Over-Ear-Kopfhörer JBL Tour One M3 im Test

Der Over-Ear-Kopfhörer Tour One M3 bündelt das Beste, was JBL derzeit an Kopfhörer-Technik zu bieten hat und lässt sich dank Auracast enorm breit einsetzen. Wir machen den Test.

Mai 6, 2025 - 14:57
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Over-Ear-Kopfhörer JBL Tour One M3 im Test

Der Over-Ear-Kopfhörer Tour One M3 bündelt das Beste, was JBL derzeit an Kopfhörer-Technik zu bieten hat und lässt sich dank Auracast enorm breit einsetzen. Wir machen den Test.

Wir erinnern uns: Das Vorgängermodell JBL Tour One M2 (Testbericht) glänzte bei uns mit einem außergewöhnlich guten Gesamteindruck und zeigte mit Blick auf die Konkurrenz nur leichte Schwächen im Bereich ANC – und durch einen fehlenden Hi-Res-Codec. Mit dem Test des JBL Tour One M3, den es auch als "JBL Tour One M3 Smart Tx" mit Auracast-Audiosender gibt (unsere Testversion), stellt sich für uns nun die Frage, ob die Macken ausgebürstet wurden – und ob wir es hier womöglich sogar mit einem neuen Klassenkönig zu tun haben.

Design und Tragekomfort

Trotz Kunststoffgehäuse wirkt der JBL Tour One M3 durch eine sehr hohe Verarbeitungsqualität seinem Preis entsprechend hochwertig. An Farbvarianten stehen Schwarz, Blau und Mokka zur Auswahl, die über unterschiedliche Akzente eine gewisse Edel-Optik zeigen. In der Farbe Mokka geht das über leichte Farbschattierungen, in der blauen Variante über gold eingefärbte Komponenten und bei unserem Testmodell in Schwarz über dezent platzierte Hochglanz-Elemente. Die Schaumstoff-Polsterung ist mit weichem Kunstleder überzogen und trägt maßgeblich zum äußerst angenehmen und mit 278 Gramm auch leichten Tragekomfort bei.

Das Hartschalen-Case ist schlicht, robust und bietet als kleines Komfort-Plus noch eine am Rand angebrachte Schlaufe samt Karabinerhaken. Im Inneren ist eine kleine Tasche speziell für den Transmitter eingenäht. Nach zweimaligem Verstauen löst sich allerdings schon die Naht an einer Ecke. Da die Verarbeitung ansonsten durchgehend gut bis sehr gut ist, gehen wir davon aus, dass das nicht die Regel ist.

Bedienung und App

Nach der Kopplung wird der Tour One M3 zuverlässig von der Begleit-App erkannt, über die eine ganze Reihe an Einstellungen getätigt werden können. Die Feature-Liste ist lang, JBL führt hier alles auf, was sie aktuell an Komfort-Funktionen zu bieten haben. Aufgrund der guten Menügliederung wird es aber nicht unübersichtlich. Zu den App-Highlights zählen die Klang-Individualisierung samt 10-Band-Equalizier, das Anpassen der Steuerung und natürlich die ANC-Verwaltung.

Bei der Bedienung setzt der Tour One M3 auf einen praktischen Mix aus Touch- und Tasten-Steuerung, wodurch keine von beiden zu überladen ist. Die Lautstärkeregelung wurde beispielsweise auf eigene Tasten gesetzt, während die Wiedergabesteuerung über Tipp-Gesten gemanagt wird. Schade: Zwar kann die Steuerung über die App angepasst werden, allerdings nur rudimentär. So kann die Wiedergabesteuerung etwa nur ein- oder komplett ausgeschaltet werden. Was die einzelnen Tipp-Gesten auslösen sollen, lässt sich nicht abändern. Das machen andere besser!

