Werbung auf WhatsApp – vorerst nicht in der EU
WhatsApp bekommt Werbung, Abofunktionen und Sponsored Channels, alles im Updates Tab. Meta verspricht Datenschutz, aber das neue Modell wirft Fragen auf – und wird vorerst nicht in der EU integriert.

UPDATE
Werbung und bezahlte Inhalte jetzt auch auf WhatsApp – mit dieser Ankündigung sorgte Meta vor wenigen Tagen für Aufsehen. Drei Formate stehen dabei im Fokus: Promoted Channels, Channel Subscriptions und Ads im Status. Der Chat-Bereich bleibt derweil unangetastet. Jetzt wurde bekannt, dass sich der Start des Werbemodells in der EU verzögern wird – während Meta zunächst von einem Roll-out im Laufe der kommenden Monate sprach, werden Ads auf WhatsApp in der EU nun doch erst frühestens nächstes Jahr integriert, wie Politico berichtet.
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Des Hogan, der Data Protection Commissioner der irischen Datenschutzbehörde, erklärte gegenüber Politico:
That new product won’t be launching in the EU market until 2026. We have been informed by WhatsApp and we will be meeting with them to discuss any issues further.
Die Behörde plane nun, die Integration der verschiedenen Werbeformate sowohl mit WhatsApp als auch mit weiteren Datenschutzinstanzen in der EU zu prüfen und zu besprechen, bevor der Launch des Modells frühestens 2026 in der EU erfolgt.
Dieser Beitrag erschien erstmals am 17. Juni 2025.
Meta bringt Werbung und bezahlte Inhalte in WhatsApp – und tastet damit erstmals am bislang werbefreien Raum des beliebtesten Messengers der Welt. Mit drei neuen Funktionen im Updates Tab will der Konzern die Plattform stärker monetarisieren: Unternehmen können künftig Anzeigen im Status platzieren, Kanäle lassen sich gegen Bezahlung promoten, und Nutzer:innen erhalten Zugang zu exklusiven Inhalten per Abo.
Die Formate sind klar vom Chat-Bereich getrennt und ausschließlich im Updates Tab verankert – dem Bereich für Statusmeldungen und Kanäle, der laut Meta mittlerweile täglich von über 1,5 Milliarden Menschen genutzt wird. Auch auf Threads wurde das Update offiziell angekündigt. Dort hebt WhatsApp hervor, dass der Updates Tab gezielt als separater Raum neben der privaten Kommunikation weiterentwickelt werde – mit neuen Tools, aber ohne Eingriff in persönliche Chats.
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Monetarisierung ohne Feed? Meta will beides
Die Grenze zwischen Messenger und Plattform wird bei WhatsApp neu vermessen. Mit Werbung, Abomodellen und Promotions setzt Meta erstmals auf Erlösmodelle, die bisher anderen Meta-Diensten wie Instagram vorbehalten waren – und das in einem Dienst, der für viele Nutzer:innen bislang als Rückzugsort ohne Algorithmus oder Ads galt.
Statt eines klassischen Feeds entsteht mit dem Updates Tab ein Raum, in dem Inhalte kuratiert, Kanäle gefördert und Produkte direkt beworben werden können – alles getrennt vom eigentlichen Chat-Bereich. Genau hier verortet Meta die Monetarisierung und grenzt sie bewusst von der privaten Nutzung ab.
Der Schritt folgt einer klaren Logik: WhatsApp soll nicht nur Kommunikationskanal bleiben, sondern zur Plattform für Inhalte und Marken ausgebaut werden. Erste visuelle Signale in diese Richtung lieferte Meta bereits mit animierten Emojis, neuen Status-Layouts und dem überarbeiteten Design. Eine Übersicht dieser Updates findest du in unserem Artikel.
WhatsApp:
Layouts im Status, animierte Emojis und alle Updates, die du kennen musst
Diese drei Formate führt WhatsApp ein
Wie aus der offiziellen Ankündigung und einer Mail an OnlineMarketing.de hervorgeht, startet WhatsApp mit drei neuen Formaten:
1. Promoted Channels
Kanalbetreiber:innen können ihre Inhalte ab sofort kostenpflichtig im Verzeichnis hervorheben lassen. Die als „Sponsored“ gekennzeichneten Kanäle erscheinen im Explore-Bereich – eine Fläche zur gezielten Reichweitensteigerung, vergleichbar mit Paid Visibility auf anderen Plattformen.
