Wie du nach einem Todesfall in der Familie für Mitarbeiter da sein kannst

Der Umgang mit Trauer am Arbeitsplatz fällt vielen Führungskräften schwer. Das kannst du tun, wenn ein Mitarbeiter trauert, weil Angehörige gestorben sind. Zwei Expertinnen geben Rat. The post Wie du nach einem Todesfall in der Familie für Mitarbeiter da sein kannst appeared first on impulse.

Jun 7, 2025 - 02:00
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Wie du nach einem Todesfall in der Familie für Mitarbeiter da sein kannst
Es gibt Situationen, auf die dich kein Führungsseminar vorbereitet. Wenn ein Mitarbeiter die Partnerin verloren hat, die Mutter oder der Vater von einer Arbeitskollegin gestorben ist oder sogar das Kind, dann ist das für alle ein emotionaler Kraftakt: für den Trauernden selbst natürlich, aber auch für die Kollegen und für die Führungskraft. Wie fängt man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach einem Todesfall in der Familie möglichst gut auf? Sollte man auf sie zugehen? Wollen sie überhaupt darüber reden? Wäre es vielleicht doch am besten, einfach weiterzumachen wie zuvor? Was tun, wenn Mitarbeiter einen Todesfall in der Familie haben? Ein Patentrezept, wie man mit Trauernden umgeht, gibt es leider nicht. Mancher verliert unerwartet seinen Partner und schafft es, die Trauer gut zu verarbeiten. Andere stürzen durch den Tod ihres Hundes in eine Lebenskrise. „Jeder Trauerfall ist individuell“, sagt Barbara Koch, Personalchefin der Handwerkskammer Koblenz. Koch und ihre Kollegen haben jahrelang an einem Notfalltelefon beraten und Tipps gegeben, was in einem Trauerfall zu tun ist. Heute hilft sie Unternehmen und andere Institutionen bei Trauerfällen, informiert über mögliche Maßnahmen und vermittelt Kontakte zu Psychologen, Ärzten und Trauerbegleitern, die vor Ort helfen können. Koch sagt: „Es gibt zwar kein Rezeptbuch für den Umgang mit Trauer und Trauernden. Aber es gibt Erfahrungswerte, was man sinnvollerweise tun kann – und was man besser vermeidet.“ Was sagst du beim ersten Kontakt zum Trauernden? Sobald du vom Trauerfall erfährst, drücke deine Anteilnahme aus. Das Mindestmaß, so Barbara Koch, ist ein Kondolenzschreiben. „Das darf dann nicht nullachtfünfzehn sein“, sagt Koch. „Es sollte auch drinstehen: ‚Komm gerne auf uns zu. Wir unterstützen dich.‘ Und dann kommt der Mitarbeiter in der Regel auch.“ Wenn du ein besonders gutes und vertrautes Verhältnis zum Mitarbeiter hast, kannst du ihn auch besuchen. Stehst nicht du, sondern ein anderer Angestellter oder Angestellte dem Kollegen besonders nahe, kannst du diesen fragen, ob er oder sie bei dem Kollegen vorbeigehen möchte. Umgang mit Trauer: Wie viel Fürsorge ist angemessen? Kommt der Mitarbeiter nach dem Todesfall in der Familie wieder zur Arbeit, sollten Chefinnen und Chefs nicht jeden Tag nachfragen, wie es ihm geht, sagt Mirriam Prieß. Die Ärztin und Psychotherapeutin hilft Führungskräften, klug damit umzugehen, wenn Mitarbeiter in Krisensituationen geraten. Die Frage: „Wie geht es Dir?“ ist ohnehin fehl am Platz. Denn wie soll es einem schon gehen, wenn man gerade einen geliebten Menschen verloren hat? Besser ist es zu fragen: „Wie geht es Dir heute?