E-Bike Fiido Air im Test

Das Fiido Air ist ein futuristisches E-Bike mit Carbon-Rahmen, das gerade mal 14 Kilogramm wiegt. Mit wartungsarmem Riemenantrieb, Fingerabdrucksensor und ohne Display setzt es auf Minimalismus pur. Doch hinter der schicken Fassade verbergen sich Macken, die den Fahrspaß trüben.

Mai 8, 2025 - 15:14
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E-Bike Fiido Air im Test

Das Fiido Air ist ein futuristisches E-Bike mit Carbon-Rahmen, das gerade mal 14 Kilogramm wiegt. Mit wartungsarmem Riemenantrieb, Fingerabdrucksensor und ohne Display setzt es auf Minimalismus pur. Doch hinter der schicken Fassade verbergen sich Macken, die den Fahrspaß trüben.

Wer ein E-Bike sucht, das nur wenige als solches erkennen, wird beim Fiido Air fündig. Der silberne Carbon-Rahmen, die saubere Kabelführung und der optisch dezente Motor lassen Passanten rätseln, warum ich so mühelos an ihnen vorbeiziehe. Mehrfach wurde ich während des Tests angesprochen – das Fiido Air ist ein echter Blickfang.

Mit 13,75 Kilogramm ist es federleicht und lässt sich problemlos ein paar Stufen tragen – ohne anschließend einen Physiotherapeuten aufsuchen zu müssen. Damit ist es noch einmal deutlich leichter als das Fiido C21 (Testbericht) mit seinen 18 kg. Dass Fiido auch schwer kann, zeigt es etwa mit Fiido Titan (Testbericht) und seinem Kampfgewicht von fast 40 kg. Irgendwo dazwischen platziert sich das Fiido M1 Pro 2025 (Testbericht).

Preislich startet das Fiido Air bei 1799 Euro, es soll später aber auf 2799 Euro ansteigen – eine Preisdrohung, die potenzielle Käufer zum schnellen Zugreifen animieren soll. Aktuell liegt dem E-Bike eine korrespondierende Smartwatch im Wert von 99 Euro bei. Ob das Gesamtpaket überzeugt oder ob die Konstrukteure an entscheidenden Stellen geschlafen haben, zeigt unser Test.

Fiido Air
Fiido Air

Aufbau, Optik & Verarbeitung

Das Fiido Air kommt größtenteils vormontiert. Sattel, Pedale, Lenker und Vorderrad müssen selbst angebracht werden – eine Aufgabe, die auch Schrauber-Neulinge meistern sollten. Seitenständer und Schutzbleche sind optional erhältlich und nicht im Lieferumfang enthalten.

Optisch ist das Fiido ein echter Hingucker. Der silberne Carbon-Rahmen wirkt edel, die Kabelführung ist sauber versteckt. Die 700C-Laufräder mit Kenda-Bereifung (27,6 × 1,57 Zoll) und der Gates-Riemenantrieb runden das Bild ab. Viele Passanten erkennen nicht, dass es sich um ein E-Bike handelt.

Bei der Verarbeitung offenbaren sich jedoch Mängel: Die Steckachse vorn zieht die Gabel zusammen, wodurch die Bremse in einigen Situationen an den Speichen schleift – ein klarer Konstruktionsfehler. Auch die Carbon-Sattelstütze (je nach Rahmengröße 355, 385 oder 415 mm) rutscht bei Belastung in den Rahmen, wenn man nicht mit Klebeband nachhilft. Die beiliegende Klingel ist mit dem Daumen schlecht erreichbar und hat scharfe Kanten.

Die Komponenten selbst sind etwas hochwertiger: Gates CDX Riemen, Shimano MT410 Bremsen und ein VELO Vakuumsattel. Fiido gewährt 24 Monate Garantie auf das E-Bike und 36 Monate auf den Rahmen.

Lenker & Bedienung

Das Fiido Air verzichtet komplett auf ein klassisches Display. Stattdessen erfolgt die Steuerung über eine App, einen Fingerabdrucksensor oder die beiliegende Smartwatch.

Überraschenderweise vermisste ich das Display im Test weniger als gedacht. Dennoch wäre eine Halterung für die Smartwatch am Lenker eine simple und kostengünstige Lösung gewesen. Die App selbst ist überladen, unübersichtlich und verbindet sich oft erst nach mehreren Versuchen mit dem E-Bike.

Die Beleuchtung ist dezent in Lenker und Sattelstütze integriert. Schade nur, dass sich der Abstrahlwinkel des Frontlichts nicht verstellen lässt – es könnte gerne etwas höher zielen, um den Weg besser auszuleuchten.

Der Fingerabdrucksensor funktioniert mit trockenen Fingern zuverlässig, versagt aber bei Regen oder nassen Händen komplett. Ärgerlich: Die Sicherheitsfunktionen können nicht deaktiviert werden, eine greift immer. Ich will mein Bike einfach anschalten und losfahren, ohne jedes Mal einen Fingerabdruck scannen, die App öffnen oder die Smartwatch in der Nähe haben zu müssen.

