Bambu Lab H2D im Test

Der H2D ist ein 3D-Drucker mit zwei Druckköpfen, Schneidplotter, Laser-Cutter und so vielem mehr. Im ersten Test konzentrieren wir uns auf die hervorragenden 3D-Druck-Fähigkeiten des Testsiegers – und verraten, warum für manche Nutzer ein günstigerer Drucker die bessere Wahl sein könnte.

Mai 18, 2025 - 15:26
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Bambu Lab H2D im Test

Der H2D ist ein 3D-Drucker mit zwei Druckköpfen, Schneidplotter, Laser-Cutter und so vielem mehr. Im ersten Test konzentrieren wir uns auf die hervorragenden 3D-Druck-Fähigkeiten des Testsiegers – und verraten, warum für manche Nutzer ein günstigerer Drucker die bessere Wahl sein könnte.

Ein riesiger Kasten, dieser H2D, mit großem Bauraum und so unfassbar viel Zubehör und Möglichkeiten, dass selbst erfahrenen 3D-Drucker-Testern zunächst mal der Kopf raucht – so präsentierte sich das neue Top-Modell von Bambu Lab in unserem Testlabor. Nach den ersten Ergebnissen sagte der Autor dieser Zeilen zu seinen Kollegen, dass der H2D der beste 3D-Drucker aller Zeiten ist, er blutigen Anfängern aber trotzdem etwas anderes empfehlen würde. Ein Widerspruch in sich? Mag sein, und trotzdem ist viel dran. Aber dazu später mehr.

Aufbau

Los geht's schon bei der Anlieferung: Seit Jahren testen wir 3D-Drucker. Der H2D ist der Erste, der auf einer Palette geliefert wurde. Der riesige Karton warnt vor dem hohen Gewicht; man möge den Drucker doch bitte nicht alleine herauswuchten, sondern sich eine zweite Person zur Hilfe holen. Die Verpackung ist beeindruckend durchdacht. Im unteren Bereich des Kartons befinden sich vier Kunststoff-Klammern, die man mit einem Finger an der richtigen Stelle entriegeln und herausnehmen kann, dann lässt sich die Umverpackung nach oben abheben. Darunter: der eigentliche Drucker, vollgestopft mit weiterem Zubehör, Schaumstoff und Transportsicherungen, sowie weitere Kartons mit noch mehr Zubehör, Werkzeug und Anleitungen.

Die gedruckte Schnellstart-Anleitung ist Bambu-typisch vorbildlich aufgebaut, vollständig und einfach zu verstehen. Folien entfernen, Drucker aufstellen, Tür öffnen. Jede Schraube, die man vor dem Druck entfernen soll, ist im Drucker und in der Anleitung deutlich markiert. Wer sich daran hält, hat das Gerät nach einer guten Stunde einsatzbereit vor sich stehen.

Unser H2D-Testgerät kam als Laser Full Combo, also mit dem Material- und Farbwechselsystem AMS, mit Schneidkopf und den grünen Schutzscheiben gegen Laserstrahlen – aber, mangels Lieferbarkeit, ohne Laser-Module, die in 10 und 40 Watt angeboten werden. Wir erwarten die Lieferung noch im Mai und werden den Testbericht dann ergänzen.

Der Drucker hat einen großen Bauraum von maximal 35 x 32,5 x 32 cm und dementsprechend einen XY-Core-Aufbau. Dabei fährt das Druckbett hoch und runter, der Druckkopf bewegt sich an der X- und Y-Achse. Eine Besonderheit sind die zwei Extruder, die gleichzeitig am Druckkopf montiert sind und abwechselnd zum Einsatz kommen können. Der jeweils aktive Extruder wird mechanisch etwas nach unten bewegt, der andere nach oben. Beide Extruder können unterschiedliche Temperaturen haben und somit nicht nur mit Filamenten unterschiedlicher Farben, sondern auch mit verschiedenen Materialien beladen sein. Das ermöglicht beispielsweise zwei verschiedene Kunststoffe für den eigentlichen Druck und Support-Strukturen, damit die sich leichter ablösen lassen, oder eine Kombination aus hartem Plastik und gummiartigem TPU.

Wie beim X1C gibt es haufenweise Sensoren und Kameras mit KI-Bildauswertung. Diese kümmern sich um das vollautomatische Vermessen des Druckbetts, kalibrieren den Durchfluss des Filaments, erkennen Fehler beim Druck oder Verunreinigungen an der Düse. Auf diese Weise bemerken sie mögliche Probleme rechtzeitig und verhindern Fehldrucke erfolgreich.

