Support-Ende von Windows 10: Microsoft empfiehlt Neukauf, aber lohnt es sich?
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Microsoft meint es ernst: Ab dem 14. Oktober 2025 endet der Support für Windows 10. Keine Sicherheitsupdates mehr, keine neuen Funktionen – und schon jetzt macht der Konzern deutlich, was ihr tun sollt: Einen neuen PC kaufen. Genauer gesagt, einen Copilot+PC mit Windows 11 und modernen KI-Funktionen wie Recall, Click to Do und Semantic Search.
Wer sich jetzt denkt: „Moment, mein Windows 10-Laptop funktioniert doch noch tadellos?“ – ist mit diesem Gedanken absolut nicht allein. Genau das denkt sich wohl ein Großteil der aktuell über 50 % Windows-10-Nutzer, die ihren perfekt funktionierenden PC nicht auf eine neue Windows-Version upgraden können. Und Microsoft weiß das, vermutlich sogar noch genauer als wir.
Microsofts neue Taktik: Upgrades durch „Innovation“
Neben den gewohnt nervigen Popups und Upgrade-Warnungen, setzt Microsoft 2025 auch auf einen eleganteren Ansatz: Neue PCs mit exklusiven Funktionen sollen kommen, die es auf älteren Geräten gar nicht gibt. Und damit meinen sie nicht nur die Hardware-Innovationen der letzten Jahre, die schlankere ARM-PCs und wesentlich ausdauerndere x86-Laptops hervorgebracht haben. Sondern die neuen KI-Features in Windows 11, die sich nur mit spezieller Hardware verwenden lassen.
Microsoft hat kürzlich in einem offiziellen Blogpost die Vorzüge dieser Copilot+PCs genannt, um Nutzer vom Neukauf zu überzeugen. Copilot+PCs sollen laut Microsoft:
- bis zu 5× schneller als 5 Jahre alte Geräte sein.
- die längste Akkulaufzeit aller Windows-PCs bieten.
- und exklusive Funktionen wie Recall, Click to Do und AI Search unterstützen.
Klingt erstmal beeindruckend – ist in der Praxis aber eher Marketing als Mehrwert, wie wir im neuen Video auf unserem YouTube-Kanal zeigen. Wir haben uns die KI-Funktionen über die letzten Monate – in Wahrheit sogar seit ihrer Ankündigung – genau angesehen. Seit die erste Build inoffiziell auf dem Surface Pro X lief, haben wir Recall genutzt. Unser Fazit liest ihr im Folgenden…
Der Recall-Effekt: Screenshots ohne Nutzen
Beginnen wir mit Recall, der umstrittensten Funktion der neuen Copilot+PCs. Diese KI-Funktion erstellt regelmäßig Screenshots eures Bildschirms, speichert sie lokal und macht sie durch Analyse durch Microsofts Texterkennungsmodell durchsuchbar. Das klingt futuristisch, ist aber weder praktisch noch zuverlässig.
Unser Test zeigt: Recall erstellt zwar brav Screenshots, aber oft genau im falschen Moment. Es speichert einen Screenshot eurer Arbeit in Photoshop oder Paint, nicht aber einen Snapshot, zu dem man zurückkehren könnte. Es weiß, dass ihr das Bild wo gespeichert habt, aber kennt nicht den Speicherort, weil es zwei Sekunden zu früh den Screenshot erstellt hat. Selbst, um eine Datei wiederzufinden, die man am System verloren hat und den Dateinamen nicht kennt, ist damit oft unmöglich. Es ist ein unvollständiger Browserverlauf basierend auf Screenshots, allerdings keine „Zeitmaschine“ in dem Sinn, dass man auch direkt dorthin zurückkehren könnte, wo man aufgehört hat.
Die Screenshots helfen also kaum weiter, belegen aber Dutzende Gigabyte Speicherplatz und beanspruchen bemerkbar Ressourcen.
Click to Do: Kontextmenüs mit KI – die kaum weiterhelfen
Click to Do war intern mal als „KI-Cursor“ bekannt und erlaubt euch, per Tastenkombination Objekte am Bildschirm mit KI-Funktionen zu bearbeiten. Klingt spannend – ist aber im Kern nur ein Screenshot-Werkzeug mit Texterkennung und Kontextmenü. In Wahrheit ist es eher noch Recall on Demand.
Ihr klickt dabei mit gedrückter Windows-Taste auf ein beliebiges Objekt am Bildschirm, beispielsweise Texte oder Bilder und Windows 11 bietet euch in einem speziellen Kontextmenü dann mehrere Optionen: Ihr könnt Texte umschreiben lassen (aber nur auf Englisch) Bilder maskieren oder retuschieren (aber nicht gut), oder den Hintergrund aus einem gewählten Bild entfernen. Dabei nimmt aber Click to Do nicht das originale Bild her, sondern macht bei einem in der Fotos-App geöffneten Bild einfach einen Screenshot von der Fotos-App.
