Die Search auf die Ohren: Google verwandelt deine Suche in einen KI-Podcast

Googles Audio Overviews machen deine Suchanfrage zu KI-generierten Mini-Podcast. Die Funktion befindet sich aktuell im US-Testlauf.

Jun 17, 2025 - 10:40
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Die Search auf die Ohren: Google verwandelt deine Suche in einen KI-Podcast

Wer die Google-Suche nutzt, bekommt neuerdings nicht nur Textantworten. Nutzer:innen in den Vereinigten Staaten, die sich im Google Lab für neue Funktionen registriert haben, können sich stattdessen ein kurzes, via KI automatisch erzeugtes Gespräch zu ihrer Suchanfrage anhören. Zwei synthetische Stimmen, die an Podcast Hosts erinnern, diskutieren in Echtzeit die relevanten Ergebnisse – eingebettet direkt auf der mobilen Suchergebnisseite. Die neue Funktion Audio Overview ist Teil eines Experiments, mit dem Google die Sucherfahrung neu denkt: multimodal, auditiv, interaktiv.

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Bereits im März 2025 hatte der Konzern im Rahmen eines großen Gemini Updates die Funktion für eigene Dokumente eingeführt. In Kombination mit dem ebenfalls seit März verfügbaren Canvas Feature lassen sich Texte, Slides oder Reports von Gemini nicht nur bearbeiten, sondern auf Wunsch auch automatisch in ein Podcast-Format übertragen – inklusive Dialog zweier KI-Stimmen, die die Inhalte strukturieren, verknüpfen und einordnen. Das, was bislang auf eigene Dateien beschränkt war, wird mit Audio Overview nun auf Suchanfragen ausgeweitet. Ein logischer nächster Schritt – und einer, der Auswirkungen auf User wie Brands gleichermaßen hat.


Gemini gibt dir Podcast-Style-Zusammenfassungen deiner Dokumente

© Google via Canva


So funktioniert Googles Audio Overview

Die neue Funktion ist derzeit nur auf Englisch und ausschließlich in der mobilen Suche in den USA verfügbar. Nach Aktivierung im Google Labs erscheint unter dem bekannten „People also ask“-Bereich ein Button mit der Aufschrift „Generate Audio Overview“.

Smartphone Screenshot der Google-Suche mit aktiviertem Audio Overview für die Frage „How do noise cancellation headphones work?“
Google testet Audio Overviews in der mobilen Suche, © Google (mit einem Kick aufs Bild gelangst du zu einer größeren Ansicht)

Klickt man darauf, generiert Google innerhalb von rund 40 Sekunden ein kurzes Audio-File, das im Interface direkt abgespielt werden kann. Nutzer:innen können die Wiedergabe pausieren, beschleunigen oder stummschalten. Auch die zugrunde liegenden Quellen werden unter dem Player eingeblendet – eine Transparenz, die bei KI-generierten Inhalten nicht selbstverständlich ist.

Die Audio Overview-Funktion ist dabei nicht neu, sondern wird lediglich in einem weiteren Kontext ausgespielt: Bereits in Googles Tools NotebookLM und Gemini ist das Feature integriert – dort dient sie dazu, Inhalte aus hochgeladenen Dokumenten durch zwei dialogisch angelegte KI-Stimmen aufzubereiten. Ziel ist es, komplexe Informationen zugänglicher zu machen und kognitive Einstiegshürden zu senken. Für viele Nutzer:innen ist das ein komfortabler Weg, Wissen unterwegs oder nebenbei zu rezipieren. Mit der Integration in die mobile Suche geht Google nun den nächsten Schritt – und entwickelt sich konsequent weiter zur personalisierten, auditiven Wissensplattform.

Audio verändert SEO: Neue Herausforderungen für Brands

Was bedeutet das für Unternehmen, die auf Sichtbarkeit in der Google-Suche angewiesen sind? Zunächst einmal: Sichtbarkeit allein reicht künftig nicht mehr. Wenn Inhalte nicht nur gelesen, sondern gehört werden, rücken sprachliche Qualität, narrative Struktur und semantische Klarheit stärker in den Vordergrund. Welche Passagen aus einer Website die KI auswählt, wie sie diese formuliert – und in welchem Ton – bleibt vorerst intransparent. Umso wichtiger ist es, Inhalte technisch sauber und inhaltlich klar zu strukturieren.

Ein relevanter Hebel ist dabei der Einsatz strukturierter Daten. Google belohnt bereits heute gut gepflegtes Markup – wie zum Beispiel bei den kürzlich eingeführten Markup für Loyalitätsprogramme, über die wir bereits berichtetet haben. Wer Informationen maschinenlesbar auszeichnet, verbessert nicht nur die klassische Auffindbarkeit, sondern positioniert sich potenziell auch für neue KI-Formate wie Audio Overviews. Das gilt insbesondere für E-Commerce-Anbieter:innen, die künftig womöglich ihre Produktvorteile über Sprachschnittstellen transportieren müssen – vom Preis bis zur Nachhaltigkeit.


Chance für den E-Commerce:
Google bringt Markup für Loyalty-Programme

Mann mit Smartphone steht vor Gebäude mit Glastür, darauf Google-Schriftzug
© Karollyne Videira Hubert – Unsplash via Canva


Die Herausforderung für SEO-Strateg:innen verschiebt sich: Weg von der bloßen Keyword-Abdeckung hin zu einer inhaltlichen und technischen Vorbereitung für dialogische, KI-generierte Formate. Entscheidend wird sein, wie verständlich, kontextreich und prägnant Inhalte formuliert sind – nicht nur für menschliche Leser:innen, sondern auch für Sprachmodelle.

Audio im Kontext von Googles KI-Offensive

Audio Overviews sind nicht isoliert zu betrachten, sondern Teil einer umfassenderen Transformation der Google-Produktfamilie. Funktionen wie Search Live, mit denen Nutzer:innen in Echtzeit Konversationen mit der Suchmaschine führen können, zeigen deutlich, wohin sich die Plattform entwickelt: weg vom Scrollen durch Trefferlisten, hin zu einem dialogischen Sucherlebnis.


Konversationen mit Google:
Search Live kommt in die App

Google Search Live
© 9to5Google via Canva


Auch das multimodale Modell Gemini 2.5 Pro wurde umfassend optimiert. In einem separaten Artikel beleuchten wir dessen Potenzial für die Google-Produktfamilie – von Docs über NotebookLM bis zur mobilen Suche.

Mit Audio Overview für die Search testet Google eine weitere Schnittstelle zwischen Information und Interface, die technologische Innovation mit veränderten Nutzer:innenbedürfnissen verbindet. Der Schritt fügt sich in eine Entwicklung ein, bei der sich Google zunehmend zu einer umfassenderen, KI-gestützten Wissensumgebung bewegt – in Text, Bild und zunehmend auch in auditiven Formaten.

Wer gehört werden will, muss neu denken

Googles neue Audiofunktion mag noch im Experimentierstadium sein – doch die Richtung ist klar: Die Zukunft der Suche ist multimodal und auditiv. So wird Googles Suche leichter an den eigenen Informationsstil anpassbar. Für Brands und Publisher hingegen ergeben sich neue Anforderungen. Sie müssen nicht nur sichtbar, sondern auch hörbar werden. Dabei zählt künftig nicht mehr nur die Frage, ob ein Inhalt gefunden wird – sondern auch, wie er klingt.

Marken, die sich jetzt auf diese Veränderung einstellen, haben die Chance, bei neuen Formaten vorne mitzuspielen. Dafür braucht es Inhalte, die nicht nur gut aussehen, sondern auch gut klingen.