Einrichtung

Aufgrund unserer Erfahrungen mit dem „Vorgänger“ respektive kleinen Bruder, unserem bisherigen Testsieger Bambu Lab X1C, der immer noch einer der besten 3D-Drucker der Welt ist und inzwischen in bezahlbarere Preisregionen kommt, stellt uns der Aufbau vor keine großen Hürden. Neu sind die zwei Druckköpfe, für die es auf der Rückseite auch zwei PTFE-Schlaucheinlässe gibt. Wir stellen das AMS auf den H2D und schließen das AMS am oberen Filament-Einschub an. Dann beladen wir das AMS mit außergewöhnlichen Filamenten, darunter das gummiartige TPU und PLA und PETG, jeweils mit Carbonfaser-Verstärkung. Das war dumm. Das TPU verfängt sich erst mal im AMS, die Carbonfaser-verstärkten Filamente bleiben hängen. Nun zeigt auch der Touchscreen des Druckers an: Diese Filamente gehören hier nicht rein, solche außergewöhnlichen Materialien bitte links vom Drucker auf den Standard-Rollenhalter. Gesagt, getan, und wieder falsch: Wir entnehmen das (stark verhedderte) TPU mit einigem Gefummel aus dem AMS, packen es an den Filamentrollenhalter und geben die Filament-Art auf dem Touchscreen ein. Nächster Fehler: TPU druckt der H2D nur mit dem rechten Druckkopf, der hat den oberen PTFE-Anschluss auf der Rückseite des Druckers – da hängt jetzt aber das AMS dran. Also wieder abstecken und umbauen. Und so wird es uns noch ein paar mal ergehen, bis wir die Komplexität des H2D wirklich durchschaut haben und nach etlichen Stunden des Experimentierens und des Lesens schließlich wissen, welche Filamente über welche Wege sich wie und wo drucken lassen – oder auch nicht. Vor dem ersten TPU-Druck wollen sowohl der Drucker als auch die Slicer-Software unbedingt ein Video zeigen, das den Nutzer über die Besonderheiten und nötigen Umbauten für das Gummi-Filament aufklärt. Das ist erst mal nervig, führt beim Befolgen der ganzen Tricks und Kniffe aber Bambu-typisch auch zu perfekten Druckergebnissen. Und genau an dieser Stelle zur Erkenntnis von oben: Wer einfach nur 3D drucken möchte, kommt mit einem günstigeren und einfacheren Drucker schneller und mit viel kürzerer Lernkurve ans Ziel. Dafür dann aber eben ohne TPU, zwei Druckköpfe und so weiter.

Wer etwas zum ersten Mal versucht – hier beispielsweise TPU drucken – bekommt einen interaktiven Assistenten angezeigt, der genau erklärt, was man machen muss.
Wer etwas zum ersten Mal versucht – hier beispielsweise TPU drucken – bekommt einen interaktiven Assistenten angezeigt, der genau erklärt, was man machen muss.

Nicht falsch verstehen: Der H2D ist kein unnötig komplizierter Drucker. Das erste Druckergebnis, das im internen Speicher abgelegte Benchy-Boot, liegt wie auch bei anderen Druckern nicht einmal eineinhalb Stunden nach dem Öffnen des Kartons vor. Wer die schier unglaublichen Möglichkeiten des Bambu-Flaggschiffs nicht nutzt, druckt hier genauso problemlos wie bei unserem bisherigen Testsieger Bambu Lab X1C. Aber es geht eben einfach noch viel mehr, und dieses „Mehr“ bedarf einer Lernkurve. Die Software auf Drucker und Computer hilft vorbildlich mit Anleitungen, Hinweisen und Videos, und nach ein, zwei Tagen intensiver Beschäftigung mit dem Gerät sind bei uns keine Fragen und Rätsel mehr offen.

Auch Wartungstipps werden gegeben – wie hier die manuelle Düsenreinigung.
Auch Wartungstipps werden gegeben – wie hier die manuelle Düsenreinigung.

Apropos Software: Bambu setzt auf seinen bewährten Bambu Slicer, der stark mit unserem Favoriten unter den Open-Source-Slicern, Orca, verwandt ist. Wer sich vor Cloud-Anbindungen nicht scheut, kann vom Handy aus per App oder per Computer von überall auf der Welt einen Druckauftrag starten und bekommt eine Live-Ansicht von einer Webcam im Inneren des Druckers. Das ist absolut anfängertauglich und vorbildlich, zumal der Drucker auch die gerade geladenen Filamente an die Software zurückmeldet und Mehrfarb- oder Mehrmaterialdruck somit sehr einfach macht.

