Xiaomi Watch S4 im Test: Es gibt ein Kalorienproblem
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Die Xiaomi Watch S4 ist eine Smartwatch, die 150 Euro kostet und kein Wear OS dabei hat. Zwar nennt Xiaomi das Betriebssystem auch hier HypeOS, es ist allerdings kein Android-Ableger, sondern eher ein Realtime-OS. Das bedeutet, dass das Betriebssystem viele grundlegende Funktionen dabei hat, aber es können keine Apps nachinstalliert werden, wie das bei Wear OS der Fall ist.
Der Vorteil hingegen ist: Weil es kein vollwertiges Betriebssystem ist, sondern eher eine einfache Benutzeroberfläche, liegt die Akkulaufzeit bei 10 bis 14 Tagen. Das ist nicht nur eine Herstellerangabe, sondern auch durchaus realistisch im Alltag mit der Uhr. Das ist der große Unterschied, wenn man eine vollwertige Smartwatch mit vollwertigem Betriebssystem hat oder eben eine Uhr mit diesem sogenannten RTOS.
Betriebssystem und Bedienung im Alltag
Das Betriebssystem ist aufgebaut, wie ein Betriebssystem einer Uhr eben aufgebaut ist. In diesem Fall setzt Xiaomi jedoch nicht auf ein Design, das auf eine seitliche Bedienung setzt, sondern es gibt sogenannte Widgets, die untereinander aufgebaut sind und durch die der Nutzer scrollen kann. Das geht einerseits mit dem Touchdisplay, das geht andererseits mit der Krone neben dem rechten Bildschirmrand, die man auch drehen kann. Das ist ein angenehmes Gefühl und irgendwie eine ganz coole Sache.
Widgets sind optisch „gestapelt“ und der Nutzer kann aus einer Reihe dieser Widgets wählen, außerdem ihre Reihenfolge bestimmen.
Wobei man dann schon allein, weil man halt viel das Smartphone nutzt, in der Regel eher dazu neigt, die Uhr über den Touchscreen und nicht über die Krone direkt zu bedienen.
Die Uhr an sich hat eine gute und übersichtliche Benutzerbedienung, sie lässt sich im Alltag gut verwenden. Die Widgets sind übersichtlich, bieten viele Daten an. Das Display ist groß, sehr scharf darstellend, hat genug Platz für viele Inhalte und kann sich im Sonnenlicht gut ablesen lassen. Das passt eigentlich alles sehr gut.
Eben weil die Software aber nicht unbedingt das allerhöchste Niveau hat, fehlt es halt auch an einigen Funktionen. Zwar kann man Benachrichtigungen von Apps wie WhatsApp und so weiter wunderbar auf der Uhr lesen, aber mir zum Beispiel fehlt ein ganz simples Tracking meiner Wasseraufnahme. Das benötige ich im Alltag, um eben meinen Wasserhaushalt unter Kontrolle zu haben. Das kann ich mit meiner anderen Smartwatch, die ich im Alltag nutze, sehr gut tun. Mit der Watch S4 von Xiaomi klappt das halt leider nicht.
Was die Watch S4 gut macht, ist die Optik und das Gewicht. Allerdings ist sie recht hoch, baut auf dem Arm stark auf und das kann zumindest mit einem Pullover durchaus störend sein. Für eine flachere Uhr muss man einfach mehr Geld auf den Tisch legen, das soll jedoch kaum überraschen.
Das ist aber nicht der einzigste Nachteil. Denn für Anfänger, für die die Uhr aufgrund des Preises von unter 150 Euro geeignet ist, tue ich mich ein bisschen schwer, was die Kalorien angeht. Denn die Xiaomi Watch S4 berechnet zu viele Aktivitätskalorien. Die Zahl, die mir die Watch ausspuckt, ist nicht schlüssig und das ist ein Problem, wenn man sich auf solche Daten verlassen möchte.
Das Kalorienproblem für Anfänger
Grundsätzlich kann man in zwei größere Bereiche aufteilen, nämlich in Aktivitätskalorien und in Ruhekalorien (Grundumsatz).
