TikTok Timeline bis in den Juni: App bleibt auch in US App Stores

Am TikTok-Status in den USA ändert sich vorerst nichts – angeblich auch wegen der Zollaggressionen zwischen den USA und China. Doch es gibt Fortschritte. Apple und Google behalten die Apps nach Zusicherungen in den App Stores, TikTok selbst betont die eigene Relevanz für die Wirtschaft.

Apr 7, 2025 - 09:58
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TikTok Timeline bis in den Juni: App bleibt auch in US App Stores

Die Deadline ist verstrichen, geändert hat sich nichts. TikTok bleibt in den USA auch nach dem 5. April aktiv. In den App Stores von Apple und Google ist die App nach der Wiedereinsetzung im Februar weiterhin verfügbar. US-Justizministerin Pam Bondi schickte den Tech Playern in einem offiziellen Schreiben erneut Zusicherungen, die diese vor rechtlichen Konsequenzen schützen. Denn im Grunde verbietet ein US-Gesetz die Operation TikToks in den USA, nur ein Dekret von US-Präsident Donald Trump sorgt für den Aufschub eines erneuten Shutdowns aufgrund dieser Gesetzgebung. Schließlich ist ein Verkaufs des US-Geschäfts, der als Alternative zum TikTok-Ende in den USA gilt, noch immer nicht gelungen.

Deshalb wurde die Gnadenfrist für die weltweit populäre und in den USA mit über 150 Millionen Usern besonders beliebte App wieder verlängert, um 75 weitere Tage. Mitte Juni soll dann endgültige eine Entscheidung fallen. Große Fortschritte soll es laut Trump bereits gegeben haben. Bei einer Vereinbarung mit TikTok-Mutter ByteDance aus China sollen auch Zollerleichterungen als Druckmittel eingesetzt werden. Doch sowohl ByteDance als auch die chinesische Regierung gaben trotz namhafter Interessent:innen am US-Geschäft TikToks bisher keine Signale zur Einigkeit bei Verhandlungen. Der Konzern gab in einem Statement gegenüber CNBC an:

An agreement has not been executed. There are key matters to be resolved.

Und TikTok selbst? Die Entertainment-Plattform setzt auf die Bedeutung des Mediums für die US-Wirtschaft.

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TikTok-Frist und Zollverhandlungen: Trump optimistisch, China bisher unbeeindruckt

Jetzt ist es also doch so gekommen, wie viele es vermuteten. TikTok erhält in den USA eine neue Frist, in der der Verkauf des US-Geschäfts an ein US-Unternehmen umgesetzt werden soll. Das gab Donald Trump via Truth Social bekannt. Im Post erklärt er, dass er kein Ende von TikTok in den USA möchte und auf eine Einigung hofft. Dabei erwähnt er auch die reziproken Zollerhebungen der USA und von China, die die Verhandlungen erschweren. Trump sieht in den US-Zöllen – aktuell werden 34 Prozent von den USA und als Reaktion China auf Importe aus den jeweiligen Ländern erhoben – als wichtiges und machvolles ökonomisches Werkzeug an. Gleichwohl könnte der damit verbundene Handelskrieg die Fronten eher verhärten und eine Einigung mit ByteDance und Chinas Regierung, die einem etwaigen Deal zustimmen muss, noch erschweren.

Diese neue Frist bis in den Juni hinein folgt auf eine erste, ebenfalls von Trump festgesetzte, welche nach einem kurzzeitigen Shutdown TikToks im Januar bestätigt wurde. ByteDance hatte 2024 klargestellt, lieber einen US Shutdown zu verantworten als einen Verkauf des US-Geschäfts samt Algorithmus. Nach nur einem Tag war TikTok aber wieder online. Zusicherungen vonseiten der neuen US-Regierung schützten das Unternehmen. Einige Zeit später waren die App dann auch wieder in den App Stores zum Download verfügbar. Aber die Unsicherheit bezüglich er Zukunft bleibt bis heute. Denn ByteDance möchte TikTok eigentlich nicht abstoßen, schon gar nicht den populären Algorithmus veräußern. Die USA drängen aber auf den Verkauf, Donald Trump liebäugelte sogar mit einem Kauf durch einen Investment-Fonds der Vereinigten Staaten und Zollerleichterungen für China im Fall einer gütlichen Einigung.

Zudem stehen diverse Kaufinteressent:innen bereit. Dazu zählen diversen Berichten zufolge Amazon, Oracle, Perplexity, AppLovin, Blackstone, Andreessen Horowitz, Microsoft sowie diverse US-Milliardär:innen und viele mehr. Besonders der Kauf durch ein Konsortium, das ByteDance den so wichtigen Algorithmus überlassen würde, wird von Perplexity und Donald Trump als Lösung in Betracht gezogen, um die Abwehrhaltung des chinesischen Konzerns zu überwinden. Bislang gibt es aber noch keine klaren Zeichen vonseiten Chinas und von ByteDance, dass man einem Verkauf näher ist als Monate zuvor.

Relevanz für Politik und Wirtschaft: TikTok soll bleiben

Die Relevanz TikToks für den US-Markt lässt sich bereits an der Tatsache ablesen, dass es nun schon zweimal zu einer Gnadenfrist für das Unternehmen gekommen ist, die den dauerhaften Shutdown verhindert. Dabei möchten die USA eine Balance zwischen Datenschutz und Medienverfügbarkeit schaffen. Denn das von Ex-US-Präsident Joe Biden unterzeichnete Gesetz soll die Trennung von TikTok in den USA und ByteDance vor allem aufgrund der Sicherheitsbedenken fördern, die von einer möglichen Datenweitergabe TikToks nach China oder der Beeinflussung der App-Inhalte durch China ausgehen. Beides wird von ByteDance und der chinesischen Regierung dementiert. Gleichzeitig ist TikTok ein wichtiger Wirtschafts-Player in den USA geworden, nicht allein für die stets wachsende Creator Economy. In einem Post aus dem März zitierte TikTok eine Untersuchung von Oxford Economics, nach der allein 2024 rund 7,5 Millionen Unternehmen in den USA TikTok nutzten, um insgesamt 28 Millionen Jobs zu unterstützen. Im Post auf LinkedIn heißt es dazu:

[…] THE TAKEAWAY: TikTok has become essential for U.S. businesses of all sizes to grow, scale, and reach new customers […].

TikTok ist zu einem wichtigen Medium avanciert, das organische Videos von Creatorn und Marken an Millionen Viewer distribuiert und mit zahlreichen Ads nicht nur Umsatz, sondern auch Sichtbarkeit für die Werbetreibenden generiert. Zudem bietet der TikTok Shop – jetzt auch in Deutschland – in den USA seit Jahren eine native Shopping-Option, die Entertainment und E-Commerce verbinden.


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Daher wollen Millionen User und Unternehmen TikTok in den Vereinigten Staaten nicht missen – und das weiß die US-Regierung. Auch deshalb hat sich am Status quo noch nichts zum Schlechteren verändert. Eine konkrete Lösung ist aber noch immer nicht in Sicht, was nicht zuletzt daran liegen könnte dass die USA ByteDance und China, zumindest in der Öffentlichkeit, nicht das Maß an Mitbestimmung zuschreiben, das sie tatsächlich innehaben. Wenn sie keinen Deal zu ihren Gunsten erhalten können, könnte TikTok doch noch aus den USA verschwinden.


Über das die unsichere Zukunft von TikTok habe ich schon im Januar mit Stella-Sophie Wojtczak von t3n diskutiert.

Disclaimer: t3n und OnlineMarketing.de gehören zu Yeebase und sind jeweils Teil der heise-Familie.


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