2. Channel Subscriptions
Kanäle lassen sich abonnieren – gegen eine monatliche Gebühr erhalten Nutzer:innen Zugang zu exklusiven Inhalten. Das Modell erinnert an Patreon oder YouTube Memberships und richtet sich vor allem an Creator, Medienmarken und Organisationen mit Community-Fokus.
3. Ads im Status
Werbeanzeigen im Story-Format – eingebettet zwischen organische Statusmeldungen – können nun von Unternehmen geschaltet werden. Ein „Send message“-Button ermöglicht direkte Kontaktaufnahme. Die Zielgruppenansprache erfolgt auf Basis von Sprache, Standort, genutzten Kanälen und Interaktionen.

Datenschutz laut Meta: klar geregelt – aber langfristig haltbar?
Meta betont, alle neuen Funktionen mit besonderem Fokus auf Datenschutz entwickelt zu haben. Private Chats, Anrufe oder Telefonnummern sollen nicht zur Ausspielung von Werbung verwendet werden. Die Anzeigen basieren laut Unternehmen lediglich auf wenigen Datenpunkten – etwa Sprache, Region oder dem Verhalten im Updates Tab.
Wer zusätzlich den Meta Accounts Center nutzt, erlaubt eine erweiterte Personalisierung der Anzeigen über Plattformgrenzen hinweg – auf Basis der hinterlegten Ad-Einstellungen. Auch auf Threads unterstreicht Meta, dass die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in privaten Chats uneingeschränkt bestehen bleibt.
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Diese klar formulierten Datenschutzversprechen wirken zunächst beruhigend. Doch ein Blick auf Metas bisherige Plattformpolitik zeigt: Das Vertrauen in solche Zusicherungen ist nicht uneingeschränkt belastbar.
In der Vergangenheit hat Meta immer wieder zentrale Prinzipien zugunsten strategischer Entscheidungen angepasst. Ein aktuelles Beispiel ist die Einstellung des externen Faktencheckings für politische Inhalte. Statt unabhängiger Prüfpartner:innen soll künftig die Community Notes-Funktion Feedback übernehmen – ein signifikanter Richtungswechsel im Umgang mit potenzieller Desinformation.
Auch im Kontext der KI-Strategie sorgt Meta derzeit für Kritik. Wie wir berichtet haben, plant der Konzern, personenbezogene Inhalte von EU-Nutzer:innen künftig für das Training eigener KI-Modelle zu nutzen – standardmäßig, mit einem Opt-out statt aktivem Opt-in.
Vor diesem Hintergrund ist unklar, wie dauerhaft die nun kommunizierte Trennung zwischen privater Kommunikation und kommerziellen Inhalten in WhatsApp wirklich sein wird – vor allem, wenn der Druck zur Monetarisierung weiter steigt.
KI und Monetarisierung: Zwei Seiten derselben Strategie
Die neuen Funktionen im Updates Tab sind nicht isoliert zu betrachten. Sie greifen direkt in Metas breitere Plattformstrategie ein – insbesondere in die Integration von Meta AI. Nutzer:innen sollen künftig direkt in WhatsApp Inhalte erstellen, weiterleiten oder sich Antworten generieren lassen können. Kombiniert mit den neuen Erlösmodellen ergeben sich neue Touchpoints – etwa für automatisierte Werbeempfehlungen oder KI-gestützte Inhalte.
Eine ausführliche Analyse zur Meta AI-Integration in WhatsApp findest du in unserem Artikel.
Forward to Meta AI:
So verändert sich unsere Kommunikation auf WhatsApp
Monetarisierung mit angezogener Handbremse – (noch)
WhatsApp öffnet sich für neue Business-Modelle – aber mit Vorsicht. Die Funktionen bleiben klar vom Messenger-Bereich getrennt, das Datenschutzversprechen steht im Vordergrund. Für Marken, Creator und Organisationen entsteht damit eine neue Infrastruktur für Reichweite, Relevanz und Erlöse.
Gleichzeitig wird deutlich: WhatsApp ist längst nicht mehr nur ein Messenger. Mit dem Updates Tab entsteht ein Feed-artiges Umfeld, das Community, Content und Commerce enger verzahnt. Wie gut Meta die Balance zwischen Vertrauen und Monetarisierung langfristig halten kann, wird sich zeigen – für viele Beobachter:innen dürfte genau das die zentrale Frage sein.