Fotodrucker Polaroid Lab im Test
Der Polaroid Lab verwandelt Smartphone-Fotos in echte Polaroid-Abzüge, indem er den Bildschirm abfotografiert. Ein bizarres Konzept mit überraschend charmanten Ergebnissen.
Der Polaroid Lab verwandelt Smartphone-Fotos in echte Polaroid-Abzüge, indem er den Bildschirm abfotografiert. Ein bizarres Konzept mit überraschend charmanten Ergebnissen.
Wir ertrinken in digitalen Bildern. Unzählige Selfies verstauben auf dem Smartphone, während die eine Polaroid-Aufnahme von der letzten Party stolz an der Pinnwand hängt. Genau hier setzt der Polaroid Lab an: Er macht aus flüchtigen Smartphone-Schnappschüssen greifbare Erinnerungen mit dem unverwechselbaren Polaroid-Charme.
Anders als Canon Selphy, Instax & Co. druckt der Polaroid Lab nicht digital. Stattdessen fotografiert er – ja, richtig gelesen – den Bildschirm des Smartphones ab und belichtet damit echten Polaroid-Film. Ein herrlich analoger Ansatz in einer durchdigitalisierten Welt. Wie gut das funktioniert und ob der Retro-Charme die happigen Kosten rechtfertigt, klärt unser Test.
Design und Verarbeitung des Polaroid Lab
Der Polaroid Lab sieht aus wie ein futuristisches Mini-Teleskop, das sich in einem Polaroid-Drucker versteckt hat, wie ein Polaroid-Gerät aus einer alternativen Vergangenheit. Mit 150 x 116 x 150 mm im geschlossenen Zustand ist er kein Leichtgewicht (655 g), aber durchaus transportabel. Drückt man auf den Hauptknopf, fährt der obere Teil wenige Zentimeter nach oben heraus – wie ein kleiner Roboter, der sich streckt.
Die Verarbeitung überzeugt. Der Kunststoff fühlt sich robust an, die Mechanik arbeitet präzise und ohne Wackler. Oben sitzt leicht nach innen versenkt die optische Linse – das Herzstück des Geräts. Sie ist allerdings ungeschützt, was beim Transport zum Problem werden kann. Eine Schutzkappe hätte dem Gerät gutgetan.
Technische Spezifikationen
Der Polaroid Lab ist kein Drucker im herkömmlichen Sinne, sondern ein optisches Belichtungsgerät. Er fotografiert den Bildschirm des Smartphones ab und belichtet damit echten Polaroid-Film. Diese Technik macht jedes erzeugte Bild zu einem authentischen analogen Foto – mit allen chemischen Prozessen und Eigenheiten.
Das Gerät verarbeitet Polaroid i-Type- und 600-Film in verschiedenen Varianten: klassisch farbig, schwarz-weiß oder mit Spezialrahmen. Die Bilder erscheinen im typischen quadratischen Format (89 x 108 mm Gesamtgröße, 79 x 79 mm Bildfläche).
Ein 1100-mAh-Lithium-Ionen-Akku (3,7 V, 4,07 Wh) versorgt das Gerät mit Strom und wird über Micro-USB aufgeladen. USB-C wäre zeitgemäßer gewesen.
Bedienung und App des Polaroid Lab
Die Polaroid-App ist der digitale Türsteher zum analogen Erlebnis – ohne sie geht nichts. Sie stellt keine direkte Verbindung zum Gerät her. Stattdessen bereitet sie die Bilder für den Belichtungsprozess vor, indem sie sie in einen speziellen Rahmen mit Erkennungsmarkern packt.
Die App bietet nur wenige kreative Optionen: Texte, Filter, Rahmen und Sticker können hinzugefügt werden. Mit der Split-Frame-Funktion lässt sich ein Bild für dramatische Wandcollagen oder DIY-Projekte auf bis zu neun Polaroids verteilen.
Der Belichtungsprozess selbst ist denkbar einfach: Smartphone auf die ausgefahrene Plattform legen, Auslöser drücken, fertig. Vorher sollte man allerdings die Handyhülle entfernen – sie kann die Belichtung stören und für verschwommene Ergebnisse sorgen.
