Meta öffnet Threads fürs offene Web – neuer Fediverse Feed und Profilsuche starten

Offenes Web statt Walled Garden? Mit neuem Fedivers Feed und der Profilsuche öffnet Meta Threads weiter für dezentrale Netzwerke – und stärkt so die Sichtbarkeit und Vernetzung plattformübergreifender Communities.

Jun 18, 2025 - 22:20
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Meta öffnet Threads fürs offene Web – neuer Fediverse Feed und Profilsuche starten

Wer in den vergangenen Wochen durch den Following Tab von Threads gescrollt hat, dürfte eine neue Rubrik bemerkt haben: Fediverse. Gemeint ist damit ein dezentralisiertes Netzwerk aus Plattformen, die über offene Protokolle miteinander verbunden sind. Inhalte können so plattformübergreifend geteilt und mit Nutzer:innen auf anderen Servern interagiert werden.

Seit Oktober vergangenen Jahres zeigt Threads bereits an, wenn Beiträge aus dem Fediverse geliked werden oder neue Follower von dort stammen. Nun folgt die nächste Stufe von Metas Strategie für ein offeneres Social Web: ein eigener Feed für Fediverse Posts und eine Suchfunktion für Profile auf anderen Servern.

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Wer das Teilen ins Fediverse aktiviert hat, sieht nun einen eigenen Feed mit Beiträgen von Accounts auf anderen Servern und kann gezielt nach Fediverse-Profilen suchen.

Was diese Neuerungen für die Plattform und für die Zukunft vernetzter digitaler Öffentlichkeiten bedeuten – und was noch fehlt – zeigt der Überblick.

Ein eigener Feed für das Fediverse

Seit dieser Woche sehen Nutzer:innen, die Fediverse Sharing aktiviert haben, einen eigenen Feed mit Beiträgen von Plattformen wie Mastodon, BookWyrm oder WriteFreely.

Auf mobilen Geräten erscheint dieser Feed am oberen Rand des Following-Reiters. In der Web-Version gibt es dafür einen separaten Tab. Die Inhalte werden dabei in umgekehrt chronologischer Reihenfolge angezeigt – also klassische Timeline statt algorithmischer Sortierung. Damit können Beiträge aus dem offenen Social Web leichter gefunden und verfolgt werden.

„Mit den neuen Fediverse Features soll es einfacher werden, verschiedene Perspektiven zu entdecken“, schreibt Meta im offiziellen Newsroom Update. Nutzer:innen sollen sich so ihre eigene Sammlung an Stimmen und Inhalten aus unterschiedlichen Plattformen zusammenstellen können – vergleichbar mit einem personalisierten Newsletter.

Laut dem Threads Engineer Peter Cottle handelt es sich um eine frühe Phase der Integration: Beiträge aus dem Fediverse sind im Feed sichtbar. Zwar lassen sich Antworten auf diese Beiträge derzeit noch nicht direkt über Threads verfassen – Fediverse-Kommentare auf eigene Posts werden jedoch angezeigt, wie Cottle auf Threads erklärt.

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Diese schrittweise Öffnung der Plattform ins Fediverse hatte sich bereits abgezeichnet. In unserem Artikel über den Start der Fediverse-Integration von Threads haben wir über die Betatests in den USA, Kanada und Japan berichtet. Mittlerweile ist die Funktion auch in der Europäischen Union nutzbar. Laut Meta interagiert Threads inzwischen mit rund 75 Prozent aller Fediverse Server.

Vernetzung per Account-Suche

Ebenfalls neu: Nutzer:innen können ab sofort gezielt nach Fediverse-Profilen suchen – etwa auf WordPress, Mastodon oder Flipboard. Dafür muss lediglich der jeweilige Username im Format @username@server in die Suchleiste eingegeben werden, etwa: @Flipboard@flipboard.social. Findet Threads einen Treffer, wird das Profil mit einem kleinen Fediverse Icon gekennzeichnet.

