Muss Meta Instagram verkaufen?

Im Kartellrechtsstreit mit der FTC droht Meta in den USA der GAU: WhatsApp und Instagram könnten verkauft werden müssen. Doch vieles spricht gegen diese Wendung.

Apr 14, 2025 - 10:00
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Muss Meta Instagram verkaufen?

Dieses Gerichtsverfahren könnte für Milliarden von Nutzer:innen weltweit große Auswirkungen haben – und Meta in eine kleine Krise stürzen. In dieser Woche beginnt die Auseinandersetzung zwischen dem Tech-Konzern und der US-Handelsaufsicht FTC (Federal Trade Commission) vor Gericht. Dabei geht es um die Frage, ob Meta mit den vergleichsweise günstigen Zukäufen von WhatsApp (2014) und Instagram (2012) ein Social-Media-Monopol geschaffen und bewusst den Wettbewerb unterdrückt hat. Sollte die FTC gewinnen, könnte das sogar die Abspaltung von Instagram und WhatsApp von Meta zur Folge haben – was wiederum enorme Auswirkungen auf das gesamte digitale Ökosystem hätte. Man denke nur an die mit Instagram verknüpfte App Threads mit über 320 Millionen monatlich aktiven Usern, das Cross Posting oder das Ad Business auf den Plattformen. Allerdings darf Meta aus verschiedenen Gründen optimistisch sein, ein solches Szenario nicht erleben zu müssen.


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Smartphone mit Meta AI-Chatfenster vor einem abstrakten Netzwerkhintergrund aus digitalen Verbindungen und Knotenpunkten.
Meta AI mit Llama 4, © Jonah Manzano via Canva


Muss Meta Instagram wirklich verkaufen? Diese Gründe sprechen dagegen

Gerade einmal eine Milliarde US-Dollar zahlte Meta für den Kauf der App Instagram. Diese war zu jener Zeit, 2012, noch bei Weitem nicht so groß und populär, dass sie eine immense Summe für den Verkauf erzielen konnte. Dennoch gilt der Zukauf als Schnäppchen. Zwei Jahre später zahlte Meta rund 19 Milliarden US-Dollar, um WhatsApp ins eigene Portfolio aufzunehmen. Zu weiteren nennenswerten Übernahmen zählen die Käufe von Friendster-Patenten für knapp 40 Millionen US-Dollar und der Kauf von Oculus VR für knapp über zwei Milliarden US-Dollar.

Doch gerade die Zukäufe von Instagram und WhatsApp treiben die Kartellrechtsbeobachter:innen seit Jahren um. Inzwischen wirft die FTC dem Konzern vor, mit diesen bewusst den Markt manipuliert und den Wettbewerb mindestens verzerrt, womöglich gar unterbunden zu haben. Von sogenannten „killer acquisitions“ ist dabei die Rede, von einer Abspaltung der Dienste im Falle eines Erfolgs auch. Das würde Meta hart treffen und viel Creator und Unternehmen verunsichern. Dass es so weit kommt, ist derzeit jedoch eher unwahrscheinlich.

Metas Argumente lenken von Übernahme und Kartellrechtsfragen ab

Die BBC berichtet, dass Meta selbst sehr sicher ist, das Verfahren zu gewinnen. Der Konzern wird verschiedene Argumente liefern, die für die verbesserter Nutzungserfahrung auf den Plattformen Instagram und WhatsApp sprechen. Dazu zählen stetige Feature Updates wie zum Beispiel die neuen Funktionen für den WhatsApp Status und die umfassenden Funktionen zur Erstellung, Bearbeitung und Distribution von Reels auf Instagram. Diese Konkurrenz gegenüber der mächtigen App TikTok mit ihrer unsicheren US-Zukunft ob der Zugehörigkeit zum chinesischen Konzern ByteDance könnte Meta dabei ebenfalls in die Karten spielen.

Des Weiteren dürfte Meta argumentieren, dass im Falle eines erzwungenen Verkaufs von Instagram und WhatsApp diverse Creator und Unternehmen vor ökonomische Probleme gestellt werden könnten, da man mit dem Gesamtökosystem die Digitalwirtschaft stark unterstützt. Überdies wird der Konzern sicher darauf verweisen, dass es Konkurrenz auf dem Social-Media-Markt gibt. Neben TikTok sind mit YouTube, X, Pinterest, Reddit, Twitch, Roblox, Snapchat, Telegram und Co. einige Player auf dem Markt, die dem Konzern in mehr oder weniger vergleichbaren Plattformbereichen Konkurrenz machen. Viele dieser Dienste und Plattformen haben hunderte Millionen aktive Nutzer:innen, bei TikTok und YouTube sind es gar Milliarden.

Viele Kartellrechtsverfahren, bisher kaum große Entscheidungen

Der Ausgang des Verfahrens ist zwar jetzt zum Beginn noch unklar. Wer den Markt aber schon länger beobachtet, wird womöglich keine Wetten auf einen Sieg der FTC abschließen, zumindest nicht auf eine Zerschlagung Metas. Die steht wie eine Zerschlagung Googles (oder Alphabets) schon seit Jahren im Raum. Sehr oft haben diese Konzerne gegen Kartellrecht und andere Vorschriften verstoßen, oft schon wurde ihnen ein Marktmachtmissbrauch attestiert. Trotzdem operieren die Konzerne weiter, generieren zig Milliarden von US-Dollar Umsatz pro Quartal. Da wurmt die eine oder andere Anordnung oder Strafzahlung zwar, ist aber das kleiner Übel. Meta musste jüngst zum Beispiel als direkte Reaktion auf eine Kartellstrafe der EU-Kommission in Höhe von 798 Millionen Euro den Marketplace für externe Anbieter:innen freigeben.

Im Fall Google gegen das US Department of Justice hingegen könnte als Folge illegaler monopolistischer Handlungen im Search-Markt die Trennung von Google und Chrome, der größten Suchmaschine und dem größten Browser weltweit, anstehen. Doch diese Szenarien erscheinen eher als Möglichkeit, nicht als realistische Eventualität. Denn zum einen haben sich die Tech-Chefs aus den USA sehr eng an die neue US-Regierung gebunden. Meta spendete eine Million US-Dollar für Donald Trumps Amtseinführung und CEO Mark Zuckerberg biederte sich diesem mit erstaunlich folgsamem Tenor an. Zum anderen hat Trump kürzlich zwei FTC-Mitglieder der Demokraten gefeuert, was die Macht der Republikaner auch in diesem Bereich stärken könnte. Wie sehr der Präsident auf derlei Gerichtsverfahren einwirken kann, ist indes unklar.

Machtspiel hält an

Wir dürfen also mit Spannung verfolgen, wie der Rechtsstreit ausgeht. Meta selbst kommentiert dazu:

The FTC’s lawsuits against Meta defies reality.

Ein Trumpf für den Konzern könnte auch die Tatsache sein, dass die FTC selbst vor über einem Jahrzehnt die Übernahmen geprüft und genehmigt hat. Der Ausgang des Verfahrens dürfte auch widerspiegeln, wie groß Metas Macht in den USA und darüber hinaus wirklich ist. Der Einfluss des Megakonzerns – mit einem Umsatz von über 48 Milliarden US-Dollar allein im vierten Quartal 2024 – ist fast omnipräsent im Digitalraum.


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