Von X zu Threads: Neues Feature ermöglicht Usern Creator-Import
Weil Threads bislang die eigenen Star Creator fehlen, greift Meta jetzt zu einem interessanten Mittel: Mit einem neuen Feature können User ihre favorisierten Creator von X importieren – und ihr Social Graph samt Lieblingsinhalten direkt auf die Meta-Plattform übertragen.

Mit einem neuen Feature ermöglicht es Meta US-Nutzer:innen, ihren liebsten Creatorn auf X ab sofort auch direkt auf Threads zu folgen. Der Social-Media-Experte Radu Oncescu machte die Funktion auf Threads öffentlich und zeigt: Meta will die Wechselhürde zwischen den Plattformen weiter senken.
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Der Transfer funktioniert über das Threads-eigene X-Datenarchiv und wird aktuell in einer Betaversion für erste Nutzer:innen in den USA ausgerollt. Ein weiteres Signal dafür, dass Threads (noch) nicht als Creator-Plattform funktioniert – und Meta nach Alternativen sucht. Ein ausführliches How-to zur Nutzung der neuen Funktion liefert der Tech-Publisher 9to5Mac.
So funktioniert das neue Feature
Wer auf Threads unterwegs ist, bekommt derzeit vermehrt Hinweise wie „Find popular creators from X“. Dahinter steckt ein neuer Datenimport, der sich gezielt an X User richtet. Die Umsetzung: User laden ihr persönliches Archiv von X herunter, entpacken die Datei, extrahieren die Datei „following.js“ und laden diese anschließend auf Threads.net hoch.
Dass dieser Prozess nicht unbedingt selbsterklärend ist, erkennt man schon an Metas eigener Anleitung, die bis zu drei Tage Wartezeit auf die X-Daten vorsieht. Für viele Nutzer:innen dürfte das Feature trotzdem attraktiv sein – gerade für jene, die X zunehmend verlassen, ihre gewohnten Feeds aber nicht ganz aufgeben wollen. Die Gründe für den Exodus sind vielfältig: Neben wachsender Werbeflut und unklarer Plattformführung unter Elon Musk bemängeln viele die wachsende Präsenz von Desinformation, radikalisierenden Inhalten und diskriminierenden Beiträgen. X steht zunehmend in der Kritik, weil die Plattformalgorithmen unter dem Vorwand der „Meinungsfreiheit“ bewusst polarisierende und teils falsche Inhalte verstärken – was zu einer Verrohung des Diskurses und zur Fragmentierung öffentlicher Debatten beiträgt.
Ein Hinweis zur Einordnung: Erst vor kurzem hatte Threads begonnen, die Standard-Feeds anzupassen und stärker auf Themen statt auf algorithmische Timeline-Logik zu setzen. Was das für Reichweite, Sichtbarkeit und Creator-Präsenz bedeutet, haben wir im Artikel analysiert.
Großes Threads Update:
Endlich Default Feeds, neuer Video-Player und Topics im Profil
Zwischen Notlösung und Strategie: Warum Meta diesen Weg geht
Meta reagiert mit diesem Schritt auf ein zentrales Problem der Social-Media-Landschaft 2025: den zerfaserten Social Graph. Wer Plattformen wechselt, verliert oft das eigene Netzwerk – und muss sich Reichweite, Vertrauen und Community mühsam neu aufbauen. Threads will diese Hürde reduzieren, indem die Plattform bestehenden Verbindungen einen neuen Raum bietet. Die Datenstrategie ersetzt dabei den fehlenden Discovery-Faktor der Plattform.
Die Tech-Journalistin Taylor Lorenz sieht darin ein Symptom: Threads sei es bislang nicht gelungen, eigene Creator zu etablieren. Stattdessen greift man nun auf bekannte Namen von X zurück.
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Was bedeutet das für Marketer und Creator?
Für Creator ergibt sich daraus eine neue Möglichkeit, ihre Follower über Plattformgrenzen hinweg zu halten – vorausgesetzt, diese nehmen den Aufwand auf sich. Auch für Nutzer:innen, die X aus inhaltlichen oder ethischen Gründen verlassen wollen, bietet das Feature einen komfortablen Ausweg: Sie können ihrem gewohnten Feed – oder zumindest Teilen davon – auf Threads weiter folgen, ohne komplett bei null starten zu müssen. Für Brands und Marketing Teams wiederum könnte das Feature spannend sein, wenn es darum geht, bestehende Communities zu analysieren oder Cross-Plattform-Kampagnen konsistenter aufzubauen.
Spannend dabei: Eine kürzlich veröffentlichte Analyse von Buffer hat gezeigt, dass Threads im Vergleich zu X aktuell sogar das höhere Engagement liefert – zumindest bei Accounts, die aktiv posten und Relevanz aufbauen. Die Ergebnisse und Implikationen für Social-Media-Strategien haben wir im Artikel zusammengefasst.
Threads oder X?
Analyse zeigt, wo dein Content wirklich performt

Lindsey Gamble, Spezialist für Creator Economy, sieht hier ein klares Signal von Meta: Threads will nicht nur ein Zufluchtsort für X-Flüchtlinge sein, sondern aktiv Nutzer:innenbindung über bestehende Beziehungen erzeugen.
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In einer Welt, in der jede Plattform um Aufmerksamkeit ringt, ist das eine nachvollziehbare Strategie.
Threads importiert Beziehungen – aber keine Begeisterung
Meta zeigt mit dem neuen Feature, wie Plattformen heute um die Loyalität ihrer Nutzer:innen kämpfen: nicht mit neuen Inhalten, sondern mit bekannten Verbindungen. Der Datenimport ist clever gedacht, aber nicht unbedingt elegant umgesetzt. Gleichzeitig verweist er auf die größte Schwäche von Threads: das fehlende Creator-Ökosystem und die noch immer brüchige Infrastruktur zur Content-Entdeckung.
Ob dieser Import-Ansatz langfristig für mehr Aktivität sorgt – oder nur ein weiteres Zeichen dafür ist, dass Threads noch immer auf der Suche nach einer eigenen Identität ist – wird sich zeigen. Aber eines ist sicher: Meta hat die Bedeutung des Social Graphs längst erkannt. Und kämpft jetzt um jeden einzelnen Knotenpunkt.