Clair Obscure Expedition 33 im Test: Hervorragendes JRPG aus Frankreich

Rundenkämpfe in Rollenspielen sind aus der Mode? Weit gefehlt, denn Clair Obscur Expedition 33 zeigt in unserem Test auf der PS5, wie gut ein modernes JRPG heutzutage aussehen kann.

Apr 23, 2025 - 10:38
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Clair Obscure Expedition 33 im Test: Hervorragendes JRPG aus Frankreich

Rundenkämpfe in Rollenspielen sind aus der Mode? Weit gefehlt, denn Clair Obscur Expedition 33 zeigt in unserem Test auf der PS5, wie gut ein modernes JRPG heutzutage aussehen kann.

Fazit zu Clair Obscur Expedition 33

Clair Obscur Expedition 33 nimmt die besten Elemente aus Spielen wie Final Fantasy, Dark Souls und Persona 5 und vermischt sie zu einem wunderschönen surrealen Rollenspielerlebnis. Jeder Level im Spiel bietet andere optische Highlights und das Farbspektrum bietet von düster bis farbenfroh so ziemlich alles an. Dieses Bild findet sich auch in der Story wieder. Die Ausgangssituation über das jährliche Wegsterben des nächsten Jahrgangs ist zwar hoffnungslos, aber nie deprimierend, denn es gibt auch immer wieder lustige Momente, die die Atmosphäre auflockern.

Der wahre Star des Spiels ist aber das Gameplay. Das abwechslungsreiche Gegnerdesign und komplexe rundenbasierte Kampfsystem überzeugen auch JRPG-Muffel, die mit Rundenkämpfen nicht viel anfangen können. Denn ihr wählt nicht einfach nur Kommandos aus und wartet Animationen ab, sondern weicht aktiv aus, pariert Angriffe und stimmt eure Attacken perfekt ab. Ihr könnt sogar frei zielen und Schwachpunkte von Feinden mit Fernangriffen malträtieren. Dank der unzähligen passiven Perks, die ihr im Spielverlauf sammelt, habt ihr darüber hinaus immens viel Spielraum, um die Partymitglieder zu entwickeln.

Und auch beim Thema Erkundung der Spielwelt lässt Clair Obscur Expedition 33 seine Muskeln spielen. Die Oberweltkarte wirkt zwar nicht groß, bietet aber sehr viele versteckte Ecken und unterschiedliche Dungeons, die euch auch nach der Story im Endgame jede Menge Herausforderungen bieten. Die Spielwelt wirkt dabei nie überladen, Umfang und Inhalte sind gut ausbalanciert. Keine Checklisten oder stumpfen Sammelaufgaben stören das Bild. Für ein Erstlingswerk haben die französischen Entwickler von Sandfall Interactive hier echt abgeliefert. Jeder Spieler, der auch nur eine Kleinigkeit für Rollenspiele übrig hat, sollte einen Blick in die wunderschöne Welt von Clair Obscur Expedition 33 werfen! Ihr werdet es nicht bereuen.Enorm abwechslungsreiche Spielwelt und GegnerdesignFantasievolle Geschichte mit vielen WendungenSehr gutes rundenbasiertes Kampfsystem mit vielen dynamischen ElementenWaffen, Pictos (Perks) und Skills erlauben komplexe PartygestaltungRund 60 Stunden Spielzeit mit Endgame-Inhalten auch nach der StoryNew Game Plus vorhandenKeine deutsche Sprachausgabe, Audio nur in Englisch oder Französisch, mit deutschen TextenMenüführung teilweise zu verschachtelt und unübersichtlich8.8/10Link

Worum geht es im Spiel?

Im Zentrum der Geschichte von Clair Obscur Expedition 33 steht die Malerin, eine gottähnliche Gestalt, die jedes Jahr eine Zahl auf einen Monolithen malt. Alle Menschen, die dieses Alter erreichen, lösen sich in Luft auf und verschwinden für immer aus der Welt. Dieses Ereignis wird als Gommage bezeichnet. Die Population wird dabei immer mehr reduziert und verjüngt. Der Countdown gegen 0 schreitet gnadenlos voran und droht die Menschheit irgendwann komplett auszulöschen.

Im Jahr 33 steht nun das nächste Opfer an. Die Expedition 33, eine Gruppe von Auserwählten, begibt sich wie die Jahrgänge zuvor auf eine letzte Mission, um diesen tödlichen Zyklus zu durchbrechen und die Malerin endlich zu stoppen. Besonders erfrischend in diesem Genre ist die Zusammensetzung eurer Party. Ihr lenkt hier nämlich nicht etwa eine Gruppe von Teenagern, sondern Erwachsene in ihren 30ern, die durch die Gommage bereits Angehörige verloren haben und deren baldiges Schicksal wie ein Damoklesschwert über ihren Köpfen hängt.