Dieses Feature erleichtert es, sich über Plattformgrenzen hinweg zu vernetzen. Threads bleibt damit in einer hybriden Rolle: einerseits als klassisches Produkt innerhalb des Meta-Kosmos, andererseits als offene Schnittstelle ins dezentrale Social Web. Technisch basiert Threads – wie Mastodon – auf dem ActivityPub-Protokoll und ist derzeit die größte Plattform auf dieser Grundlage.

Offene Fragen zur vollen Integration

Trotz der Fortschritte bleibt die Integration von Threads ins Fediverse unvollständig. Noch fehlt die Möglichkeit, Accounts inklusive Follower und Inhalten von Threads auf andere Fediverse Server zu migrieren. Diese Account Portability gilt als zentrales Prinzip dezentraler Netzwerke: Sie gibt Nutzer:innen Kontrolle über ihre Daten und Communities – unabhängig von der Plattform.

Ein Zeitplan für diese Funktion liegt nicht vor. Dass Meta sie überhaupt vorbereitet, deutet jedoch auf eine langfristige strategische Öffnung hin.

Parallel dazu entwickelt sich Threads kontinuierlich weiter. Seit dem Launch im Sommer 2023 hat sich die Plattform in Richtung eines stärker vernetzten Systems bewegt. Neben der Fediverse-Integration gehören auch Features wie Custom Feeds und Starter Packs dazu.

Zuletzt sorgte auch der Roll-out der Spoiler-Blur-Funktion für Aufmerksamkeit. Damit lassen sich Diskussionen über Popkultur für unterschiedliche Nutzer:innengruppen gezielt anpassen – ein weiteres Beispiel dafür, wie Threads auf Community Feedback reagiert und die Plattformgestaltung anpasst.


Spoiler?
Nur wenn du willst:
Threads führt Blur Feature für sensible Inhalte ein

Zwei Smartphone Screens zeigen das neue Spoiler Blur Feature auf Threads: Links wird beim Erstellen eines Posts Text als Spoiler markiert, rechts erscheint der geblurrte Post im Feed.
© Lindsey Gamble via Threads


Warum die Öffnung ins Fediverse relevant ist

Die Öffnung zum Fediverse spiegelt einen wichtigen Trend im Plattformökosystem: Mehr Kontrolle für Nutzer:innen, weniger Abhängigkeit von proprietären Systemen. Dezentrale Netzwerke ermöglichen plattformübergreifende Kommunikation, eigene Server-Strukturen und eine stärkere Ausrichtung auf Community-Bedürfnisse.

Threads positioniert sich aktuell als Hybrid: einerseits als Meta-Plattform, andererseits zunehmend anschlussfähig an das offene Web. Mit rund 350 Millionen monatlich aktiven Nutzer:innen ist Threads derzeit die größte Anwendung im Fediverse-Umfeld, berichtete TechCrunch.

Während die Community gespannt auf die nächsten Schritte wartet, hat Threads kürzlich eine weitere klassische Social-Media-Funktion nachgereicht: Direktnachrichten. Mehr dazu in unserem Artikel.


Threads erhält endlich DMs
– meistgefragtes Feature

Screenshot eines Smartphone Displays mit der Threads App. Sichtbar ist der Home Feed mit Beiträgen sowie ein neues DM-Symbol in der unteren Navigationsleiste.
© Lindsey Gamble via Canva


Schrittweise Öffnung mit noch offenem Ende

Mit dem neuen Fediverse Feed und der erweiterten Suche geht Threads einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung offenes, dezentrales Social Web. Für die Nutzer:innen wird sichtbar: Der Wechsel von geschlossenen Netzwerken zu offenen Protokollen kommt in Bewegung.

Ob und wann eine vollständige Integration gelingt – inklusive echter Account-Portabilität – bleibt offen. Doch die Richtung ist klar: Offene digitale Öffentlichkeiten sind längst kein Randthema mehr. Threads macht sie für Millionen Nutzer:innen erstmals erlebbar.