehlung, denn ich möchte zunächst abwarten, wie die geplante Kommerzialisierung Ende 2025 umgesetzt wird und wohin sich das Projekt insgesamt entwickelt.