“ – denn so zeigt man, dass man verstanden hat, dass sich der Trauernde gerade von Tag zu Tag hangelt. Genauso wenig solltest du den Betroffenen dazu drängen, detailliert zu berichten, warum oder wie der Angehörige gestorben ist. Wenn der Mitarbeiter aber von sich aus erzählt, dann solltest du zuhören. Was das richtige Maß an Fürsorge ist, hängt ganz vom Mitarbeiter ab: Während sich manche direkt in die Arbeit stürzen, brauchen andere Raum, um sich zurückzuziehen, und möchten erst einmal nicht mit Arbeit überschüttet werden. Prieß rät: Wenn ein Trauernder Grenzen aufzeigt, sollten Chefinnen und Chefs diese einhalten. Sagt er dir beispielsweise, er möchte nicht auf den Verlust angesprochen werden, solltest du das akzeptieren. Was nicht geht: den Trauerfall komplett ignorieren. „Wenn der Trauernde wieder zur Arbeit kommt, auf keinen Fall business as usual machen“, sagt Barbara Koch. Sprich dein Beileid aus und frage, wie du helfen kannst. Welche Hilfe kannst du als Chef oder Chefin anbieten? Hat ein Mitarbeiter einen Todesfall in der Familie, kannst du ihn beispielsweise ein paar Tage lang von der Arbeit freistellen – oder ihm vorübergehend flexiblere Arbeitszeiten oder auch Homeoffice anbieten, sagt Koch. Nicht für jeden passt Trauer und Arbeiten gehen zusammen. Ist etwa der Vater oder die Mutter von einer Arbeitskollegin gestorben, muss sie sich jetzt möglicherweise um viele Dinge kümmern: Angehörige und Versicherungen über den Tod benachrichtigen, die Beerdigung organisieren und eine Wohnung auflösen. Schon mit kleinen Angeboten kannst du der Mitarbeiterin dann zeigen, dass du sie wertschätzt und verstehst, worum sich ihr Leben gerade dreht. Was solltest du NICHT sagen, wenn ein Mitarbeiter trauert? Auch wenn es kein Patentrezept gibt, wie man mit Trauernden umgeht, so gibt es doch Sätze, die man sich verkneifen sollte. Spare dir Kommentare wie „Das Leben geht weiter“ oder „Du wirst schon darüber hinwegkommen“. Das weißt du nicht! Versuche auch nicht, den Trauernden mit Erzählungen aus deinem eigenen Leben abzulenken. Das wird nicht funktionieren. Versuche nicht, etwas positiv zu sehen, was nicht positiv ist, etwa durch Sätze wie: „Es war Gottes Wille.“ Oder: „Deinem Vater geht es jetzt besser, nun hat er keine Schmerzen mehr.“ Oder: „Deine Mutter hatte doch kein Leben mehr, jetzt ist sie erlöst.“ Mit solchen Sätzen sprichst du deinem Gegenüber das Recht ab zu trauern. Trauer und Arbeiten gehen: Wie viel Zeit brauchen Betroffene? Wer jemanden verloren hat, ist möglicherweise beim Arbeiten zunächst nicht ganz bei der Sache: Er macht Fehler, fängt unter Druck oder bei Kritik an zu weinen oder ist ständig krank. Manche fangen sich schnell wieder, andere können auch Wochen oder Monate später noch nicht ihre normale Leistung abrufen. „Trauer braucht Zeit“, sagt Barbara Koch. Du solltest also nicht erwarten, dass Trauernde nach ein paar Wochen wieder genauso ticken wie vorher. Mehr zum Thema Wenn der Mitarbeiter weint „Vorsicht vor Mitgefühl!“ H-I-L-F-E-Konzept Ein Mitarbeiter wirkt psychisch instabil? Das sollten Sie jetzt tun Damit die Probleme des Mitarbeiters den Betrieb nicht belasten, sollten Chefs und Chefinnen das Gespräch suchen. Mirriam Prieß empfiehlt Führungskräften, das Problem unter vier Augen offen anzusprechen, ihre Sorgen zu äußern und zu fragen, was sie tun können. Bei einem Gespräch muss es jedoch nicht bleiben: Sprich deinen Mitarbeiter nach einigen Wochen noch einmal an – und rede darüber, ob sich etwas geändert hat. Es ist wichtig, im Dialog zu bleiben. Bei manchen Trauernden dauert es Jahre, bis sie mit ihrer Trauer besser umgehen können. Verkneife dir daher Kommentare wie „Jetzt muss es doch langsam mal wieder gut sein“ – auch wenn du das denkst. Trauer ist für jeden anders, Druck wird da nicht helfen. Wenn sich ein Mitarbeiter nicht selbst aus der Krise befreien kann, braucht er womöglich professionelle Hilfe. „Als Chef kann man dann durchaus vorschlagen, dass sich der Mitarbeiter Hilfe sucht – also zum Arzt geht oder zum Therapeuten“, sagt Prieß. „Wichtig ist, dass der Hinweis respektvoll und auf Augenhöhe mitgegeben wird, nicht von oben herab oder zwischen Tür und Angel.