Der Druckvorgang selbst ist blitzschnell – nach dem Auslösen gleitet das noch unentwickelte Bild sofort aus dem Gerät. Wichtig: Mit dem Foto kommt auch eine schwarze Folie zum Vorschein, die keinesfalls entfernt werden darf. Sie muss zurück in den Schlitz, sonst belichtet der restliche Film und ist ruiniert.
Drucken & Fotoqualität
Die Bildqualität des Polaroid Lab ist Vintage pur. Wer pixelgenaue Reproduktionen erwartet, wird enttäuscht. Wer dagegen den typischen Polaroid-Look liebt, kommt voll auf seine Kosten.
Die Fotos strahlen diesen unverwechselbaren Vintage-Charme aus: weiche Konturen, leicht gedämpfte Farben und dieser gewisse analoge "Glanz", den viele Filter mehr oder weniger gut imitieren. Porträts sehen aus, als wären sie direkt aus den 80ern importiert.
Die Farben sind zwar weniger knallig als bei digitalen Druckern, aber genau das macht den Reiz aus – es sind eben echte Polaroids mit all ihren wunderbaren "Unvollkommenheiten". Gut gelungen sind Schwarzweiß-Aufnahmen. Sie entwickeln eine Tiefe und Atmosphäre, die digitale Drucke selten erreichen.
Der Entwicklungsprozess ist ein Ereignis für sich: Das zunächst blasse Bild gewinnt langsam an Kontrast und Farbe. Etwa 10 Minuten dauert es, bis das Bild seine volle Farbe entfaltet – genau wie bei einer echten Polaroid-Kamera. Diese Entwicklungsphase versprüht nostalgischen Flair und ist fast schon meditativ.
Preis: Was kostet der Polaroid Lab?
Der Polaroid Lab selbst ist mit rund 119 Euro (Amazon) gerade noch erschwinglich. Die wahren Kosten offenbaren sich erst im Betrieb: Ein 16er-Pack Film schlägt mit etwa 30 Euro zu Buche – macht fast 2 Euro pro Schnappschuss. Etwas günstiger wird es mit dem 40er-Pack für 68 Euro (1,70 Euro pro Bild).
Diese Preise machen den Polaroid Lab definitiv nicht zum Alltagsdrucker für die 200 Urlaubsfotos aus Italien. Er ist eher ein Gerät für besondere Momente und ausgewählte Motive.
Fazit
Der Polaroid Lab ist ein faszinierendes Hybrid-Wesen zwischen analoger und digitaler Welt. Mit seinem ungewöhnlichen Ansatz, Smartphone-Bildschirme abzufotografieren, erschafft er echte analoge Polaroid-Bilder.
Die Bildqualität ist genau das, was Polaroid-Fans lieben: charaktervoll, mit weichen Farben und diesem undefinierbaren Vintage-Flair. Der Entwicklungsprozess dauert gut 10 Minuten.
Die Bedienung über die App funktioniert nach kurzer Eingewöhnung problemlos. Die Verarbeitungsqualität des Geräts ist tadellos, nur die fehlende Linsenschutzkappe und der anachronistische Micro-USB-Anschluss trüben den sonst sehr positiven Eindruck.
Der größte Stolperstein sind die Kosten von bis zu 2 Euro pro Bild. Damit ist der Polaroid Lab ein Gerät für bewusst ausgewählte Momente. Wer den authentischen Polaroid-Look liebt und bereit ist, für dieses besondere analoge Erlebnis etwas tiefer in die Tasche zu greifen, wird mit dem Polaroid Lab seine Freude haben.
Der Polaroid Lab für 119 Euro (Amazon) ist ein charmanter Brückenschlag zwischen Smartphone und analoger Fotografie. Er verwandelt digitale Bilder in echte Polaroids mit unverwechselbarem Vintage-Look. Die hohen Kosten pro Bild machen ihn zum Luxus für besondere Anlässe – aber manchmal hat Nostalgie eben ihren Preis.
- echte analoge Polaroids mit hohem Vintage-Charme
- robuste Verarbeitung und ansprechendes Retro-Design
- einfache Bedienung
- happige 2 Euro pro Bild
- veralteter Micro-USB-Anschluss zum Laden
- keine Schutzabdeckung für die Linse
- App mit wenigen kreativen Optionen