Die eine Kalorienart sind die Kalorien, die mein Körper verbrennt, indem er einfach nur lebt. Das sind bei mir so ungefähr 1.800 bis maximal 2.000 Kalorien derzeit. Obendrauf kommen die Aktivitätskalorien, die ich durch Laufen erreiche und natürlich durch meine alltäglichen Sporteinheiten. Durch das simple Laufen, selbst wenn ich 10.000 Schritte mache, ist der zusätzliche Kalorienverbrauch nicht allzu hoch. Ich bin inzwischen sehr fit und sportlich. Das heißt, mein Körper ist nicht sonderlich gefordert, wenn ich laufe – und auch nicht, wenn ich viel laufe. Natürlich ist viel Bewegung generell sehr, sehr gut für den Körper an sich, aber der Kalorienverbrauch dadurch ist bei mir persönlich nicht wirklich hoch.
Die Xiaomi Watch S4 ist hingegen sehr, sehr großzügig, was den Kalorienverbrauch durch Bewegung bzw. dessen Berechnung angeht – und in meinen Augen viel zu hoch. Außerdem macht die Uhr ihre Berechnung nicht so richtig klar. Bei mir stehen am Ende eines Tages mit Sporteinheit deutlich über 1.000 kcal auf der Anzeige. Das ist zu wenig, wenn es Kalorien für Grundumsatz plus Aktivität sein sollen. Jedoch viel zu viel, wenn es nur die Aktivkalorien sind.
Wenn ihr diese Daten aber weitergebt, das heißt zum Beispiel über Google Health Connect an eine App wie Withings, denkt sich Withings: Okay, mein Klient hat heute 1.700 Kalorien verbraucht, indem er einfach nur lebt, und die Uhr sagt mir, der hat auch noch 1.xxx Kalorien durch Aktivitäten verbrannt. Da bin ich dann mal ganz schnell bei 3.000 Kalorien – und das kann für einen Anfänger natürlich zur Schwierigkeit werden, weil der denkt dann vermutlich, dass er wirklich 3.000 Kalorien verbrannt hat, aber sein tatsächlicher Wert vielleicht nur bei 2.200 bis 2.500 Kalorien liegt, selbst an einem Tag mit einer großen Sporteinheit.
Meine Garmin-Uhr ist da hingegen sehr konkret: Sie zeigt an, dass ich X Kalorien durch Aktivitäten verbrannt habe und x Kalorien „in Ruhe“. Besonders die Aktivkalorien sind bei Garmin eher zurückhaltend berechnet, sodass ich am Ende einen sehr realistischen Wert habe. Das weiß ich so genau, weil ich Ernährung und Sport seit mehreren Jahren genau tracke und mein Gewicht entsprechend manage.
Warum ist das Thema in meinen Augen ein Problem? Ich glaube, Anfänger versteifen sich zu sehr auf solche Zahlen. Und wenn diese Zahlen derart utopisch weit von einem realistischen Wert entfernt sind, kann das eben zu einem Problem werden. Wenn zum Beispiel der jeweilige Nutzer sich so eine Uhr kauft, um eine Diät zu vollziehen. Blöd ist es auch, wenn der Wert nicht richtig vollziehbar ist, was er überhaupt aussagen soll.
Training und Schritte
Im Training ist die Xiaomi Watch S4 hingegen gar nicht schlecht. Sie trackt den Puls ganz gut, wenn ihr eine gleichmäßige Einheit habt. Das heißt, wenn ich zum Beispiel ein Zone-2-Training mache, dann bin ich da relativ wenig in Bewegung. Meine Arme sind eher stabil, weil ich auf dem Fahrrad sitze. Dann passt das mit dem Puls. Wobei die Messung immer konsequent 2 Schläge weniger als bei meiner anderen Uhr (Garmin Venu 3) hat.
