Videospiele werden teurer – Publisher einigen sich auf „1 für 1“-System
In den kommenden Jahren werden Videospiele deutlich teurer. Aber das ist gut für alle Gamer, denn es wird fairer. Der Beitrag Videospiele werden teurer – Publisher einigen sich auf „1 für 1“-System erschien zuerst auf Mein-MMO.de.


In den kommenden Jahren werden Videospiele deutlich teurer. Aber das ist gut für alle Gamer, denn es wird fairer.
Die letzten Jahre waren für die Videospiel-Industrie hart. Jetzt haben große Publisher in Europa und Amerika sich zusammengetan, um die Krise zu beenden. Eine ganz neue Preispolitik soll dabei helfen, Spielen endlich „angemessene“ Preise zu verleihen. Die Kernidee: Pro Stunde Spielzeit soll ein Spiel ungefähr 1 Euro kosten.
Was ist das Problem? Der Preis von Videospielen ist in den letzten Jahrzehnten weitestgehend konstant geblieben. Schon auf der Konsole Nintendo 64 kosteten große Spiele zwischen 100 und 120 DM – das entspricht rund 60 Euro.
Ein Preis, der fast ein Vierteljahrhundert später noch immer als Vollpreistitel angesehen wird. Doch die Produktionskosten von Games sind gestiegen. Bessere Grafik, mehr Details wie Vertonung, umfassende Lokalisierung und schlicht mehr erforderliche Mitarbeiter lassen die Kosten explodieren.
Auch die Inflation von durchschnittlich 2-3 % (via Statistisches Bundesamt) pro Jahr findet sich in vielen anderen Produkten wieder, nicht aber bei Videospielen. Hier ist der Preis stabil geblieben.
Daher warteten viele Publisher schon länger darauf, die Preise endlich anheben zu können. Der Release von GTA 6 sollte da der Startschuss sein, doch jetzt haben sich viele Publisher zusammengeschlossen, um selbst ein neues Preismodell zu erarbeiten.
Viele Publisher fürchten GTA 6 – und hoffen zugleich auf eine Preissteigerung:
„1 für 1“ soll Preise für Videospiele revolutionieren
Was wurde entschieden? Die meisten großen amerikanischen und auch einige europäische Publisher (Darunter EA, Ubisoft, Blizzard und Microsoft) haben sich zusammengeschlossen und das neue „1 für 1“-System erarbeitet. Die Idee dahinter: Pro Stunde absehbarer Spielzeit solle der Preis eine Spiels 1 Euro (bzw. 1 US-Dollar) betragen.
Der Zusammenschluss Worldwide Universal Media Pricing („Weltweit einheitliche Bepreisung von Medien“, kurz WUMP) erklärte in einer Pressekonferenz bereits einige der Eckpunkte.
Die Sprecherin von WUMP, Ausgee Dakt, beantwortete gegenüber MeinMMO einige Fragen, etwa wie man zu dieser Preisgestaltung gekommen sei:
Das ist eine gute Frage. Wir haben uns lange den Kopf darüber zerbrochen, was ein fairer Preis für Unterhaltung ist und unsere Vorstellungen mit gängigen anderen Unterhaltungsformen verglichen und finden, dass wir ein sehr faires Modell anbieten. Für 40 Euro bekommt ihr ein Spiel, das euch für mindestens 10 Abende zu je 4 Stunden unterhalten wird. 40 Euro würde man auch für einen Kino-Besuch mit einem Getränk und Popcorn zahlen und da hat man maximal 2-3 Stunden etwas von. Daher halten wir unser „1 für 1“-Modell für sehr fair und glauben, dass es auch von den Spieler:innen sehr schnell angenommen wird.
Wir wollten daraufhin noch wissen, wie sich das denn auf Spiele auswirkt, die mit unterschiedlichen Schwierigkeitstufen ausgeliefert werden. Dazu hieß es:
Natürlich haben wir das mit eingepreist. In den meisten Fällen erscheinen gerade Single-Player-Spiele mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, deren Entwicklung viele Ressourcen erfordert. Und unsere Tests in den letzten Jahren haben auch ergeben, dass die allermeisten Spieler:innen ein neues Spiel erst auf einem niedrigen Schwierigkeitsgrad spielen, es meistern und dann eine höhere Schwierigkeit ausprobieren. Also sie beginnen auf „leicht“, spielen danach „normal“ und zuletzt „schwer“. Das war schon immer so und hat sich auch in den letzten Jahren nicht geändert.
Daraus ergibt sich dann, dass ein Spiel mit drei Schwierigkeitsstufen den entsprechenden Preis kosten würde. Wenn ein Durchlauf 20 Stunden dauert, aber das Spiel in 3 Schwierigkeitsstufen spielbar ist, dann würde man die 20 Stunden mit 3 multiplizieren und käme auf einen Preis von 60 Euro. Bei einem Spiel das nur „Leicht“ und „Normal“ anbietet, wären es dann 40 Euro.