“ Trauer am Arbeitsplatz: Wie kannst du dein Team vorbereiten? Wenn du vom Trauerfall erfährst, sprich mit deinem Team – denn deine Angestellten haben im Arbeitsalltag möglicherweise mehr mit dem Trauernden zu tun als du selbst und sind unsicher, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Für das Team gilt dasselbe wie für dich: Sag deinen Mitarbeitern, dass sie ihr Beileid aussprechen sollten und den Todesfall nicht ignorieren dürfen. Außerdem kannst du deinem Team empfehlen, den Kollegen zu fragen, wie sie ihn entlasten können. „Wichtig ist, dass der Betroffene nicht plötzlich gemieden wird“, sagt Prieß. Es klingt selbstverständlich, auf einen trauernden Mitarbeiter Rücksicht zu nehmen und zu akzeptieren, dass er sich nicht immer zusammenreißen kann. Doch Barbara Koch weiß, wie wenig Empathie manche Trauernde erfahren: So berichtet sie, dass eine Arbeitnehmerin das Notfalltelefon der Handwerkskammer angerufen hatte, als es für eine Beratung schon zu spät war; sie hatte ihren Job bereits gekündigt, weil ihre Kollegen und Vorgesetzten ihre Trauer um ihren Vater nicht ernst genommen hatten. Im Büro wurde ihr zunächst vorgeworfen, sie habe sich einen schlechten Zeitpunkt zum Trauern „ausgesucht“. Als sie zur Trauerbewältigung zur Kur fuhr, bezeichneten Kollegen das als Urlaub. Zurück im Büro konnte sie diese Behandlung nicht mehr ertragen – und kündigte. Gibt es Anspruch auf Sonderurlaub bei einem Todesfall in der Familie? Stirbt ein naher Verwandter, hat ein Arbeitnehmer grundsätzlich ein Recht auf Sonderurlaub: Laut Paragraf 616 BGB  hat ein Mitarbeiter auch dann Anspruch auf Vergütung, wenn er „für eine verhältnismäßig nicht erhebliche Zeit durch einen in seiner Person liegenden Grund ohne sein Verschulden an der Dienstleistung verhindert wird“. Der Sonderurlaub wird also bezahlt und darf dem Angestellten nicht vom Jahresurlaub abgezogen werden. Wie lange Angestellte im Trauerfall von der Arbeit freigestellt werden, hängt vom Verwandtschaftsgrad ab: Sterben Ehepartner oder Kinder, sind drei bis vier Tage üblich; beim Tod eines Elternteils werden im Regelfall ein bis zwei Tage Sonderurlaub gewährt. Dasselbe gilt, wenn Angestellte Geschwister, den Lebenspartner oder Enkelkinder verlieren. In Arbeitsverträgen und Tarifverträgen können ergänzende Regelungen zum Sonderurlaub stehen. Natürlich können Sie Ihre Mitarbeiter in Trauerfällen auch länger von der Arbeit freistellen – und auch Sonderurlaub gewähren, wenn Freunde, Cousins, Tante oder Onkel sterben (ein Anspruch laut Paragraf 616 BGB besteht in diesen Fällen aber nicht). Wo findest du Unterstützung im Umgang mit Trauer? Die Handwerkskammer Koblenz hat zusammen mit der Universität Bonn eine Handlungshilfe mit Tipps zum Umgang mit Trauernden zusammengestellt. Möchtest du die Hilfe von professionellen Trauerbegleitern in Anspruch nehmen, findest du Kontaktdaten beim Bundesverband der Trauerbegleitung. Ehrenamtliche Trauerbegleiter findest du in Kirchen oder bei Wohlfahrtsverbänden wie den Maltesern oder Johannitern. Der Bundesverband der Trauerbegleitung hat eine Literaturliste zu Trauer und konkreten Trauersituationen zusammengestellt – die Bücher informieren zum Beispiel über Trauerphasen, Suizid eines Familienangehörigen oder den Verlust eines Kindes. Wenn du deine Sorgen telefonisch äußern möchtest, kannst du das anonym bei der Telefonseelsorge Hier erreichst du rund um die Uhr ausgebildete Telefonseelsorger: 0800/111 0 111, 0800/111 0 222 oder 116 123, per Mail und Chat auch unter online.telefonseelsorge.de.

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