Über den Auracast-Audioempfänger JBL Smart Tx, den es in der 50 Euro teureren Variante namens JBL Tour One M3 Smart Tx gibt, lässt sich nahezu jede Audioquelle anzapfen und kabellos an den Kopfhörer übertragen. Die dafür notwendigen Kabel sind im Lieferumfang enthalten: ein USB-C-Kabel für digitale Quellen – und eine 3,5-mm-Audiobuchse für analoge. Ideal auch für Vielflieger, die den Smart Tx einfach an das Entertainment-System an Bord anstöpseln und dann per Bluetooth übertragen können.

Der kompakte Transmitter dient durch ein integriertes Touch-Display auch als eine Art Fernbedienung, um sich den Griff zum Smartphone einzusparen. Das ist gut gemeint, nach kurzer Testphase aber nicht wirklich praktikabel. Zum einen müsste man den Audiosender dafür in Griffreichweite haben. Ein kleiner Clip zum Anheften (etwa an die Kleidung) wäre hier sinnvoll gewesen. Zum anderen hat die Steuerung über das Display zu viel Frustpotential. Es reagiert träge, erkennt regelmäßig Wisch-Gesten nicht und ist standardmäßig völlig überladen (lässt sich über die App aber entschlacken). Die Problematik ist nicht neu und wurde von uns schon Anfang 2023 bei den In-Ears JBL Tour Pro 2 (Testbericht) mit Ladecase-Display kritisiert. Schade, dass JBL hier noch immer nicht nachgebessert hat.

Technik und Features

Beim JBL Tour One M3 kommen zwei dynamische und 40 Millimeter große Mica-Dome-Treiber zum Einsatz. Übertragen wird fortschrittlich per Bluetooth 5.3 inklusive Multipoint-Funktion für die Verbindung mit zwei Endgeräten gleichzeitig und Auracast. Zum Verständnis: Über Auracast können sich zahlreiche Bluetooth-Geräte gleichzeitig mit nur einem Sendegerät verbinden. Zum Beispiel mit dem Unterhaltungssystem im Fitnessstudio. Die Technologie ist noch recht neu und es werden Auracast-fähige Geräte benötigt. Der Tour One M3 ist also auch hier schon bestens für die Zukunft aufgestellt.

An Codecs werden SBC, AAC, LC3 und mit LDAC auch eine Hi-Res-Variante geboten. Hier hat JBL mit Blick auf das Vorgängermodell also sauber nachgebessert! Wird der LDAC-Codec genutzt, sind einige App-Features nicht mehr nutzbar. Darunter der JBL 3D-Sound mit Headtracking, ein dynamischer Equalizer und Personi-Fi 3.0 für die Erstellung eines personalisierten Soundprofils.

Klang

Den Sound-Check kann der JBL Tour One M3 klar für sich verbuchen. In den Grundeinstellungen liefern die 40-mm-Treiber ein toll abgemischtes, sauberes und klares Soundbild – insbesondere bei aktiviertem Hi-Res-Codec ist der Klang eine echte Freude. Nur der Bass könnte nach unserem Geschmack gerne etwas druckvoller sein. Über die App lässt sich das manuell nachjustieren. Generell ist die Bass-Performance gut, aber nicht die Beste. Das zeigt sich bei den insgesamt sechs EQ-Presets (Studio, Bass, Extreme Bass, Club, Vocal und Jazz): Ist Bass oder Extreme Bass ausgewählt, wird es – je nach Song – schnell ein wenig überlagernd und unschön dumpf. Alternativ lässt sich über Personi-Fi 3.0 ein personalisiertes Soundprofil erstellen. Am Ende haben wir uns dann aber doch für eine eigene Einstellung über den 10-Band-Equalizer entschieden. Toll, dass JBL hier so viele Möglichkeiten zur Klanganpassung zur Verfügung stellt.

Spatial Audio bietet der JBL Tour One M3 in zwei Variationen an: mit oder ohne Headtracking. Letzteres macht beim Anschauen von Filmen Sinn. Beim Musikhören sollte es hingegen ausgeschaltet werden. An und für sich ist der 3D-Raumklang ein nettes Feature. Der Klang geht hörbar in die Breite. Allerdings muss dafür auch der Hi-Res-Codec deaktiviert werden. Den Deal wollen wir dann doch nicht eingehen. Wird der LDAC-Codec vom Smartphone allerdings nicht unterstützt, wie etwa beim iPhone, ist das Feature wieder interessanter.

