Stromleitung angebohrt – was tun? Was kann passieren?

Ihr wollt nur ein Regal anbringen und dann habt ihr eine Stromleitung angebohrt. Was ist nun zu tun? Wie merkt man das überhaupt und welche Gefahren drohen euch dadurch? Wie könnt ihr das in Zukunft verhindern? Das alles werden wir hier erklären.

Apr 14, 2025 - 15:15
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Stromleitung angebohrt – was tun? Was kann passieren?

Ihr wollt nur ein Regal anbringen und dann habt ihr eine Stromleitung angebohrt. Was ist nun zu tun? Wie merkt man das überhaupt und welche Gefahren drohen euch dadurch? Wie könnt ihr das in Zukunft verhindern? Das alles werden wir hier erklären.

Wenn ihr ein Stromkabel angebohrt habt und das selbst reparieren wollt, solltet ihr wissen, dass ihr an den Leitungen in eurer Wohnung oder eurem Haus nicht selbst hantieren dürft. Das ist ausschließlich Fachkräften erlaubt und außerdem sehr gefährlich. Selbst wenn auf den ersten Blick alles funktioniert, kann es später noch zu Schäden kommen.

Woran merkt ihr, dass ein Kabel angebohrt wurde?

Prinzipiell müsst ihr bei angebohrten Stromleitungen 4 Fälle unterscheiden:Ihr habt bei einer 3-adrigen Leitung in der Wand nur ein Kabel durchtrennt. In so einem Fall passiert erst einmal nichts und ihr merkt es erst, wenn ihr zum Beispiel das Licht anmachen oder Strom aus einer Steckdose beziehen wollt. In beiden Fällen funktioniert das nicht mehr. Falls ihr allerdings eine stromführende Leitung anbohrt und gleichzeitig oder später Kontakt zum Bohrer oder einer Schraube habt, droht die Gefahr eines elektrischen Schlages. Im zweiten Fall habt ihr das Kabel nur gestreift, sodass an einem einzelnen Kabel die Isolation beschädigt ist. Das werdet ihr vermutlich nie bemerken und es passiert auch nichts … es sie denn, ihr habt die stromführende „Phase“ erwischt und dreht in das gebohrte Loch später eine Schraube. Dann könntet ihr euch einen elektrischen Schlag holen. Falls ihr mehrere der Leitungen gleichzeitig durchbohrt, kommt es entweder sofort oder beim Anschalten des Stroms zu einem Kurzschluss. Die Sicherung wird ausgelöst und lässt sich – so lange Strom fließt – auch nicht wieder einschalten. Sonderfall: Ihr habt 2 der 3 Kabeladern gestreift und die Isolation entfernt, aber die Kupferdrähte berühren sich nicht. Hierbei wird der Bohrer selbst den Kontakt zwischen den Drähten herstellen und einen Kurzschluss auslösen, aber wenn ihr im Nachhinein die Sicherung wieder einschaltet, passiert nichts. Allerdings könnte jetzt etwa Feuchtigkeit in der Wand zu einem Problem führen.Link

Was tun, wenn ihr die Stromleitung durchbohrt habt?

Wenn ihr euch sicher seid, dass ihr ein Stromkabel an- oder ganz durchbohrt habt, gibt es eine vernünftige Reihenfolge:Keine Panik! Nein wirklich, es wird jetzt kein Brand entstehen und ihr müsst nur ein paar Vorsichtregeln einhalten. Bohrt nicht weiter, sondern lasst entweder – wenn möglich – den Bohrer in der Wand ausgeschaltet stecken oder zieht ihn vorsichtig aus der Wand. In beiden Fällen achtet darauf, dass Metall des Bohrers oder Bohrfutters nicht zu berühren. Geht zum Sicherungskasten und schaltet die „zuständige“ Sicherung für diese Leitung aus – wenn sie nicht sowieso ausgelöst wurde. Jetzt geht zurück und zieht den Bohrer aus der Wand. Falls das nicht geht und ihr sicher seid, die richtige Sicherung ausgeschaltet zu haben, entfernt den Bohrer aus dem Bohrfutter. Seid ihr nicht sicher, dann lasst ihn stecken! Letzter Schritt: Versucht einen Elektriker mit der Reparatur zu beauftragen, indem ihr ihm klarmacht, dass es sich um einen Notfall handelt. (Viel Glück!)

Dazu ein kurzer Exkurs zum Thema Selbstreparatur: Falls ihr eine Stromleitung angebohrt habt, kommt in jedem Fall ziemlich viel Dreck auf euch zu – und vermutlich auch relativ hohe Kosten. Wenn ihr viel Glück habt und es sich um eine Mietsache handelt, könnte eine Haftpflichtversicherung für die Kosten aufkommen.

In der Regel muss die Wand so weit aufgestellt werden, dass die darunterliegende Leitung vor und hinter der Schadensstelle abgetrennt werden kann. Dann wird ein neues Stück Leitung fachgerecht eingesetzt und isoliert. Anschließend muss die Wand neu verputzt und zumindest an der Schadensstelle tapeziert und/oder gestrichen werden.

Vorsichtsmaßnahmen vor einer Wand- oder Deckenbohrung

Bei vermietetem Wohnraum geht der Vermieter von einer vertraglich vereinbarten Sorgfaltspflicht bei der Behandlung der Wohnung aus. Dazu zählt auch, dass ihr vor dem Bohren prüft, ob sich in dem Arbeitsgebiet Strom-, Gas- oder Wasserleitungen befinden.

Innerhalb eines „Versorgungskorridors“ von durchschnittlich 30 cm Breite unter der Decke, über dem Boden und an den Wandecken müsst ihr immer damit rechnen. Aber auch mitten an der Wand können sich solche Gefahrenstellen befinden. Etwa dann, wenn von einer Verteilung unter der Decke eine Leitung zu einer Steckdose geführt wird.

Zu diesem Zweck gibt es „Leitungssucher“ die oftmals neben Stromleitungen auch Metalle und teilweise sogar Holdbalken finden können. Ob sich das für euch lohnt, werdet ihr spätestens nach einer angebohrten Stromleitung mit „Ja“ beantworten. Professionelle Geräte (mit Radartechnik) kosten dabei über 200 Euro, aber ihr könnt so etwas auch günstiger bekommen.

Dieser Leitungsfinder hat viele positive Bewertungen:Link

Noch günstiger und ebenfalls gut bewertet:Link

Und für den ambitionierten Heimwerker:Link

Selbst wenn ihr nur beim Einzug ein paar Löcher bohrt, lohnt sich die Anschaffung so eines Geräts. Die Kosten im Schadensfall sind wesentlich höher.Link