Die Grundstimmung ist also sehr melancholisch und düster, im Gegensatz dazu ist das Setting aber in der französischen Belle Epoque angesiedelt. Einer zeitlichen Periode Ende des 19. Jahrhundert, die von Prunk und kulturellem Aufschwung in Frankreich geprägt war. Dass ihr euch dennoch nicht in der wirklichen Welt befindet, wird von Anfang an klar und im Spielverlauf geht es vor allem darum, herauszufinden, was es mit der Welt und ihren Bewohnern auf sich hat.Gustave muss Abschied nehmen und sich auf die Expedition 33 begeben.Gustave muss Abschied nehmen und sich auf die Expedition 33 begeben.

Eure Party besteht aus fünf Mitgliedern, die sich euch genretypisch erst nach und nach anschließen. Gustave, Lune, Maelle, Sciel, Monoco und andere Nebencharaktere werden dabei von prominenten Sprechern wie Charlie Cox (Daredevil) und Andy Serkis (Gollum aus Der Herr der Ringe) vertont. Blöd: Es gibt in der deutschen Version keine deutsche Sprachausgabe. Ihr könnt nur die englische oder französische Audiospur mit deutschen Untertiteln wählen.

Rundenkämpfe vom Feinsten

Das Spiel setzt auf ein klassisches rundenbasiertes Kampfsystem, bei dem viele Spieler heutzutage wahrscheinlich direkt abwinken, da Echtzeit-Kampfysysteme heutzutage meist der Standard sind. Für mich ist das unverständlich, denn ich liebe Rollenspiele mit Rundenkämpfen und würde sie mir viel häufiger wünschen. Aber auch ohne meine Voreingenommenheit hatte ich bei Clair Obscur Expedition 33 nie das Gefühl, statische Kämpfe zu erleben, da die Gefechte durch unzählige dynamische Elemente aufgelockert werden.

Grundsätzlich orientiert sich das Abenteuer an JRPGs wie Final Fantasy 10 oder den Dragon-Quest-Spielen. Ihr wählt Skills oder Items aus und euer Charakter führt sie daraufhin automatisch aus. Allerdings könnt ihr bei jedem Angriff zusätzlich noch QTEs bestehen, um erhöhten Schaden zu verursachen. Andersherum könnt ihr jedem gegnerischen Angriff ausweichen oder ihn parieren. Ausweichen ist einfacher, das Parieren ist schwieriger, allerdings erlaubt euch letzteres das Ausführen von Kontern, um weiteren Schaden zu verursachen. Wenn ihr die Angriffskette eines Feindes perfekt pariert und zum Gegenschlag ausholt, ist dies enorm befriedigend.

Das Kampfsystem erinnert wegen diesen und anderen Elementen eher an moderne JRPGs wie Persona 5. Zusätzlich könnt ihr auf dem Schlachtfeld nämlich auch noch frei zielen und Fernangriffe auf Schwachstellen der Feinde abfeuern. Manche Gegnertypen lassen sich nur so effektiv besiegen. Jeder Schuss und jeder Skill verbraucht dabei Aktionspunkte, die euren Handlungsspielraum in einer Runde bestimmen.Solche Feinde könnt ihr nur mit Fernangriffen effektiv bekämpfen.Solche Feinde könnt ihr nur mit Fernangriffen effektiv bekämpfen.

Komplexe Charakterentwicklung

Das Salz in der Suppe des Kampfsystems sind aber die Skills und das sogenannte Pictos-System (passive Perks). Eure Partymitglieder lassen sich keinen klassischen Rollen wie Tank, Heiler oder Unterstützer zuordnen. Jeder Charakter hat das Potenzial Schaden zu verursachen, Buffs auszuteilen oder Lebenspunkte zu heilen. Durch Stufenaufstiege verdient ihr euch Punkte, um neue Fähigkeiten in Skill-Bäumen freizuschalten. Diese basieren auf verschiedenen Elementen, für die Gegner mehr oder weniger anfällig sind.

Hinzu kommt, dass jeder Charakter anders in Kämpfen funktioniert. Maelle nimmt zum Beispiel unterschiedliche Haltungen ein. In der defensiven Haltung kann sie mehr einstecken, aber weniger austeilen, manche ihrer Skills verursachen aber erst dann mehr Schaden oder Bonuseffekte, wenn sie sich genau in dieser Haltung befindet. Monoco wiederum ist ein Formwandler. Über ein Glücksrad rechts oben wird in jeder Runde ein anderes Element ausgewählt. Wenn ihr dann einen Skill aus dieser Kategorie wählt, verwandelt er sich in ein entsprechendes Monster aus der Spielwelt und verursacht enormen Schaden.

Bei den Pictos handelt es sich um sammelbare passive Perks, von denen es weit über 100 zu finden gibt. Von diesen könnt ihr immer drei gleichzeitig ausrüsten und so von deren Boni profitieren, die eure Spielweise teilweise völlig auf den Kopf stellen. So gibt es etwa einen Pictos, der euch zu Beginn eines Kampfes sterben lässt. Klingt erstmal unpraktisch, wenn ihr ihn aber mit einem anderen Pictos kombiniert, der euch bei einem Tod wie eine Bombe explodieren lässt und so Schaden bei allen Feinden verursacht, sieht es wieder anders aus. Wenn ihr dann noch einen Pictos ausrüstet, der euch einmal pro Kampf wiederbelebt, habt ihr die perfekte Kombination gefunden.

