XChat kommt für alle – wie sicher ist das Feature?
Elon Musks XChat startet jetzt – aber wie sicher ist der neue X Messenger wirklich? Wir haben geprüft, was hinter „Bitcoin-style encryption“ steckt.

Es ist ein typischer Elon-Musk-Moment: Während X kürzlich mit technischen Ausfällen kämpfte, kündigte der Plattformeigner jüngst das nächste große Feature an – XChat. Der neue Messenger soll „alles“ können: verschwindende Nachrichten, File Sharing, Audio- und Video-Calls, Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.
All new XChat is rolling out with encryption, vanishing messages and the ability to send any kind of file. Also, audio/video calling.
This is built on Rust with (Bitcoin style) encryption, whole new architecture.— Elon Musk (@elonmusk) June 1, 2025
Noch ist das Feature nicht für alle verfügbar, denn aktuell läuft die Betaphase mit einer kleinen Nutzer:innengruppe.
I have early access to XChat, ask me anything pic.twitter.com/hnYW1jdlHp— Deandawiz (@Deandawiz) June 1, 2025
Dem Account P4mui zufolge soll XChat jedoch schon in den nächsten Tagen für die gesamte Plattform freigeschaltet werden – vorausgesetzt, es kommt nicht zu Skalierungsproblemen, so Musk in einem Kommentar.
BREAKING: XChat is now rolling out in beta for a select few users
It will roll out to more users soon
As a reminder XChat is the new generation of DMs with new features including:
• End-to-end encryption
• Ability to send files
• Ability to unread!!!
• Ability to… pic.twitter.com/FeMblTIqIb— P4mui (@P4mui) May 29, 2025
Warum „Bitcoin-style encryption“ in die Irre führt
Elon Musk hat in seiner Ankündigung gesagt, XChat verwende „Bitcoin-style encryption“. Für viele klingt das nach besonders sicherer Verschlüsselung – eben nach „High-End Security“. Das Problem: Diese Formulierung ist technisch nicht korrekt. Bitcoin verwendet nämlich gar keine Verschlüsselung, wie man sie von sicheren Messengern kennt. Stattdessen nutzt es ein kryptografisches Verfahren namens ECDSA (Elliptic Curve Digital Signature Algorithm). Damit wird sichergestellt, dass nur die:der rechtmäßige:r Besitzer:in einer Wallet Transaktionen signieren kann. Die Inhalte selbst bleiben jedoch öffentlich einsehbar.

Darauf weist Samson Mow hin, CEO des Kryptoinfrastrukturunternehmens JAN3 und ausgewiesener Bitcoin-Experte. In einem Beitrag auf X widerspricht er Elon Musks Formulierung und betont: Bitcoin sei nicht verschlüsselt. Wenn Musk also von „Bitcoin-style encryption“ spricht, weckt das leicht den Eindruck, XChat arbeite mit echter Ende-zu-Ende-Verschlüsselung – wie etwa Signal oder iMessage. Ob das tatsächlich der Fall ist, bleibt unklar. Die Formulierung sorgt deshalb für Kritik – und sogar Grok, die hauseigene KI von X, analysierte nüchtern: „Bitcoin isn’t encrypted.“, wie Mows Analyse zeigt.
Laut einem TechCrunch-Artikel scheint unklar, ob Musk die Begriffe „Encryption“ und „Cryptography“ verwechselt hat oder sich lediglich in Marketing-Sprache verliert.
Grok kann sehen:
Elons Musks KI bietet visuelle Echtzeitanalyse
Sicherheitsversprechen treffen auf Systemausfälle
Musk positioniert XChat als Alternative zu verschlüsselten Messengern wie Signal, iMessage oder auch WhatsApp. Die Versprechen sind groß: Audio- und Videoanrufe ohne Telefonnummer, verschwindende Nachrichten und Datensicherheit auf hohem Niveau.
You can do audio/video calls without a phone number across all platforms— Elon Musk (@elonmusk) June 1, 2025
Dass X laut eigenen Angaben sogar die Entwicklung klassischer verschlüsselter DMs pausiert hat, um XChat voranzutreiben, unterstreicht diesen Anspruch.
Starting today we will be pausing the encrypted DMs feature while we work on making some improvements. You will still be able to access your encrypted DMs, but won't be able to send new ones.— Engineering (@XEng) May 28, 2025
Neben der Debatte um Kryptographie hat XChat mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen: Stabilität. Laut TechCrunch hatten User in der Woche vor dem Launch mehrfach mit Ausfällen zu kämpfen – auch beim Zugriff auf XChat. Für eine Plattform, die sich als sichere und funktionsreiche Messenger-Alternative etablieren möchte, kein gutes Zeichen.
Während die technischen Schwierigkeiten weiter Thema sind, zeigt sich erneut, wie stark Elon Musk die Wahrnehmung seiner Plattformen über Sprache und öffentliche Inszenierung steuert. Wer Begriffe wie „Bitcoin-style“ nutzt, bewegt sich sprachlich in einer Grauzone – irgendwo zwischen technischer Referenz und PR-Metapher.
Was Marketer daraus mitnehmen können
Die Diskussion zeigt, wie sensibel technische Begriffe in der öffentlichen Kommunikation sind – besonders, wenn es um Datenschutz und Sicherheit geht. Gerade im Kontext von Plattformstrategien, Reichweitenoptimierung und Vertrauen ist klare Sprache entscheidend. Wer zu viel verspricht, riskiert Vertrauen zu verlieren.
Auch die User von X stehen vor einem Dilemma: Vertrauen sie den Sicherheitsversprechen oder achten sie genauer auf die Architektur im Hintergrund? Wer mehr über Reichweitenlogik, Shadowbanning und Content-Sichtbarkeit auf X erfahren möchte, findet in unserem Beitrag weiterführende Einblicke in das Plattformökosystem.
Misstrauen auf X:
Warum viele an Shadowbans glauben
– und was Musk damit zu tun hat

Warum XChat noch nicht überzeugt
XChat möchte sich als zukunftsfähige Messenger-Lösung mit Fokus auf Sicherheit, moderner Funktionalität und technischer Unabhängigkeit positionieren. Der Anspruch: eine echte Alternative zu etablierten Kommunikationsdiensten wie Signal oder iMessage. Bei genauerer Betrachtung bleiben jedoch zentrale Aspekte unklar – insbesondere im Hinblick auf die technische Umsetzung der Sicherheitsfunktionen. Die von Elon Musk genutzte Bezeichnung „Bitcoin-style encryption“ erweist sich als inhaltlich unpräzise und führt zu Verwirrung, selbst unter Fachleuten.
Darüber hinaus wurde der geplante Roll-out von XChat von wiederholten technischen Ausfällen begleitet. Für ein Feature, das sich als vertrauenswürdige Kommunikationslösung etablieren möchte, stellt dies einen Glaubwürdigkeitsverlust dar. Auch die Frage, inwieweit X tatsächlich auf bewährte Standards der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung setzt, bleibt unbeantwortet.
Solange keine transparente Dokumentation zur eingesetzten Sicherheitsarchitektur vorliegt, bleibt XChat ein Produkt mit hohem kommunikativen Anspruch – aber begrenzter nachweisbarer Substanz.