Filament & Materialien

Die maximale Düsentemperatur beträgt 350 Grad, das Heizbett lässt sich auf 120 Grad aufwärmen und zusätzlich gibt es eine aktive Bauraumheizung, die den Innenraum des komplett geschlossenen Druckers stabil auf bis zu 65 Grad erwärmt. Damit lässt sich quasi alles verarbeiten, was man als Filament auf Spulen kaufen kann: ABS, ASA, PLA, TPU, PETG, PA und so weiter.

Bambu-typisch sind perfekte Profile für die verschiedenen Materialien im Slicer vorhanden. Wer den automatischen Filamentwechsler AMS für vier Rollen verwendet, profitiert vom integrierten RFID-Leser, der den Chip der Original-Bambu-Filamente liest und sofort beim Einlegen einer Rolle Material, Farbe und Restmenge auf der Spule erkennt. Freilich muss man aber kein Bambu-Filament verwenden, es geht auch jede andere Rolle – dann muss der Nutzer Farbe, Material und Temperaturen aber von Hand auswählen, wie bei jedem anderen Drucker auch. Das AMS2 erscheint uns etwas zickiger, was die Materialkompatibilität angeht als das „alte“ AMS, das bei Carbonfaser-Filamenten (CF) zwar auch eine Warnung ausspuckt, in der Praxis aber gut damit zurecht gekommen ist. Beim H2D und dem AMS2 haben wir nach einigen Experimenten nur noch Standard-Filamente eingelegt (PETG, ABS und PLA) und haben anspruchsvollere Filamente wie die rauen CF oder das gummiartige TPU über den externen Spulenhalter direkt zugeführt. Es gibt dafür auch einen Filamenthalter mit RFID-Leser, das AMS HT mit automatischer Materialtrocknung. Es war zum Testzeitpunkt aber wie die Laserköpfe vergriffen. Wir werden diesen Testbericht aktualisieren, sobald wir das Zubehör erhalten haben.

Aufgrund der zwei Druckköpfe klappt der Mehrfarb- und Mehrmaterialdruck mit deutlich weniger Materialverschwendung, weil nicht für jeden Farbwechsel das Filament gespült werden muss. Testweise haben wir ein Foto als Lithophane in Vollfarben ausgedruckt. Bambu bietet dafür ein CMYK-Rollenset aus PLA. Wir haben die vier Grundfarben ins AMS gelegt, ein Foto in den Lithopane-Maker hochgeladen und das Ergebnis in die Slicer-Software gezogen. Standardmäßig versucht der Slicer, Materialverschwendung zu reduzieren – und schlägt somit vor, das weiße Filament aus dem AMS zu entnehmen und auf den Rollenhalter für die zweite Düse zu packen. So erfolgt der Wechsel von und zu weiß jeweils durch den anderen Extruder und nur beim Umschalten der anderen Farben wird gespült. Der Drucker wirft dabei hinten die Poo-Kugeln aus, die zur Hälfte aus der alten Farbe und zur Hälfte aus der neuen Farbe besteht. Wer nur zweifarbig druckt, etwa eine weiße Beschriftung in einem schwarzen Gehäuse, kommt komplett ohne Poo-Produktion und somit ohne Materialverschwendung aus.

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Eine Kleinigkeit gibt es allerdings dabei noch zu beachten: Beide Druckköpfe erreichen aufgrund der Konstruktion nicht die vollständige Druckplatte. Ein kleiner Bereich links und rechts ist jeweils nur einem Druckkopf zugeordnet. Wer den vollen Bauraum ausnutzen möchte, muss beide Extruder verwenden.

Druckbild & Geschwindigkeit

Kurz und knapp: Das Druckbild ist der absolute Hammer. Wir hatten keinen einzigen Fehldruck im gesamten Test, obwohl wir auch mit anspruchsvollen Materialien und komplexe Modelle gedruckt haben.

Neben unseren Standard-Tests wie dem Benchy-Boot, der Spiderman-Büste, dem Sliding-Puzzle und diversen Print-in-Place-Modellen, mit denen wir die Präzision und das Druckbild mit anderen Druckern vergleichen, haben wir noch diverse zweifarbige Modelle gedruckt. Darunter sind etwa das Vollfarb-Lithopane, selbst designte TPU-Stöpsel als Ersatzteil und papierdünne Tragflächen für Modellflugzeuge.

Die Kollegen in der Redaktion haben teilweise mit Unglauben auf die Ergebnisse reagiert – das soll aus einem 3D-Drucker kommen? Gerade mit PLA-CF-Filament und einer einigermaßen hohen Druckauflösung sehen die Ergebnisse teilweise aus, als würden sie aus einer Fabrik stammen. Die Präzision und Genauigkeit des H2D sind schier unfassbar.