Habt ihr einen Pictos viermal im Kampf ausgerüstet, wird er darüber hinaus dauerhaft für alle Partymitglieder freigeschaltet und kann mit sogenannten Lumina-Punkten ausgerüstet werden. Diese findet ihr ebenfalls in der Spielwelt und je mehr ihr habt, desto mehr Pictos könnt ihr gleichzeitig nutzen. Das Ausrüsten von Pictos und Lumina könnte dabei allerdings etwas komfortabler gestaltet sein. Die Menüführung schwächelt hier ein wenig und bei all den vielen passiven Perks verliert man schnell mal die Übersicht. Ihr seid hier öfter mit enormem Mikromanagement beschäftigt, wenn ihr viel herumprobieren wollt. Hinzu kommen nämlich auch noch unterschiedliche Waffen mit Elementboni und verschiedenen Perks, die eure Skills beeinflussen.Die Pictos geben mächtige Boni und können bei richtigen Kombinationen eure Spielweise grundlegend ändern.Die Pictos geben mächtige Boni und können bei richtigen Kombinationen eure Spielweise grundlegend ändern.

Nichtsdestotrotz ist das Kampf- und Skillsystem die größte Stärke von Clair Obscur Expedition 33. Es macht einfach enormen Spaß, die Skills der Party aufeinander abzustimmen oder neue Pictos-Kombinationen auszuprobieren, um den besten Build zu finden.

Eine Spielwelt wie gemalt

Im Spielverlauf durchlauft ihr meist geradlinige Dungeons, die aber kaum unterschiedlicher und fantasievoller gestaltet sein könnten. Ihr lauft etwa durch farbenfrohe Wälder, Unterwasserwelten oder durch düstere Höhlen. Und auch das vielfältige Gegnerdesign steht dem in nichts nach. Die Einflüsse durch die Souls-Spiele werden hier recht deutlich. Manche Feinde und Bosse könnten glatt aus Spielen wie Elden Ring entnommen sein und dass alle Gegner nach der Rast an verteilten Fahnen vorheriger Expeditionen erneut spawnen, kennt ihr sicher auch irgendwoher.

Die Einflüsse von From Software gehen aber noch weiter. Es gibt nämlich auch Nebenquests im Spiel, die allerdings nicht in Quest-Logs festgehalten werden. Diesen Menüpunkt sucht ihr vergebens. Stattdessen müsst ihr den NPCs in der Spielwelt gut zuhören und euch merken, welche Items sie suchen, um diese dann später bei ihnen abzuliefern.

Die Dungeons sind über eine frei erkundbare Oberweltkarte miteinander verbunden. Diese wirkt zunächst nicht sonderlich groß. Ihr startet im Süden und müsst euch bis zum Norden mit dem Monolithen und der Malerin vorarbeiten. Die Übersichtlichkeit täuscht aber, denn die Spielwelt erschließt sich euch erst nach und nach und kann nur mit der Hilfe von Esquie erkundet werden. Esquie ist ein weiteres Mitglied eurer Truppe und dient euch erst als Reittier, dann als Schiff und später als Luftschiff, mit dem ihr auch die letzten Winkel und fliegenden Inseln der Weltkarte erkundet.Mit Esquie könnt ihr euch schnell über die Oberweltkarte bewegen.Mit Esquie könnt ihr euch schnell über die Oberweltkarte bewegen.

Von der Oberweltkarte aus könnt ihr auch jederzeit euer Lager betreten und hier mit euren anderen Partymitgliedern Gespräche führen, um eure Beziehungen zu verbessern oder eure Ausrüstung und Skills neu zu sortieren.

Die Spielwelt und die Herausforderungen darin sind genau richtig abgemischt. Es gibt keinen Leerlauf mit immer gleich aussehenden Dungeons oder Fülleraufgaben. Jeder Dungeon variiert in Umfang, Gestaltung und Herausforderung enorm, sodass eure Neugier auf das, was euch wohl im nächsten Areal erwartet, stets hochgehalten wird. Wenn ein Dungeon für euren Level noch zu gefährlich ist, wird euch dies vor Betreten auch eingeblendet. Das Spiel bietet hier also auch noch im Endgame nach der Story die eine oder andere Herausforderung.

Wir konnten beim Spielen so gut wie keine Performance-Einbrüche feststellen. Wir haben das Spiel auf der PS5 Pro im Qualitätsmodus gespielt. Bis darauf, dass unserer Spielfigur manchmal an Hindernissen feststeckte, konnten wir auch keine Bugs oder Glitches ausmachen. Die regelmäßigen Rücksetzpunkte und automatischen Spielstände lassen hier in solchen Situationen keinen Frust aufkommen.Link