Click to Do sieht vielversprechender aus als Recall, was mich überrascht hat. Es ist aber dennoch unheimlich schwach und limitiert. Als Nutzer verwendet man es meist nur als OCR-fähiges Screenshot-Tool, um Texte aus Bildern zu extrahieren. Das kann es nämlich richtig gut, aber auch das Snipping Tool übernimmt diese Funktionalität bald für alle – ganz ohne teuren Copilot+PC.
Semantic Search: Neue KI-Suche bringt alte Probleme
Windows 11 bekommt jetzt auch eine neue „intelligente“ Suchfunktion. Mit Semantic Indexing sollt ihr nach „dem Bild mit dem Hund auf dem Sofa“ suchen können – und Windows findet es für euch. Es soll Einstellungen finden, basierend auf ihrer Funktion und nicht ihres exakt genauen Namens.
Insbesondere im Deutschen kann sich die Funktion kaum sehen lassen, aber selbst in den englischsprachigen Insider-Previews hat uns die Funktionalität auf unserem Copilot+PC eher enttäuscht. Das von Microsoft selbst angegebene Suchbeispiel „ändere mein Theme“ lieferte nicht das gewünschte Ergebnis, aber enttäuschend wurde es, als selbst der Tippfehler „search indec“ für die Suchindex-Seite keine Resultate lieferte.
Zudem wird die Suche damit unserer Erfahrung nach wesentlich langsamer: Insbesondere im Zusammenhang mit alltäglichen Suchen wie „WhatsApp“ oder „Designer“, wofür die KI-Suche von Windows 11 regelmäßig die Fotos-App bei mir vorschlägt anstatt das Chatprogramm und den Affinity Designer, die beide täglich genutzt werden, ist die Performance der Suche außerordentlich langsam. Es wirkt, als würde die Suche auf die NPU warten, anstatt einfach die indexierten Suchergebnisse anzuzeigen. Die Windows 8-Suche auf einem Intel Atom hat übrigens keine Probleme damit, die Sucheinstellungen auch mit dem Tippfehler „search indec“ zu finden und das innerhalb von weniger als einer Sekunde.
Warum will Microsoft, dass ihr neue PCs kauft?
Ganz einfach: Weil man mit Windows 11 und seiner Hardware-Blockade per Systemanforderung eine Situation geschaffen hat, in der viele ältere Geräte kein offizielles Upgrade mehr erhalten – und Microsoft verkauft lieber neue Geräte, als ältere zu unterstützen.
Und so kommt es, dass die KI-Features plötzlich nur noch auf neuen Geräten laufen – obwohl sie technisch auch auf älteren problemlos möglich wären, wie schon die Ausführung von Windows Recall auf dem Surface Pro X von 2019 beweist. Stattdessen verkauft man uns Recall als das neue Must-Have. Dabei erinnert es eher an vergessene Features wie Remix 3D, Windows Timeline oder das Kontakte-Hub aus Windows 10 – allesamt übrigens eingestellt – und eben definitiv nicht an das Next-Big-Thing.
Braucht ihr also einen Copilot+PC?
Nein – außer euer alter PC ist kaputt. Und selbst dann solltet ihr euch gut überlegen, ob ihr einen neuen Rechner wegen Click to Do und Recall kaufen wollt. Wer aber ohnehin einen neuen Laptop sucht und Wert legt auf lange Akkulaufzeit, gute Performance und ein moderne Nutzererfahrung, dann sind Copilot+PCs tatsächlich eine sehr gute Wahl. Die Hardware-Innovationen selbst – die Tatsache, dass eine Intel-CPU mittlerweile ARM in anspruchsvollen Benchmarks abhängt bei weniger Stromverbrauch – sind durchaus überzeugend.
Die Geräte selbst – egal ob mit Intel, AMD oder Snapdragon – sind hochwertig, effizient und laufen aufgrund dieses Fokus von Windows 11 auf ausschließlich moderne Hardware extrem rund mit Windows 11. Nur eben: Die KI-Features sind nicht der Grund, sie zu kaufen.
Fazit: Ein Upgrade sollte man nicht blind machen
Wenn euer Windows 10-PC noch läuft, gibt es keinen Grund zur Eile. Ihr könnt Windows 11 inoffiziell installieren, oder noch bis Oktober 2025 weitermachen und dann woanders hin wechseln. Ein neues Gerät kaufen, nur weil Microsoft euch KI-Gadgets verspricht, die kaum einen echten Nutzen bringen? Das ist nicht sinnvoll.
Werdet ihr euch einen Copilot+PC kaufen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen – vor allem, wenn ihr noch auf Windows 10 unterwegs seid.
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