Fahren

Das Fahren mit dem Fiido Air macht richtig Spaß! Die sportliche Sitzposition, typisch für Gravelbikes, sorgt für ein dynamisches Fahrgefühl. Der Mivice M070 Motor (250 Watt, 35-40 Nm) arbeitet flüsterleise und bietet eine angenehm dezente Unterstützung.

Der Drehmomentsensor Mivice S200 reagiert minimal träge, was aber kaum auffällt. Er passt die Unterstützung präzise an die Tretkraft an, was zu einem natürlichen Fahrgefühl führt.

Das geringe Gewicht ist der heimliche Star: Es ermöglicht, auch jenseits der 25 km/h-Grenze flott voranzukommen, ohne dass sich das Bike wie ein Bleigewicht anfühlt. Erstaunlicherweise vermisste ich die fehlende Gangschaltung nicht. Das Anfahren klappt dank Motorunterstützung problemlos, und selbst bei über 30 km/h bleibt die Trittfrequenz angenehm. Die gewählte Übersetzung (Gates CDX 60T/22T) ist offenbar goldrichtig.

Die hydraulischen Shimano MT410 Bremsen packen beherzt zu. Für steile Anstiege oder längere Bergtouren ist der Motor allerdings etwas schwach auf der Brust. Im Stadtverkehr und auf flacheren Strecken reicht die Leistung völlig aus.

Fiido Air
Fiido Air

Akku

Der im Rahmen integrierte Akku fasst 208 Wh – nicht gerade üppig. Im Test erreichte ich bei voller Unterstützung, hoher Geschwindigkeit, 20 Grad Außentemperatur und vielen Ampelstopps etwa 30 Kilometer Reichweite. Fiido verspricht 50 bis 60 Kilometer, was unter Idealbedingungen vielleicht möglich ist – im echten Leben eher nicht.

Für Pendler mit kürzeren Strecken reicht das dennoch. Wer längere Touren plant, sollte den optionalen Range-Extender (208 Wh für 250 Euro) in Betracht ziehen, der die Reichweite verdoppelt.

Ein LED-Ring am Rahmen zeigt immerhin den niedrigen Akkustand an. Wer es genauer wissen will, muss die App öffnen.

Preis

Das Fiido Air ist in den Größen M (Körpergröße 165 - 175 cm), L (170 - 190 cm) und XL (185 - 205 cm) für aktuell 1799 Euro erhältlich. Später soll der Preis auf 2799 Euro steigen. Im Lieferumfang ist eine Smartwatch enthalten (Wert: 99 Euro). Optional erhältlich: Range-Extender (250 Euro), Seitenständer (38 Euro) und Handyhalter (22 Euro).

Zum aktuellen Preis ist das Fiido Air sehr wettbewerbsfähig, besonders wenn man das geringe Gewicht berücksichtigt. Nach der angekündigten Preiserhöhung wäre es deutlich weniger attraktiv.

Fazit

Das Fiido Air überzeugt vor allem durch sein geringes Gewicht von unter 14 kg. Das futuristische Design des Carbon-Rahmens und die leise Motorunterstützung und der Riemenantrieb machen es zu einem guten Begleiter für den urbanen Raum. Die sportliche Sitzposition und das direkte Fahrverhalten sorgen für ein dynamisches Fahrgefühl.

Allerdings gibt es Konstruktionsmängel, die den positiven Gesamteindruck trüben. Die schleifende Bremse am Vorderrad und die rutschende Sattelstange sind vermeidbare Fehler, die bei einem E-Bike dieser Preisklasse nicht vorkommen sollten. Auch die App zeigt sich fehlerhaft und überladen, während der Fingerabdrucksensor bei Nässe versagt.

Die Reichweite des Akkus ist für den städtischen Pendelverkehr ausreichend, für längere Touren empfiehlt sich jedoch der optionale Range-Extender. Zum aktuellen Preis von 1799 Euro bietet das Fiido Air ein gutes Gesamtpaket für alle, die ein leichtes, sportliches E-Bike mit Riemenantrieb suchen und mit den genannten Schwächen leben können.

Das Fiido Air überzeugt vor allem durch sein geringes Gewicht von unter 14 kg. Das futuristische Design des Carbon-Rahmens und die leise Motorunterstützung und der Riemenantrieb machen es zu einem guten Begleiter für den urbanen Raum.

Die Reichweite des Akkus ist für den städtischen Pendelverkehr ausreichend, für längere Touren empfiehlt sich jedoch der optionale Range-Extender. Zum aktuellen Preis von 1799 Euro bietet das Fiido Air ein gutes Gesamtpaket.

  • federleicht (unter 14 kg)
  • hochwertiger Carbon-Rahmen und -Gabel
  • wartungsarmer Gates-Riemenantrieb
  • flüsterleiser Motor mit natürlichem Fahrgefühl
  • futuristisches Design, das Blicke auf sich zieht
  • Bremse schleift an Speichen (Konstruktionsfehler)
  • Sattelstange hält nicht ohne Klebeband-Trick
  • fehleranfällige, unübersichtliche App
  • Fingerabdrucksensor versagt bei Nässe
  • kein Display, keine optionale Smartwatch-Halterung