Ein größeres Problem gibt es aber, wenn ihr sehr viel in Bewegung seid. Das heißt, wenn die Uhr am Arm bzw. Handgelenk ist und ihr ein bewegungsreiches Kettlebell-Training macht oder ein anderes Training, was viel, viel mehr Bewegung drin hat. Dann ist die Uhr nicht ganz so genau, weil sie einfach nicht so schnell auf euren variierenden Puls reagieren kann. Beim gleichmäßigen Radfahren sind die Werte nahezu identisch, beim Training mit mehr Bewegung war die Differenz beim Herz-Max ganze 12 Schläge, beim Durchschnitt immer noch 5 Schläge auseinander.
Das muss man halt auch wissen: Puls messen ist nicht automatisch einfach nur Puls messen. Da gibt es halt schon Unterschiede von Gerät zu Gerät. An sich waren die Werte meistens jedoch gut genug und interessanterweise ist die Kalorienberechnung für eine reine Trainingseinheit betrachtet, von Xiaomi zu Garmin sogar sehr ähnlich. Also, wenn ich eine halbe Stunde trainiere zeigt mir die Xiaomi Watch in der Regel ähnliche Aktivitätskalorien an, wie es die Garmin-Uhr tut. Nur beim Blick auf den gesamten Alltag gibt es diese hohen Abweichungen.
Mit dem Schrittzähler gibt es auch ein kleines Problem und das zeigt sich darin, dass auch hier die Sensoren nicht so fein sind bzw. nicht so fein abgestimmt sind, wie sie sein könnten. Beziehungsweise fällt im Vergleich mit teureren Uhren auf, dass es da einfach Nachteile gibt.
Denn die Xiaomi Watch S4 macht den Fehler bzw. hat den Nachteil, dass sie einzelne Schritte nicht aufzeichnet, wenn sie zu klein oder zu kurz geraten sind. Mir ist aufgefallen, dass ich zum Beispiel in meiner Wohnung natürlich viel kleinere Schritte mache, als wenn ich auf einem Fußweg geradeaus laufe. Diese oftmals kleineren Schritte sind natürlich trotzdem Schritte, werden von der Uhr aber zum Teil nicht registriert.
Das heißt, dass wenn ich früh mit meiner Arbeit, meinem Kind und mit mir zu tun habe, durchaus eine Diskrepanz von bis zu 500 Schritten zwischen der Garmin Venu 3 und der Xiaomi Watch S4 sein kann, bevor wir überhaupt das Haus verlassen. Draußen auf der Straße, mit meinen etwas größeren Schritten, wenn ich ganz normal geradeaus laufe, funktioniert das Tracking der Schritte deutlich besser und akkurater.
Ähnlich ist es übrigens auch beim Einkauf gewesen. Da rennt man nicht durch, sondern läuft zwischen den Regal hin und her, das war der Xiaomi-Uhr alles egal. Am Tagesende sind es über 800 Schritte Differenz zwischen den beiden Uhren, wobei das Xiaomi-Modell immer weniger misst.
Schlafdaten: Auch hier gibt es gravierende Unterschiede
Am Ende liegt wie so oft die Wahrheit in der Mitte und das wird vermutlich auch für die Schlafdaten gelten. Hier gab es den allergrößten Unterschied zu anderen Uhren. Gehen wir auf die Schlafphasen ein. Die werden ja unterteilt in REM, Tiefschlaf, usw. Da gab es riesige Unterschiede zu meiner Garmin-Uhr. Ein Vergleich, letzte Nacht: Garmin sagt, ich hatte 54 min REM, die Xiaomi-Uhr faselt was von 2,5 h. Der Tiefschlaf war laut Garmin bei etwas über 1 h, Xiaomi misst 2,5 h.
Die Frage ist natürlich am Ende: Welche Werte sind richtig oder wenigstens an der Realität nah dran? Man muss sich allerdings auch immer im Klaren sein, sich an solchen Werten nicht zu sehr zu orientieren. Das heißt, wenn mir meine Uhr sagt: „Hey, du hast jetzt richtig gut geschlafen“, aber du fühlst dich nicht so – ja, dann fühlst du dich halt nicht so. Und dann braucht man sich auch nicht einreden, dass man ja topfit ist, weil die Uhr sagt, du hast gut geschlafen.