Natürlich ist uns bewusst, dass es bei dieser Art der Bepreisung manchmal zu Problemen kommen kann. Denn auf einer höheren Schwierigkeitsstufe wie „schwer“ kann ein Durchlauf eines Spiels auch mal länger dauern als auf „leicht“. In dem Fall haben wir uns aber selbst verpflichtet, den Preis nur anhand der Anzahl der Spielstunden zu bestimmen, die einem normalen Durchlauf entsprechen und das als Basis für höhere Schwierigkeiten zu nehmen.
Das heißt: Wenn ein Spiel auf „Leicht“ und „Normal“ lediglich 30 Stunden dauert, auf „Schwer“ aber zum Beispiel 80 Stunden, dann würde der Preis bei 90 Euro (30+30+30) liegen – und nicht bei 140 Euro (30+30+80). Eine gute Regelung, von der vor allem Spielerinnen und Spieler profitieren, die gerne Herausforderungen mögen und die den Geldbeutel schont.
Mehr Schwierigkeitsstufen sollen Spiele zugänglicher machen
Ebenfalls angekündigt wurde, dass man Spiele künftig noch viel zugänglicher machen will, um noch mehr Spielergruppen anzusprechen. Von Klara Vake (Pressesprecherin vom WUMP Europe) hieß es dazu:
Videospiele sollten ein Medium für alle sein. Daher sehen wir uns in der Pflicht, auch Inhalte zu bieten, die für alle Menschen spielbar sind. Aus diesem Grund haben sich alle Entwickler unseres Zusammenschlusses verpflichtet, bei Neuerscheinungen auf dem Videospielmarkt ab 2026 mindestens neun Schwierigkeitsstufen anzubieten, die nach dem Muster „Story“, „Sehr leicht“, „Mittel-Leicht“ „Leicht“ „Normal“, „Schwer“ „Mittel-Schwer“, „Sehr schwer“ und „Profi“ geführt werden.
Das sorgt nicht nur für neue Herausforderungen bei unserer Kern-Zielgruppe, sondern auch für niedrigere Einstiegshürden für alle, die bisher noch keinen Zugang zum Gaming gefunden haben.
So dürften künftig alle interessierten Spielerinnen und Spieler genau ihren Schwierigkeitsgrad finden und an Spielen Freude haben, die ihnen ansonsten zu leicht oder zu schwierig waren. Eine gute Sache, die Gaming mehr ins Zentrum der Gesellschaft befördert.



Viel Zuspruch aus der Politik, Potenzial für Mehreinnahmen
Auch aus der Politik wird diese schnelle und übergreifende Einigung weitestgehend begrüßt. Besonders positiv: Videospiele könnten künftig von der Mehrwertsteuer ausgeschlossen werden, was dem Preis noch mehr zu Gute kommt. Vom Sprecher des Wirtschaftsministerium hieß es dazu in einer Pressemitteilung:
Diese rasche und beherzte Einigung innerhalb der Unterhaltungsindustrie ist ein bisher einzigartiger Vorfall, der etwaige Rettungen durch Subventionen und andere Staatsausgaben verhindert und daher kommende Generationen schont.
An der Spieleindustrie sollten sich viele andere Branchen ein Beispiel nehmen, wie man gewinnorientiert handeln kann und gleichzeitig das berechtigte Interesse der Konsumentinnen und Konsumenten nicht aus den Augen verliert.
Wir sehen in dieser “1 für 1”-Regelung auch das Potential, über eine Neubesteuerung von Unterhaltungsmedien nachzudenken, die in erster Linie ein reines Luxus- und Amüsiergut sind. Daher wird in den ersten Sitzungswochen der nächsten Legislaturperiode angeregt werden, Videospiele und andere Unterhaltungselektronik mit einer langen Erlebnisdauer von 10 oder mehr Stunden von der Mehrwertsteuer von 19 % auszuschließen.
Stattdessen würde diese Langspiel-Unterhaltungselektronik dann unter die Mehr-Mehrwertsteuer (MMwSt.) von 23,5 % fallen.
Die Zukunft der Videospiele sieht also rosig aus. Nicht nur gibt es endlich fairere Preise für alle Spiele, sondern auch mehr Menschen können künftig in unser aller liebstes Hobby eintauchen. Eine gute Sache von der wir hoffen, dass sich auch Indie-Entwickler künftig ein Beispiel daran nehmen, die mit ihren häufig viel zu günstigen Preisen den Markt für großen, richtig guten Spiele kaputtmachen. Man darf hier auf Solidarität hoffen.
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