JBL Tour One M3 Bilder
JBL Tour One M3 Bilder

ANC

Das Wichtigste vorweg: Die leichte ANC-Schwäche beim Vorgängermodell hat JBL im Tour One M3 definitiv ausgebessert. Selbst in einem sehr belebten Café arbeitet die aktive Geräuschunterdrückung beeindruckend effektiv. Stimmen und klirrendes Geschirr rücken auf der höchsten ANC-Stufe in weite Ferne und sind schon bei geringer Musiklautstärke gar nicht mehr wahrzunehmen. Das schafft sonst nur die ANC-Elite von Bose, Sonos, Apple oder Sony. Beeindruckend, wie stark sich JBL hier verbessert hat.

Ähnliches gilt für den Ambient-Aware-Modus, der die Umgebungsgeräusche und die eigene Stimme natürlich und klar in die Ohren durchschleift. So macht es auch Spaß, den Modus dauerhaft eingeschaltet zu lassen. Zum Beispiel beim Outdoor-Sport.

Akku

Bei der Akkuleistung trumpft der JBL Tour One M3 mit tollen Werten auf: Bis zu 70 Stunden Musikgenuss sind drin. Bei aktiviertem ANC sind es noch bis zu 40 Stunden. Drei bis vier Tage sollte der Kopfhörer also locker durchhalten, ehe er an die Steckdose muss. Dank Schnellladefunktion ist er schon nach fünf Minuten Ladezeit wieder fit für bis zu 5 Stunden Betrieb. Der Audiosender Smart Tx hält bis zu 18 Stunden lang durch. Geladen wird über das beigelegte USB-C-Kabel.

Preis

Mit einer UVP von 350 Euro (JBL) beziehungsweise 400 Euro (JBL) mit Audiosender siedelt sich der JBL Tour One M3 im Bereich ANC-Kopfhörer im gehobenen Premium-Segment an. Preisreduzierungen können wir zum Testzeitpunkt nicht ausmachen.

Fazit

Zu unserer Freude hat JBL beim Tour One M3 nicht nur die Mängel des Vorgängermodells in echte Stärken umgewandelt, sondern grundlegend nahezu alles richtig gemacht. Hier ist nur noch Meckern auf hohem Niveau möglich: Der Bass könnte zum Beispiel etwas souveräner, die Steuerung anpassbarer und die Touch-Bedienung des Audiosenders präziser sein. Wer sich an diesen Details nicht stört, hat mit dem Tour One M3 einen echten Überflieger vor sich. Grundsätzlich raten wir zur 50 Euro teureren Variante mit Auracast-Audiosender, da sich der Kopfhörer dadurch breiter einsetzen lässt. Ein tolles Alleinstellungsmerkmal, das sich JBL da ausgedacht hat!

Echte Alternativen sind so nur schwer zu nennen. Geht es vorrangig um ANC und Klang, befinden sich etwa der deutlich günstigere Sony WH-1000XM5 (Testbericht) oder der Sonos Ace (Testbericht) auf einem nahezu identischen Level.

Beim Tour One M3 macht JBL so gut wie alles richtig. Zu meckern gibt es nur wenig: So könnte der Bass etwas souveräner, die Steuerung anpassbarer und die Touch-Bedienung des Audiosenders präziser sein. Wer sich daran nicht stört, hat mit Tour One M3 für 350 Euro (JBL) einen echten Überflieger vor sich. Grundsätzlich raten wir zur Variante mit Auracast-Audiosender, die mit 400 Euro (JBL) 50 Euro teurer ist.

  • Top bei Sound und ANC
  • Tragekomfort
  • Akkulaufzeit
  • Bluetooth Multipoint,Hi-Res-Codec
  • Auracast-Audiosender (in Smart Tx-Variante)
  • teuer