Umgekehrt ist es genauso: Wenn die Uhr mit ihren Daten vermittelt, du hast richtig bescheiden geschlafen und du fühlst dich aber sehr gut und kraftvoll – ja, dann wird wohl dein Gefühl für dich der entscheidende Gradmesser sein. Beziehungsweise sollte es sein.
Versteift euch also nicht zu sehr auf Zahlen. Welche Schlafdaten nun richtig sind – die von Garmin oder Xiaomi – kann ich einfach nur spekulieren. Und da würde ich natürlich tippen, dass meine Garmin-Uhr das besser trackt. Aber, wie gesagt, im Endeffekt sind das Werte, die kann man grob zur Orientierung nehmen kann, aber man sollte den Alltag auch nicht zu sehr auf diese Werte versteifen.
Das soll jetzt alles auch nicht zu negativ klingen, denn die Xiaomi Watch S4 ist für den Preisbereich eine sehr gute Uhr. Sie sieht schick aus. Du kannst das Armband tauschen, du kannst sogar die Lünette tauschen und der Xiaomi Watch je nach Bedarf, Event, Tag – wie auch immer – einen anderen bzw. individuellen Look verpassen. Das ist eine sehr, sehr coole Sache.
Am Tagesende gibt es einen Unterschied bei den Schritten. Der ist nicht vierstellig, aber eben doch vorhanden.
Fazit: Eine gute Uhr in ihrem Preisbereich
Die Software an sich funktioniert gut. Die Uhr hat gut mit der App auf dem Smartphone synchronisiert und Daten angezeigt. Die Daten der Uhr bzw. App lassen sich auch dank Verbindung zu Google Health Connect super weiter teilen und austauschen mit anderen Apps. Das ist für die interessant, die zum Beispiel diese Uhr benutzen von Xiaomi und zugleich, wie ich, eine Waage von Withings haben und auch da Daten einspeisen. Oder vielleicht noch ein Fitbit-Gerät oder – was weiß ich – noch ein Brustgurt von Polar oder wie auch immer. Also es gibt da ja inzwischen ein sehr breites Angebot.
Und das Schöne ist: Man muss dank solchen Anbietern bzw. solchen einheitlichen Standards wie Health Connect sich nicht mehr in jedem Gadget-Bereich auf einen einzigen Hersteller konzentrieren. Wenn die Hersteller da mitmachen – und Xiaomi ist ja eine positive Ausnahme interessanterweise – denn ein negativer Punkt, wenn wir über meine Garmin-Uhr reden, die ich sonst benutze: Die sind bis heute immer noch nicht bei Health Connect drin.
Wer eine Uhr braucht, die den Schlaf ein bisschen misst, die euch smart wecken kann – das heißt, eine stumme Vibration und anhand eurer Schlafdaten –, wenn ihr eine Uhr sucht, die eure Schritte zählt, mit der ihr ein bisschen euer Training tracken könnt, dann ist die Xiaomi Watch S4 auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Denn ihr Preis ist für das gesamte Hardwarepaket echt gut. Das ist typisch Xiaomi.
Wer höhere Ansprüche an seine Smartwatch hat in Bezug auf Aktivitäten und das Tracking dieser Aktivitäten, dann ist das vielleicht nicht eure Uhr. Da muss dann einfach mehr Geld ausgegeben werden, sodass ihr höherwertigere Pulssensoren und so weiter bekommt, die einfach korrekter und schneller reagieren – gerade bei sehr intensiven Einheiten, bei denen der Puls auch gerne mal hin und her springt.
Xiaomi Watch S4

Für Einsteiger eine gute Smartwatch mit langer Akkulaufzeit und cooler Optik, beim Tracking werden jedoch Nachteile sichtbar.
Vorteile
- sieht gut aus
- gute Bedienung
- tolle Software
Nachteile
- Tracking zu ungenau
- Problem mit den Kalorien
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