Wer unbedingt Kritik anbringen will: Die ultradünnen Tragflächen zeigen an wenigen Stellen Spuren von Unterextrusion, die der H2D eigentlich mit seiner Durchflusskalibrierung selbst in den Griff bekommen müsste – da sie aber funktional keine Nachteile mit sich bringen und nur beim Betrachten gegen das Licht überhaupt sichtbar sind, blicken wir darüber hinweg.

Ganz so schnell wie andere Drucker – auch vom gleichen Hersteller – ist der H2D allerdings nicht. Vermutlich liegt das an seiner hohen Präzision. Aber es ist schon bezeichnend: Das im internen Speicher des H2D hinterlegte Benchy-Boot (mit dem Namen Speedrun) hat eine Druckzeit von 22 Minuten. Über den Bambu-Slicer mit Standard-Einstellungen und -Profilen kommen wir nicht unter 47 Minuten. Zum Vergleich: Der Bambu X1C benötigt mit dem gleichen 0,20-mm-Profil 38 Minuten. Natürlich kann man hier noch tunen, Bewegungs- und Druckgeschwindigkeit hochstellen, Infill und Layer reduzieren und so weiter. Aber die Botschaft ist klar: Der Hersteller hat hier Präzision und Druckqualität höher priorisiert als die Geschwindigkeit.

Preis & Alternativen

Einen so teuren Drucker wie den H2D hatten wir noch nie im Test. Mindestens 1900 Euro muss man dafür hinlegen. Passend dazu bezeichnet der Hersteller sein Werk auch nicht als 3D-Drucker, sondern als (Achtung festhalten): All-in-one-Hub für DIY-Herstellung. Der H2D kann mit dem entsprechenden Zubehör schließlich nicht nur drucken, sondern auch gravieren und schneiden per Laser und hat einen Cuttermesser-Kopf, mit dem er die Aufgaben eines Schneidplotters übernimmt. Wer die 1900-Euro-Version bestellt, muss aber auf die Laser-Funktionen verzichten: Nicht nur, dass kein Laser-Kopf im Lieferumfang enthalten ist, er lässt sich auch nicht nachrüsten. Dann hat das Gerät nämlich normale Sichtscheiben und eine normale Fronttür. Für 2200 Euro gibt's den H2D mit AMS, aber ebenfalls ohne Laser-Option. In der sogenannten Laser-Full-Combo für 2800 Euro ist der Schneidplotter enthalten und die Scheiben sind aus grünem Laser-Schutz-Kunststoffglas gefertigt. Laser-Module sind nicht dabei. Sie schlagen, wenn sie wieder erhältlich sind, mit 300 Euro (10 Watt für Gravuren und Schnitte in dünnem Holz) respektive 1000 Euro (40 Watt für Schneiden von bis zu 15-mm-Holz) zu Buche.

Viel Geld für den Hobbykeller. Wenig Geld für Prototyping im Unternehmen. Wer vorwiegend drucken möchte, kommt mit dem deutlich günstigeren X1C fast genauso weit. Die großen Vorteile spielt der H2D beim Druck von zwei Farben oder Materialien aus, weil es viel schneller und ohne Materialverschwendung geht – und natürlich dann, wenn man ohnehin auch einen Laser-Gravierer, -Schneider und/oder Schneidplotter benötigt.

Für Sparfüchse ist der H2D nichts. Er ist der beste Drucker, den wir kennen, und trägt diese Auszeichnung stolz in Form eines großen Preisschilds auf der Brust. Im Hobbybereich kommt man auch mit 350 Euro schon sehr weit – wir denken da beispielsweise an den Elegoo Centauri Carbon, der im Detail natürlich vieles nicht ganz so perfekt macht wie der H2D, aber dafür eben nur einen Bruchteil kostet.

Fazit

Der Preis spielt keine Rolle? Gratulation, hier ist der beste 3D-Drucker der Welt. Schon wieder von Bambu, wie auch der X1 Carbon im letzten Jahr. Der H2D setzt überall noch eins obendrauf: Mit phänomenaler Ausstattung, einfacher Bedienung, fast perfektem Druckbild und klarer und guter Erklärung aller Funktionen zum richtigen Zeitpunkt per Video. Wer alle Funktionen nutzen will, muss mehr Zeit mitbringen als bei anderen Druckern – weil der H2D einfach so viel mehr kann. Wer den großen Bauraum, die Laser- und Schneidplotter-Funktionen sowie den doppelten Druckkopf nicht braucht und nur gelegentlich mehrfarbig drucken möchte, sollte sich unseren bisherigen Testsieger X1C näher ansehen.

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