Unsichtbar im Profil, viral im Feed? TikTok rollt neues Video-Feature aus

Ein Video, das im Feed viral geht, aber nicht im Profil auftaucht? TikTok führt ein neues Feature ein, das die Sichtbarkeit von kommerziellem Content strategisch verlagert – und bietet damit neue Spielräume für Creator und Marken.

Mai 13, 2025 - 14:48
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Unsichtbar im Profil, viral im Feed? TikTok rollt neues Video-Feature aus

TikTok verändert mal wieder die Plattformerfahrung – dieses Mal mit einem Feature, das gezielte Sichtbarkeit ohne dauerhafte Präsenz im Profil ermöglicht. Wer ein gebrandetes oder gesponsertes Video hochlädt, kann ab sofort entscheiden, ob es in der eigenen Galerie angezeigt wird oder ausschließlich im Feed landet. Ein kleiner Schalter mit großer Wirkung – und ein klarer Hinweis darauf, wie sich die Content-Strategie der Entertainment-Plattform verändert. Laut dem Experten Jonah Manzano, der das Update als einer der ersten öffentlich gemacht hat, erscheinen solche Hidden Videos nur in den Feeds der Nutzer:innen.

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Wer das Video über den Feed entdeckt und anschließend auf das Profil der Creator klickt, sieht es – sucht man jedoch direkt im Profil, ist es dort nicht auffindbar. Das Feature lässt sich im Bereich „Branded Content and Ads“ aktivieren – wie seine beigefügten Screenshots zeigen.

Die neue Funktion (Feed-only-Videos) passt zur generellen strategischen Richtung, die TikTok derzeit einschlägt – nämlich mehr Kontrolle für Creator, mehr Flexibilität für Werbeinhalte und eine Öffnung hin zu neuen Content-Formaten wie Longform-Videos.


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© Jonathan Kemper – Unsplash


Das verborgene Video als strategisches Tool

Die Option, Videos gezielt nur im Feed zu platzieren, erlaubt es Creatorn, kommerzielle Inhalte bewusst aus dem eigenen Profil herauszuhalten, ohne auf Reichweite zu verzichten. Die Plattform stellt Creatorn damit ein Tool zur Verfügung, das ihnen erlaubt, bezahlte Inhalte vom sichtbaren Profil zu entkoppeln – gerade bei gesponserten Inhalten, bei denen die Sichtbarkeit im Feed wichtiger ist als eine dauerhafte Präsenz im Profil, entsteht so ein strategischer Vorteil.

Doch genau hier liegt auch ein kritischer Punkt: Wenn Werbe-Posts für Follower nicht mehr im Profil nachvollziehbar sind, wird es schwieriger, Markenkooperationen transparent zu erkennen. Nutzer:innen können nicht mehr ohne Weiteres überprüfen, ob, wann und wie ein Creator mit Marken zusammengearbeitet hat – ein echter Rückschritt in Sachen Werbetransparenz. Auch für Marken birgt die Unsichtbarkeit im Profil ein Risiko: Wenn Kooperationen nicht offen sichtbar sind, können sie an langfristiger Wirkung verlieren und in der Wahrnehmung der Community an Relevanz einbüßen.

Marken erhalten durch das neue Feature zwar neue Möglichkeiten für native Werbeformate, die sich unaufdringlich in den Content-Strom einfügen und dabei gezielt im Feed performen – doch die Sichtbarkeit im Feed ersetzt keine erkennbare Präsenz im Profil, wenn es um Markenbindung und Community-Vertrauen geht.

Während Instagram ebenfalls Wege kennt, um Ads subtiler zu platzieren – etwa durch Reels-Grid-only-Beiträge –, bleibt dort der Zugang zum Clip über das Profil erhalten. TikTok geht einen Schritt weiter: Die Plattform trennt Feed-Präsenz und Profilbewusstsein konsequenter – mit potenziellen Folgen für die Diskussion um Werbetransparenz.

Werben im Verborgenen? TikTok testet neue Wege

Für Content Creator mit einer holistisch-ästhetischen Profilstrategie – etwa durch visuelle Konzepte, serielles Storytelling oder edukative Inhalte – stellt das neue Feature ein strategisch wertvolles Instrument dar. Inhalte lassen sich gezielt für bestimmte Zielgruppen im Feed ausspielen, ohne die gestalterische Stringenz des eigenen Profils zu beeinträchtigen. Gleichzeitig eröffnet die Unterscheidung zwischen im Profil sichtbarem und ausschließlich im Feed ausgespieltem Content neue Möglichkeiten für organische A/B-Tests – ganz ohne den Einsatz externer Tools.

Gleichzeitig stellt sich für Marken die Frage, wie nachhaltig eine Kooperation ist, die im Creator-Profil nicht sichtbar bleibt. Wenn ein gesponsertes Video zwar Reichweite erzielt, aber als Markenbotschaft nicht erkennbar verankert wird, kann das Vertrauen und die Wiedererkennbarkeit bei der Zielgruppe leiden – gerade in langfristigen Kooperationen, bei denen Markenidentität eine große Rolle spielt.

Bereits heute nutzen Unternehmen wie dm TikTok als Performance-Plattform – etwa durch Creator-Kooperationen und Livestream-Formate. Wie TikTok sich dabei im E-Commerce positioniert und warum die Plattform zunehmend als Conversion-Treiber fungiert, analysieren wir in unserem Artikel.


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© Solen Feyissa – Unsplash


TikToks neues Feature verändert die Content-Logik

TikTok gibt Creatornmehr Kontrolle darüber, was sichtbar ist – und was eben nicht. Die Plattform entfernt sich damit immer weiter vom klassischen Social-Media-Archiv, in dem alles dauerhaft im Profil auffindbar bleibt. Stattdessen wird TikTok zunehmend zum kuratierten Ausspielraum, in dem Inhalte gezielt gesteuert werden.

Ob etwas angezeigt wird oder nicht, ist kein Zufall mehr, sondern Teil einer klaren Strategie – visuell, inhaltlich und vor allem kommerziell. Für Creator heißt das: mehr Freiheit beim Gestalten ihres Profils. Für Marken: neue Möglichkeiten, gezielt dort stattzufinden, wo es wirklich relevant ist. Und für TikTok: ein weiterer Schritt in Richtung Plattformlogik 2025 – flexibel, algorithmisch und auf Sichtbarkeit im richtigen Moment ausgelegt.